Fast alle ukrainischen Kinder in der Schweiz erhalten Unterricht
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zwei Jahre Krieg
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Fast alle ukrainischen Kinder in der Schweiz erhalten Unterricht

24.02.2024 07:51 - update 24.02.2024 07:52

Baseljetzt

Mit dem Schutzstatus S können geflüchtete Kinder sofort die Schule besuchen. Die Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH) und LCH, der Dachverband der Lehrer:innen, berichten von vielen positiven Erfahrungen.

Laut einer Studie des Uno-Flüchtlingshilfswerks UNHCR vom vergangenen Jahr besuchten im Frühjahr 2023 69 Prozent der ukrainischen Kinder und Jugendlichen zwischen 4 und 16 Jahren ausschliesslich die Schweizer Schule.

Weitere 25 Prozent erhielten zusätzlich Online-Fernunterricht gemäss ukrainischen Lehrplänen. Der Anteil jener, die ausschliesslich am Fernunterricht teilnahmen, war mit 3 Prozent gering.

«Sehr grosse Arbeit»

«Die Integration der Kinder in der Regelschule funktioniert erfreulich gut», erklärt dazu Eliane Engeler, Mediensprecherin der Flüchtlingshilfe. Die Schulen hätten sehr grosse Arbeit geleistet, um die vielen Kinder aufnehmen zu können. Für jene, die sowohl den Schweizer als auch den ukrainischen Unterricht besuchten, könne dies allerdings eine grosse zeitliche Belastung darstellen.

Repräsentative Aussagen dazu, wie gut die Integration funktioniere, könne sie keine machen, teilte Dagmar Rösler, Zentralpräsidentin des Verbandes LCH, auf Anfrage mit. Es gebe aber zahlreiche positive Beispiele, in denen Kinder und Jugendliche in Schulen und Gemeinden integriert wurden. Die Schule leiste in diesem Punkt sehr wichtige Integrationsarbeit.

Vielerorts keine speziellen Klassen mehr

Natürlich sei die Sprache eine grosse Barriere gewesen, wenn es darum gehe, Freunde zu finden und im Alltag anzukommen, so Rösler: «Es gibt Kinder und Jugendliche, die sich sehr schnell die deutsche Sprache aneignen konnten, wieder andere brauchen etwas länger.» Die sogenannten Willkommensklassen mit dem Ziel, dass Kinder sich auf das Lernen der jeweiligen Landessprache und das Leben in einem fremden Land konzentrieren konnten, seien inzwischen an vielen Orten aufgehoben worden.

Angesprochen auf die psychische Belastung der ukrainischen Schülerinnen und Schüler durch den Krieg in der Heimat und das Erleben von Gewalt, verweist Rösler auf die individuellen Unterschiede und die grosse Spannbreite: Einige Kinder könnten sich relativ unkompliziert integrieren, andere hätten Traumata erlitten. Letzteres sei für Lehrpersonen sehr schwierig, da sie keine spezialisierte psychologische Ausbildung hätten. Hier seien Lehrerinnen und Lehrer auf die Unterstützung von Fachpersonen angewiesen.

Hilfe vor Ort

Ein noch viel grösseres Problem ist selbstredend die Traumatisierung von Kindern im Kriegsgebiet selbst. Die Schweizer Kinderrechtsorganisation Terre des Hommes mit Sitz in Lausanne setzt hier einen Schwerpunkt ihrer Arbeit.

«Die Kinder in der Ukraine fühlen sich nicht sicher, egal wo sie sind. Ob im Osten oder im Westen, sie befinden sich in einem dauerhaften Zustand von Trauma und Stress», zitierte die Organisation in einer Medienmitteilung vom Mittwoch ihre stellvertretende Delegationsleiterin in der Ukraine, Olga Dombrovska.

Terre des Hommes bietet Kindern, Jugendlichen und ihren Eltern in der Ukraine psychosoziale Unterstützung an. Nach eigenen Angaben hat die Organisation in den vergangenen zwei Jahren mehr als 50’000 Kinder psychologisch betreut. Zudem richtete sie über 200 kinderfreundliche Räume ein. «Dort können Kinder spielen, lernen und trotz der traumatischen Umstände ein Gefühl von Normalität zurückgewinnen», hiess es im Communiqué. (sda/mhu)

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