KI-Reiseführer durch Basel: Das taugen die Vorschläge von ChatGPT
©Bild: Openart (KI-generiert)
Tourismus
Basel-Stadt

KI-Reiseführer durch Basel: Das taugen die Vorschläge von ChatGPT

02.10.2024 11:58 - update 02.10.2024 15:38
Laura Pauli

Laura Pauli

KI als Reiseführer – das geht! Aber wie zuverlässig sind die Vorschläge von ChatGPT und Co.? Der Selbsttest in Basel.

London, Paris oder doch Helsinki? Städtetrips im In- und Ausland sind beliebt wie eh und je. Dank KI soll jetzt auch die Reiseplanung zum Kinderspiel werden – selbst für unerfahrene Reisende erstellt ChatGPT komplette Reisepläne. Aber taugen die auch was?

Um das zu beurteilen, probieren wir es in einer Stadt aus, die wir in und auswendig kennen. Basel-City, dängg!

Altstadt-Highlights mit KI

Hier der Auftrag an ChatGPT:

Als erstes hat mir die KI einen Spaziergang durch die Altstadt empfohlen. Damit fange ich an. Schliesslich hat mir die Künstliche Intelligenz den Marktplatz mit dem roten Rathaus angepriesen.

Als jemand, der Basel gut kennt, muss ich sagen: Die KI trifft durchaus einige Klassiker der Stadt. Der Spaziergang durch die Altstadt und der Marktplatz mit dem Roten Rathaus gehören ohne Frage zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten. Doch was ist mit den weniger offensichtlichen, aber ebenso faszinierenden Orten, die man als Ortskundiger schätzt? Auf diese Frage werden wir zurück kommen.

Tourismus und Digitalisierung

Nächste Station: die Terrasse des Basler Münsters. Wie von der KI be-, respektive empfohlen, bestaune ich die «wunderschöne Architektur und die herrliche Aussicht auf die Stadt». Um mich herum sind viele andere Tourist:innen, die wohl auch ohne KI den Weg auf die Pfalz gefunden haben.

Dominic Stöcklin, Head of Marketing bei Basel Tourismus, erklärt, dass sich die Reisebranche schon lange mit der Digitalisierung auseinandersetzt: «Destinationen werden heute über Buchungs- und Vergleichsportale gesucht, was auch die Orientierung vor Ort beeinflusst.» Organisationen wie Basel Tourismus müssten sich laufend anpassen, um diese Informationen zur Verfügung zu stellen, so Stöcklin weiter.

Da es immer mehr Plattformen gibt, werde diese Aufgabe immer komplexer: «Früher war es vor allem Facebook, heute sind Plattformen wie Instagram, TikTok und WhatsApp entscheidend. Wenn man in einer fremden Stadt ist, nutzt man oft soziale Medien, und der offizielle Auftritt kann dabei helfen. Ausserdem haben wir einen Chatbot namens Theo, der wie ein Mensch interagiert und Fragen beantworten kann», fügt Stöcklin hinzu. Ziel sei ein personalisiertes Angebot für die Besuchenden.

Stefan Künzle, Head of Digital Management von Schweiz Tourismus findet diese Entwicklung «überaus erfreulich». «Damit können Kosten gespart werden. Gleichzeitig wird der Service für Reisende und Interessierte besser». Trotz dieser positiven Aspekte, ist etwas augenfällig: Die Empfehlungen der KI, wie der Besuch des Basler Münsters, sind zwar hilfreich, aber auch erwartbar.

Läckerli zum Zmittag: Wie brauchbar sind die Infos?

Weiter geht’s mit meiner KI-Tour. Nach einem Vormittag voller Entdeckungen habe ich Hunger. ChatGPT empfiehlt, diesen mit Basler Läckerli zu stillen. Naja, typisch Basler, aber wohl kaum als Mittagessen, oder? Hier wäre ich als unwissende Touristin zum ersten Mal in die Falle getappt. Man stelle sich vor, ich hätte im Braunen Mutz eine Portion Basler Läckerli bestellt.

Laut Stefan Künzle ist es schwierig, solche Fehler zu vermeiden, da die Möglichkeiten, Informationen zu steuern oder auch die Aktualität zu berücksichtigen, sehr begrenzt sind. «Es reicht nicht, einfach ein Standard-KI-Modell auf die eigene Website zu stellen. Es muss auch mit eigenen Inhalten gefüttert und richtig gesteuert werden. Ein Restrisiko von ‹Halluzinationen›, also falschen Informationen, bleibt aber immer», meint er.

Künzle erklärt weiter, dass immer die Gefahr besteht, dass Informationen veraltet sind: «Obwohl die Datenquellen von KI manchmal sichtbar sind, gibt es nie vollständige Transparenz. Selbst wenn man sehen könnte, welche Quellen von der KI konsultiert wurden, würde dies nur bedingt helfen, da KI nicht in Echtzeit lernt».

Das bedeutet also, dass ich möglicherweise nicht immer die aktuellsten Veranstaltungen oder Ausstellungen angezeigt bekomme. Für einen Tagesausflug in einer neuen Stadt vielleicht nicht dramatisch, aber es ist trotzdem wichtig, sich dieses Limits bewusst zu sein.

Vorteile dank KI

Nach meinem kleinen «Mittagssnack» spaziere ich noch ein wenig am Rhein entlang und nehme die «traditionelle Rheinfähre» über den Rhein. Nächstes Ziel laut KI: Kunstmuseum. Der nächste «Klassiker» in der KI-Empfehlung. Und damit zurück zu den versteckten Perlen. Denn genau hier sieht Künzle die KI-Empfehlungen kritisch. KI-Large Language Models (LLMs), die darauf trainiert sind, menschliche Sprache zu verstehen und zu generieren, bevorzugen aufgrund statistischer Daten grundsätzlich die populärsten Informationen.

Abendliche Reflexion

Den Abend lasse ich wie empfohlen entspannt auf dem Spalenberg ausklingen, der letzten Station meines Aufenthalts in Basel. Während ich die Atmosphäre dieses charmanten Viertels geniesse, wird abgerechnet: Kann ich den KI-Empfehlungen auch in Oslo, Liverpool oder Tallinn guten Gewissens vertrauen, wo ich die Wahrzeichen jetzt nicht einfach so aus dem Ärmel schütteln kann? Die Antwort: Ja!

Denn eigentlich hat ChatGPT den Nagel für einen Ein-Täger ziemlich auf den Kopf getroffen. Münster – Kunstmuseum – Fähre – Spalenberg: Da hat man schon einiges von Grossbasel gesehen. Das Kleinbasel fehlt aber komplett bei den KI-Empfehlungen.

Ganz allgemein: Die verborgenen Schätze sind nicht dabei – aber hey, die kommen in der Regel sowieso erst an Tag 2, 3 oder 4 dran, oder? Bis dann hat man hoffentlich eine nette lokale Bekanntschaft gemacht, der man die Insider-Tipps entlocken kann ;-).

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Kommentare

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03.10.2024 04:55

pserratore

👎👎👎

2 1
02.10.2024 12:42

Sonnenliebe

KI birgt auch Gefahren…

3 0

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