
«Es war damit zu rechnen»: Stimmen aus dem Grossen Rat zum Bau 52-Entscheid
Shahed Staub
Nach zwei Stunden Debatte im Grossen Rat genehmigte dieser den Abriss des Bau 52: Mit 50 zu 42 Stimmen stimmte das Parlament dem Bebauungsplan der Roche zu. Die Enttäuschung im linken Lager hielt sich in Grenzen.
Die Roche darf auf dem Südareal bauen: ein Park, ein Besucherzentrum, ein drittes Hochhaus – und dafür auch den altehrwürdigen Bau 52 entfernen. Dies hat eine bürgerliche Mehrheit am Mittwoch im Grossen Rat mit 50 zu 42 Stimmen beschlossen. Der Bau 52 sei veraltet, energetisch ineffizient und für moderne Arbeitsformen ungeeignet, moniert die Roche, die zuvor einen Bebauungsplan mit der Basler Regierung ausgehandelt hatte.
Die linken Parteien Basta, SP und Grüne sowie eine knappe Mehrheit der Bau- und Raumplanungskommission wollten dies verhindern. Jo Vergeat (Grüne) sprach beim Bau 52 von einem schutzwürdigen «Architekturcoup», Fina Girard (Junges Grünes Bündnis) warnte: «Denkmalschutz ist keine Interpretationssache», und Ivo Balmer (SP) bezeichnete die Abbruchpläne der Roche als «aus der Zeit gefallen».
Gutachten sprachen sich für Erhalt von Bau 52 aus
Die 13-köpfige Bau und Raumplanungskommission (BRK) konnte sich im Vorfeld der Grossratsdebatte nicht auf einen Nenner einigen und trat am Mittwoch daher mit einer BRK-Mehrheits- und einer BRK-Minderheitsposition auf. Salome Bessenich (SP), die für die links-grüne BRK-Mehrheit sprach, betonte die Gutachten, die eine Analyse zu einem möglichen Umbau des Bau 52 durchgeführt haben: Die Gutachten hätten gezeigt, dass «unter Berücksichtigung aller Nachhaltigkeitsaspekte der Vergleich zugunsten eines Erhalts ausfallen würde».
«Ein 65-jähriger Turm ist nicht zwingend nicht zukunftsfähig – das zeigen auch andere Beispiele in der Stadt», so Bessenich weiter. Dass der Bebauungsplan nun aber ohne die flankierenden Massnahmen vom Grossen Rat verabschiedet wurde – darunter auch ein öffentlicher Park zwischen Grenzacherstrasse und Solitude-Promenade – löst bei ihr und ihrem SP-Grossratskollegen Ivo Balmer Enttäuschung aus:
Grün und Rot nicht geschlossen
Die Liste der Rednerinnen und Redner im Grossen Rat war am Mittwochmorgen lang. Von Links bis Rechts wurde über die Änderungen im Bebauungsplan des Südareals diskutiert. Am Schluss fiel das Resultat deutlich aus – überraschend deutlich.
Zum klaren Abstimmungsergebnis trugen auch die insgesamt fünf Enthaltungen beim Schlussvoting bei: Mahir Kabakci, Jessica Brandenburger, Tim Cuénod, Edibe Gölgeli und Jérôme Thiriet – allesamt aus dem links-grünen Lager – enthielten sich der Stimme. Schon im Vorfeld war absehbar, dass Links nicht geschlossen für den Änderungsvorschlag stimmen würde: Zu gross, zu wichtig ist der Player Roche für Basel. Auch Bessenich betonte: «Wir wollen Roche kein Exempel statuieren – das Gegenteil ist der Fall.»
Messerli: «Ich habe kein Bedürfnis, durch das Roche-Areal zu laufen»
Freude hingegen im bürgerlichen Lager, in der BRK-Minderheit und bei der Regierung. Esther Keller sieht in diesem Entschluss «ein gemeinsames Statement», dass das Bekenntnis von Roche zu Basel «hochwillkommen» sei. Zudem müsse der Konzern bereits im bestehenden Bebauungsplan Kompromisse hinnehmen.

Auch am Rednerpult wurde deutlich, weshalb SVP, LDP, FDP und Grünliberale in den zusätzlichen Massnahmen keine Notwendigkeit erkennen. So etwa Pascal Messerli (SVP), der keinen Grund für einen öffentlichen Park auf dem Südareal sah (dieser könne gemäss Roche aufgrund von Lärmschutzauflagen nicht für die breite Bevölkerung geöffnet werden): «Ich habe kein Bedürfnis, durch das Roche-Areal zu laufen», so Messerli. Für Adrian Iselin (LDP) hat der Bebauungsplan «strategische Bedeutung für den Kanton» und für FDP-Grossrätin Silvia Schweizer wäre ein Ja zum Änderungsvorschlag ein Einschnitt in das «Vertrauen in die unternehmerische Freiheit» gewesen.
Freude bei der Roche
Die BRK ging nochmals auf die baulichen Gegebenheiten des Bau 52 ein und hielt fest, dass nicht jedes schützenswerte Gebäude auch schützensfähig sei. «Niemand bestreitet die baukulturelle Bedeutung des Bau 52», so BRK-Mitglied und LDP-Grossrat Michael Hug. Doch der Bau sei kein zweites Lonza-Hochhaus, das 2022 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Die Betonstruktur weise Mängel im Erdbeben- und Brandschutz auf, die Geschossdecken seien asbestbelastet, die Fassade sanierungsbedürftig. «Die Schutzfähigkeit ist deshalb nicht eindeutig», fasst Hug zusammen. Dass Roche nun grünes Licht für den Abriss erhält, sieht er als wichtiges Zeichen:
Erleichterung bei Roche
Roche selbst teilte auf Anfrage von Baseljetzt mit, man freue sich darüber, dass der Grosse Rat den Bebauungsplan für das Südareal in Basel beschlossen hat. Damit sei ein mehrjähriger, intensiver Prozess erfolgreich abgeschlossen worden, der in enger Zusammenarbeit mit den Behörden, Fachgremien und politischen Vertretungen von Basel-Stadt entstanden sei.
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