Hackerangriff beim ESC in Basel: Extremistische Inhalte in der Arena Plus
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Kriminalität
Schweiz

Hackerangriff beim ESC in Basel: Extremistische Inhalte in der Arena Plus

23.07.2025 11:42 - update 23.07.2025 19:50

Annina Amrein

In der Arena Plus ist es während des ESC in Basel zu einem schwerwiegenden Vorfall gekommen: Für wenige Sekunden war auf den Bildschirmen im St. Jakob-Park ein Spendenaufruf für eine islamistische Gruppierung zu sehen, wie die bz berichtet.

Die etwa 36’000 Zuschauerinnen und Zuschauer im Stadion bemerkten die Einblendung während der Show offenbar nicht. Doch Videoaufnahmen, die bislang noch auf Youtube verfügbar sind, belegen, dass der Spendenaufruf tatsächlich auf dem Videowürfel und den grossen Leinwänden zu sehen war, schreibt die bz. Der Vorfall ereignete sich am Samstag, dem 17. Mai, im Rahmen des ESC-Finals im St.Jakob-Park. Auf den Bildern zu erkennen: ein schwarzes Banner, das von der Terrormiliz «Islamischer Staat» (IS) genutzt wird.

Die eingeblendete Botschaft enthielt unter anderem den Satz: «Fund The Islamic Struggle Without Leaving a Trace», übersetzt etwa: «Finanziere den islamischen Kampf, ohne Spuren zu hinterlassen.» In grünem Text folgt eine Erklärung auf Englisch. Die Urheber bezeichnen sich als eine Gruppe junger Muslime und Konvertiten, die eine neue Frontlinie bilden wolle – sowohl in den USA als auch weltweit. Klassische Spendenkampagnen seien zu auffällig, weshalb man sich für den Weg über das Internet entschieden habe.

Hackerangriff beim ESC in Basel: Extremistische Inhalte in der Arena Plus
Bild: bz/Screenshot Youtube

Unter der Erklärung sind eine E-Mail-Adresse, eine Buchstaben-Zahlen-Kombination, vermutlich eine Bitcoin-Wallet, sowie ein religiöser Gruss auf Arabisch zu sehen. Das schwarze Banner im Hintergrund zeigt die Schahada, das islamische Glaubensbekenntnis. An sich ist die Schahada unproblematisch – sie findet sich etwa auf der Flagge Saudi-Arabiens. Die dargestellte Version in weisser Schrift auf schwarzem Grund wird jedoch häufig von Terrororganisationen wie dem IS, al-Qaida oder den Taliban verwendet.

Youtube-Videos verschwinden plötzlich

Warum der Vorfall erst verspätet bekannt wurde, liegt auch daran, dass die zuständigen Stellen zunächst nicht kommunizierten: Weder die Host City Basel, noch die SRG als Veranstalterin oder die European Broadcast Union (EBU) informierten die Öffentlichkeit. Erst durch den kroatischen Reiseblogger Ivan Kralj kam der Vorfall ans Licht. Er hatte den Auftritt von Baby Lasagna gefilmt und das Video auf Youtube hochgeladen – nur um wenige Tage später von der Plattform informiert zu werden, dass der Clip gesperrt wurde.

Er habe die Host City Basel kontaktiert, aber zunächst keine Antwort erhalten. Erst Anfang Juli meldete sich Christoph Bosshardt, Leiter des Basler Standortmarketings, bei ihm zurück. Man habe sofort Massnahmen eingeleitet, nachdem der Vorfall bekannt wurde.

Rechtlich gesehen stellt ein öffentlicher Aufruf zur Unterstützung einer terroristischen Organisation in der Schweiz eine Straftat dar. Dennoch wurde bislang keine Anzeige durch die Behörden erstattet. Die Kantonspolizei Basel-Stadt teilte mit, sie habe keine Kenntnis von dem Vorfall. Laut Christoph Bosshardt sei der Antrag zur Löschung der Youtube-Videos von der Cybercrime-Abteilung des Kantons Baselland gestellt worden.

Australischer Zulieferer im Fokus

Die eingeblendeten Videosequenzen, zum Song «Rim Tim Tagi Dim» von Baby Lasagna, stammen offenbar von einem externen Anbieter aus Australien. «Die Videoeffekte wurden zwar von uns zusammengestellt, die zuständige Person hatte das Rohmaterial aber bereits vor einigen Jahren erworben», erläutert Bosshardt gegenüber der bz. Das betreffende Unternehmen sei inzwischen informiert worden.

Bitcoin als Spendenkanal für Terroristen

Der im Stadion eingeblendete Spendenaufruf ist in der Forschung kein Unbekannter. Er gilt als einer der ersten dokumentierten Fälle, bei dem Kryptowährungen – konkret Bitcoin – zur Finanzierung islamistischer Aktivitäten genutzt wurden. Die entsprechende Website wurde bereits 2012 im Darknet eingerichtet und war bis etwa 2020 aktiv.

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