Gedruckte Reiseführer: Comeback im Schatten der Digitalisierung
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Gedruckte Reiseführer: Comeback im Schatten der Digitalisierung

01.10.2024 16:16 - update 03.10.2024 17:00
Laura Pauli

Laura Pauli

Früher unverzichtbar, heute oft übersehen: der klassische Reiseführer. Doch wie kann er sich in einer Welt behaupten, in der digitale Karten und Reise-Apps dominieren?

1793 erschien in der Schweiz der erste Reiseführer, wie Mairdumont berichtet. Das Konzept des Reiseführers revolutionierte damals den Tourismus. Ein Wandel, der auch nach über 200 Jahren noch spürbar sei, sagt Franziska Stocker, Mitglied der Geschäftsleitung von Bider & Tanner. Doch die Frage bleibt: Wie kann der Reiseführer heute mit der Digitalisierung Schritt halten?

Pandemie sorgte für Rückgang

Während der Pandemie verschwanden die Reiseführer fast vollständig aus den Regalen, erzählt Stocker: «Einzige Ausnahme waren die Karten für die Schweiz selbst, denn ins Ausland konnte man ja gar nicht reisen».

Inzwischen habe sich das Reisen normalisiert, auch das Fliegen sei wieder im Trend – «mit oder ohne Klimawandel», so Stocker. Eine bemerkenswerte Veränderung sei jedoch bei der Nutzung von Reiseführern zu beobachten: «Fakt ist, dass seit dem Wiederaufleben des Reisens viel weniger Reiseführer genutzt werden». Dies ist unter anderem auf die zunehmende Nutzung von GPS-Karten und Online-Informationen zurückzuführen.

Zudem werden gedruckte Reiseführer für Nahziele seltener gekauft. «Wir sprechen bei uns in der Länderabteilung von einem Rückgang im Reiseführersegment von rund 20 Prozent», so Stocker.

Vieles sei als Buch oder Karte gar nicht mehr erhältlich, erzählt Stocker: «Wenn der Markt nicht mehr da ist, können wir es auch nicht mehr verkaufen.» Als Beispiel nennt sie die Hotel- und Restaurantführer, die fast alle verschwunden seien. Hier verweisen die Verlage klar auf das Internet, weil dieses stets aktuell ist.

Die Branche hat sich stabilisiert

Nach der Corona-Pandemie hat es einige Zeit gedauert, bis sich der Markt für Reiseführer wieder stabilisiert hat. «Im Moment sind wir aber wieder da, wo wir vor der Pandemie waren», meint Stocker. Die meisten grossen Reiseverlage aktualisieren ihre Reiseführer wieder regelmässig – entweder jährlich oder alle zwei Jahre. Diese Kontinuität ist entscheidend, um mit der schnellen Entwicklung in der Reisebranche Schritt zu halten und den Ansprüchen der Reisenden gerecht zu werden.

Trotz der Dominanz digitaler Hilfsmittel erleben gedruckte Reiseführer eine kleine Renaissance. «Viele Kunden kommen auch, nachdem sie schlechte Erfahrungen mit dem reinen Gebrauch von GPS und Internet gemacht haben, darauf zurück, sowohl die neuen Medien als auch die klassischen Reiseführer und Landkarten in Kombination zu verwenden», erklärt Stocker. Das Bedürfnis nach verlässlichen Informationen, die nicht von einer stabilen Internetverbindung abhängig sind, lässt viele Reisende wieder zum traditionellen Buch greifen.

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Kommentare

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03.10.2024 19:59

Thomy

👍

0 1
03.10.2024 11:50

pserratore

👍

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