Fünf Prozent des weltweiten Gletschereises sind bereits geschmolzen
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Fünf Prozent des weltweiten Gletschereises sind bereits geschmolzen

19.02.2025 19:03 - update 19.02.2025 17:43

Baseljetzt

Fünf Prozent des weltweiten Gletschereises sind bereits geschmolzen. Zwischen 2000 und 2023 gingen pro Jahr im Schnitt 273 Milliarden Tonnen Eis verloren, zeigt eine Studie in der Fachzeitschrift «Nature».

«Die Eisschmelze der Gletscher entspricht damit jedes Jahr dem Wasserverbrauch der gesamten Weltbevölkerung in 30 Jahren», sagte Studienleiter Michael Zemp von der Universität Zürich (UZH) der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Er rechnete dabei mit einem Wasserverbrauch von drei Litern pro Person und Tag.

Der Gletscherschwund hat sich dabei rapide beschleunigt. So schmolz ab 2012 durchschnittlich 36 Prozent mehr Eis pro Jahr als in der ersten Hälfte des Untersuchungszeitraums.

Für die Studie hat der an der UZH ansässige «World Glacier Monitoring Service» (WGMS) Daten von Satelliten und Feldmessung aus der ganzen Welt zum Gletscherschwund gesammelten, homogenisiert, kombiniert und analysiert. Obwohl es an sich nicht Neues ist, dass Gletscher schmelzen, sind solche neuen Untersuchungen laut Zemp wichtig, um zu wissen, mit welchen Schäden und Änderungen wir rechnen müssen. «So können wir präzise voraussagen, wo bis wann was passieren wird», sagte der Forscher.

Meeresspiegelanstieg mit Folgen

Insgesamt haben schmelzende Gletscher damit den Meeresspiegel seit 2000 um 18 Millimeter ansteigen lassen. Pro Jahr entspricht das etwa 0,75 Millimeter. «Es ist ein kleiner Anstieg, der aber massive Auswirkungen hat», so Zemp. «Mit jedem Millimeter Meeresspiegelanstieg werden bis zu 300’000 zusätzliche Menschen einmal im Jahr überflutet.»

Gletscher seien damit nach der Erwärmung der Ozeane der zweitgrösste Verursacher für den steigenden Meeresspiegel. Das Schmelzen des Grönland-Eisschildes, des antarktischen Eisschildes und die Wasserspeicherung an Land trugen bisher weniger dazu bei.

Europäische Gletscher besonders betroffen

Besonders schlecht geht es dabei den Gletschern in den europäischen Alpen. Sie haben der Studie zufolge bereits 39 Prozent ihrer Masse verloren. Das deckt sich auch mit den Zahlen zur Schweizer Gletscherschmelze. Die Schweizer Gletscher haben Daten des Schweizer Gletschermessnetzes Glamos zufolge zwischen 2000 und 2024 rund 38 Prozent an Volumen verloren.

Auch die Gletscher im Kaukasus (-35 %), Neuseeland (-29 %), Nordasien (-23 %), Westkanada & USA (-23 %) und die tropischen Gletscher (-20 %) haben hohe Verluste erlitten.

Da es global gesehen bei uns relativ wenig Eis gebe, hätten die europäischen Gletscher aber vergleichsweise wenig zum Meeresspiegelanstieg beigetragen, erklärte Zemp. Für rund einen Millimeter Anstieg seien die europäischen Gletscher verantwortlich. Auf den antarktischen Inseln sei mit zwei Prozent zwar relativ gesehen wenig Eis verloren gegangen. Mit ihren viel grösseren Gletscherflächen seien sie aber trotzdem die Hauptverursacher des Anstiegs des Meeresspiegels.

«Jedes Zehntelgrad zählt»

«In den europäischen Alpen werden die Gletscher bei dieser Schmelzrate das Jahrhundert nicht überstehen», stellte Zemp klar. «Der Schaden ist angerichtet», so der Forscher. «Selbst wenn wir das Klimaproblem heute lösen würden, würden die Gletscher weiter schmelzen». Denn Gletscher reagieren laut dem Forscher mit einer Verzögerung auf Klimaveränderungen. Bis 2050 werden laut Zemp weitere 10 bis 20 Prozent des Gletschereises verloren gehen.

In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts jedoch hänge das Ausmass des weiteren Gletscherschwunds stark von unserem Handeln ab. Ohne wirksame Klimaschutzmassnahmen könnten bis zum Jahr 2100 bis zu 50 Prozent des Gletschereises verschwunden sein. Mit entschiedenen Gegenmassnahmen könnte dieser Wert auf etwa 25 Prozent begrenzt werden, so Zemp. «Da zählt jedes Zehntelgrad», betonte der Forscher. (sda/daf)

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Kommentare

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20.02.2025 10:08

Sonnenliebe

Das ist schon bedenklich und doch gibt es leider immer noch viele, die den Klimawandel leugnen. Da ist dringend Handlungsbedarf.

1 1
20.02.2025 11:06

Nachdenken

Ohje, ein typischer Kommentar von einem Klima-Gläubigen. Erneut: Der Klimawandel existiert seit Millionen von Jahren, in der Vergangenheit sogar mehr als heute. Aus diesem Grund war Grönland (Greenland) früher grün.

0 1
20.02.2025 12:23

Sonnenliebe

Natürlich bedingte Veränderungen des Klimas hat es in der Erdgeschichte schon immer gegeben: Längere Perioden mit hohen Temperaturen haben sich im Laufe der Zeit mit kälteren Perioden abgewechselt. Diese Tatsachen nutzen Klimaskeptiker wie Sie als Aussrede für das was heute geschieht mit der Natur.

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