
Friedrich Merz: Merkel-Gegner auf dem Weg ins Kanzleramt
Baseljetzt
Es ist eines der grössten politischen Comebacks in der deutschen Geschichte: 2009 sagte Friedrich Merz nach einem verlorenen Machtkampf mit der damaligen CDU-Chefin Angela Merkel der aktiven Politik Lebewohl.
13 Jahre später wurde er selbst zum Chef der deutschen Christdemokraten gewählt. Nach dem Sieg der CDU/CSU bei der Bundestagswahl vom Sonntag könnte der heute 69-Jährige nun auf seine späten Tage ins Berliner Kanzleramt einziehen.
Merz stammt aus dem bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen. Geboren wurde er im November 1955 in der Kleinstadt Brilon im Hochsauerland, einer zwar ländlich geprägten, aber dank erfolgreicher mittelständischer Unternehmen wirtschaftsstarken Region. Schon als Schüler bei den Christdemokraten engagiert, zog Merz nach einem Jurastudium in die grosse Politik, zunächst 1989 als Abgeordneter im Europäischen Parlament und von 1994 an im Bundestag.
Neuer CDU-Chef
Nach dem Ende der Ära von CDU-Kanzler Helmut Kohl (1982-1998) und den Turbulenzen der CDU-Spendenaffäre wurde Merz 2000 Chef der CDU/CSU-Fraktion und damit Oppositionsführer im deutschen Bundestag. Nach der Wahlniederlage 2002 – mit CSU-Chef Edmund Stoiber als Kanzlerkandidat – musste er diesen Posten für Merkel freimachen. Merz blieb stellvertretender Fraktionsvorsitzender.
2003 machte er Schlagzeilen mit seiner Forderung, eine Steuererklärung müsse in Deutschland so einfach sein, dass sie auf einen Bierdeckel passt. Ende 2004 warf Merz, der als konservativer Gegenspieler Merkels galt, auch als Fraktionsvize hin. 2009 kandidierte Merz nicht mehr für den Bundestag und engagierte sich in der Wirtschaft. Er hatte verschiedene Aufsichtsratsmandate inne und war von 2016 bis 2020 Aufsichtsratsvorsitzender der US-Investmentgesellschaft Black Rock in Deutschland.
Der Weg zurück in die Politik
Den Weg zurück in die Politik fand Merz erst mit Ende der Ära Merkel, die 2018 nicht mehr als CDU-Vorsitzende kandidierte und bei der Bundestagswahl 2021 nach 16 Jahren als Kanzlerin nicht mehr antrat. Die Wahl zum Parteichef gelang Merz allerdings erst im dritten Anlauf Anfang 2022. Vorausgegangen war das Wahldebakel der CDU/CSU mit Kanzlerkandidat Armin Laschet.
Freund und Feind überragt der 1,98-Meter-Mann um Haupteslänge. Merz ist leidenschaftlicher Privatflieger, was ihm in der Umwelt- und Klimadiskussion auch Kritik einbrachte. Verheiratet ist der Jurist mit einer Juristin, seine Frau Charlotte Merz ist Direktorin des Amtsgerichts in Arnsberg (NRW). Das Paar hat einen Sohn und zwei Töchter. Bei einer TV-Diskussion mit Kanzler Olaf Scholz am Mittwoch vor der Wahl nannte Merz auf die Frage nach persönlichen Schicksalsschlägen den frühen Tod von zweien seiner drei Geschwister.
In einer TV-Viererrunde zwei Tage zuvor hatte Moderator Günther Jauch den Bierdeckel von 2003 mit dem Steuerkonzept präsentiert, der es längst ins Haus der Geschichte in Bonn geschafft hat. Jauch passierte ein Malheur, denn das gute Stück fiel zu Boden. Aber Museumsdirektor Harald Biermann versicherte, dass Deutschlands berühmtester Bierdeckel unbeschädigt blieb. (sda/lab)
Mehr dazu
Feedback für die Redaktion
Hat dir dieser Artikel gefallen?
Kommentare
Dein Kommentar
Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise
Kommentare lesen?
Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.
spalen
heute wurde ein mann von gestern für die probleme von morgen gewählt.
finde die sollbruchstelle