
Fotos werden anonymisiert: Kamerafahrt durch Basel liefert neue 3D-Strassenbilder
Leonie Fricker
Die letzten Wochen kurvte ein Kamera-Auto durch die Basler Strassen und fotografierte diese aus jedem Winkel. Die 3D-Messungen erleichtern der Kantonsverwaltung die Arbeit und sparen Zeit.
Vielleicht ist der weisse Lieferwagen mit den vielen Kameras auf dem Dach auch an dir vorbeigefahren. Das Messfahrzeug ist aber nicht im Auftrag von Google unterwegs, sondern wurde vom Kanton Basel-Stadt auf die Basler Strassen geschickt. Mit dem Auftrag, alle befahrbaren Strassen abzufahren und davon neue 3D-Strassenbilder zu erstellen. Denn die bestehenden Aufnahmen aus dem Jahr 2020 mussten aktualisiert werden.
Ab Mitte Mai war das Messfahrzeug während rund vier Wochen in Riehen, Bettingen und Basel unterwegs. Insgesamt legte es 550 Kilometer zurück.
Besser als Google Street View
Solche Strassenbilder sind den meisten von Google Street View bekannt. Tatsächlich lassen sich die neuen Bilder des Kantons damit vergleichen. Sie sind aber deutlich aktueller, vollständiger und mit einer riesigen Menge an Daten gefüllt. Zudem sind die 3D-Strassenbilder nicht für alle zugänglich, sondern nur für berechtigte Mitarbeitende der Kantonsverwaltung.
Die Mitarbeitenden des Bau- und Verkehrsdepartements Basel-Stadt (BVD) nutzen die Daten für ganz unterschiedliche Zwecke, erklärt Adrian Moser. Er leitet die Abteilung Geoinformation beim BVD und begleitet das Projekt. Alle paar Jahre fährt das Messfahrzeug durch ganz Basel und liefert neue hochauflösende Bilder und damit neue Daten.
«Die Dokumentation des Strassenraums wird immer wichtiger», sagt Adrian Moser. Man spare damit Zeit und verwaltungsinterne Entscheide können effizienter gefällt werden, wenn man die Strassensituationen vom Schreibtisch aus beurteilen kann. «So können wir Begehungen vorbereiten oder ganz darauf verzichten.»
Borsteinkante vom Schreibtisch aus vermessen
Die 3D-Strassenbilder können aber mehr als nur abbilden, was ist. «Weil sie messbar sind, kann man aus den Bildern Daten herauslesen», erklärt Moser. So lässt sich beispielsweise die Bordsteinkante einer bestimmten Strasse in Basel per Mausklick vom Bürostuhl aus zentimetergenau vermessen. «Mit der Raumdokumentation können wir einen Zwilling der Stadt generieren und mit diesen Daten auch versuchen, die Zukunft zu simulieren.» Objekte werden dreidimensional vermessen und man kann die Bildsituation mit bestehenden Geodaten vergleichen.
Die Mitarbeitenden, die das Tool nutzen, verschaffen sich damit aber in erster Linie einen Überblick über eine Strassensituation, erklärt Projektleiterin Adrienne Hungerbühler. Dank der Panoramakameras auf dem Dach des Messfahrzeugs ist eine 360-Grad-Ansicht jedes Abschnitts möglich. «So sehe ich zum Beispiel, ob es an einer Haltestelle einen Billettautomaten gibt, oder wo sich Signalisationen oder Verkehrsschilder befinden», erklärt Hungerbühler. Auch die Steigung oder das Querprofil einer Strasse lassen sich anhand der Fotos messen.
Die Nutzerinnen und Nutzer können also je nach Interesse eine bestimmte bauliche oder verkehrliche Situation am Computer analysieren. Entweder rein visuell oder mit Unterstützung der Messinstrumente.
Gesichter und Kennzeichen werden verpixelt
Doch wie sieht es mit dem Datenschutz aus? «Die Fotos müssen anonymisiert werden, auch wenn wir sie nur verwaltungsintern verwenden», sagt Adrian Moser. Das bedeutet, dass sämtliche Autokennzeichen und Gesichter, die das Messfahrzeug zufällig aufgenommen hat, unkenntlich gemacht werden müssen. Dies geschieht halbautomatisch, werde aber streng kontrolliert.
Bereits in den Jahren 2014, 2018 und 2020 hat der Kanton das Messunternehmen beauftragt, die Strassendaten in ganz Basel zu erfassen. Neben allen befahrbaren Strassen und Wegen werden jeweils auch die gesamte Basler Innenstadt, grosse Parkanlagen und Friedhöfe befahren. Und das kostet Geld. Die eigentliche Befahrung kostet rund 50’000 Franken. Dazu kommen die Kosten für die Veredelung der Daten inklusive Anonymisierung, was weitere 25’000 Franken kostet. Ist dies geschehen, kostet der Betrieb all dieser Daten den Kanton weitere 30’000 Franken pro Jahr.
Nun sind alle Fahrten mit einer leichten Verzögerung wegen des schlechten Wetters abgeschlossen. In drei Jahren ist das Kamera-Auto dann wieder in Basel unterwegs, wenn der Kanton frische Fotos braucht.
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Stephanie_BS
das ist mal eine sinnvolle investition. sonst wird in basel geld für echt dummes zeugs ausgegeben. schade ist es nicht für alle zugänglich.. so von wegen open data basel