
Geflüchtete suchen verzweifelt Lehrstellen
Nathalie Schaffner
Im Sommer beginnen viele Jugendliche ihre Lehrstelle. Für Ukrainer:innen ist es besonders schwierig, einen Ausbildungsplatz zu finden. Doch für Flüchtlinge in Basel gibt es Hoffnung.
Daniella Solopko ist enttäuscht. Sie sucht eine Lehrstelle, erhält allerdings nur Absagen. Die 18-Jährige hat die Schule in der Ukraine abgeschlossen und in der Schweiz zusätzlich eine Privatschule besucht. «Jetzt suche ich eine Lehrstelle als Kauffrau», erzählt Daniella. Sie habe schon über 20 Absagen erhalten. Die Gründe dafür kann sie nur erahnen: «Ich denke, weil ich nicht nur in Deutsch, sondern auch in Französisch nicht so viele Kenntnisse habe.»
Nur sechs Personen haben eine Lehrstelle
Gemäss Ulrich Maier vom Erziehungsdepartement Basel-Stadt haben aktuell sechs Personen aus der Ukraine eine Lehrstelle ab diesem Sommer. Insgesamt sind rund 1’900 Personen dem Kanton Basel-Stadt zugewiesen. Für diese tiefe Zahl gebe es mehrere Gründe. Einerseits sei für viele Ukrainer:innen unsicher, wie ihre Zukunft aussieht und wie es ihren Angehörigen im Heimatland geht. Dies würden langfristige Pläne erschweren. «Das zweite ist, dass es nach wie vor schwierig ist, die Berufsbildung den Personen aus der Ukraine näher zu bringen. Sie kennen keine Berufsbildung in der Art und Weise, wie wir sie haben», erklärt Maier. Ausserdem seien die Deutschkenntnisse bei einigen Personen noch nicht gut genug, um eine Lehre absolvieren zu können.
Jugendliche dürfen Lehrstelle abschliessen
In Städten wie Basel haben es Geflüchtete schwer, einen Job zu finden, wie SRF berichtet. Im März hat der Bundesrat entschieden, die Situation für Jugendliche aus der Ukraine zu vereinfachen. Wenn sie in der Schweiz eine Lehre antreten, so dürfen sie diese abschliessen.
Dies ist auch möglich, wenn ihr Schutzstatus S vor Lehrabschluss aufgehoben werden würde. Dieser Entschluss sei sowohl für die Ausbildungsbetriebe als auch für die Ukrainer:innen wichtig gewesen, wie Ulrich Maier erzählt.
«Wir sind gut im schweizerischen Schnitt»
Gemäss Ulrich Maier vom Erziehungsdepartement ist die Situation in Basel nicht problematisch: «Ich glaube, wir sind gut im schweizerischen Schnitt. Wir sind vielleicht sogar etwas darüber.» Die Bereitschaft der Arbeitgebenden sei da, Personen aus der Ukraine eine Lehrstelle anzubieten. «Der Lehrstellenmarkt läuft bis im August, es ist also noch nichts verloren», sagt Ulrich Maier.
Und so gibt auch Daniella nicht auf: «Ich würde gerne noch eine Schnupperlehre machen in der Schweiz und dann kann ich mich vielleicht nochmals für die Lehrstelle als Kauffrau bewerben.»
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