
Herzog & de Meuron verlieren Top-Auftrag in Vancouver
Stefan Zischler
Wegen explodierender Kosten entzieht das Kunstmuseum in Vancouver den weltbekannten Basler Architekten Herzog & de Meuron das Projekt. Es ist nicht das erste ihrer Projekte, welches das Budget sprengt.
Die Basler Architekten Herzog & de Meuron gehören zu den bekanntesten ihres Fachs und haben Bauwerke in der ganzen Welt. Die kanadische Stadt Vancouver wird die Liste aber zumindest nicht verzieren können.
Wie der «Blick» berichtet, stoppte das Kunstmuseum in Vancouver den Museumsneubau, weil die geplanten Kosten in die Höhe schiessen. Aus den ursprünglich berechneten 250 Millionen Franken sind die Kosten um 50 Prozent auf 375 Millionen Franken gestiegen.
Grosse Pläne – langsamer Start – schneller Stop
Das eindrucksvolle Bauwerk sollte neun unterschiedlich grosse Stockwerke tragen und eine Kupferfassade schmücken, welche an indigene Webtechniken erinnert.
Der Bau konnte aber erst März dieses Jahres beginnen. Zehn Jahre nach Ankündigung des Projekts. Im August wurden die Bauarbeiten aber schon wieder gestoppt und die Kosten neu berechnet. Durch die Zusatzkosten von über 100 Millionen musste das Projekt gestoppt werden, auch wenn laut Fachplattform Artnet bereits 40 Millionen investiert worden waren.
Die Gallerie teilte mit, dass sie die «schwere Entscheidung» getroffen habe, sich von den Architekten Herzog & de Meuron zu trennen. Einer der Gründe, die sie anführen, ist die Inflation, die das Museum stark unter Druck gesetzt habe. Das Kunstmuseum ist nun auf der Suche nach neuen Architekten.
Für Herzog & de Meuron sei das ein «bedauerlicher Entscheid», wie die Architekten auf Anfrage mitteilen. Sie hätten die Zusammenarbeit mit der Vancouver Art Gallery «sehr geschätzt». Trotzdem «wünschten sie dem Museum und den Unterstützern alles Gute auf ihrem weiteren Weg».
Berlin, Zürich, Hamburg jetzt auch Vancouver
Das Grossprojekt in Kanada ist nicht das erste Projekt der Basler, für das weit tiefer ins Portemonnaie gegriffen werden muss als gedacht. Das gravierendste Beispiel ist die Elbphilharmonie in Hamburg, wo sich die ursprünglichen Kosten von 77 Millionen auf 278 Millionen Euro verzehnfacht haben. Der Untersuchungsausschuss der Stadt machte verschiedene Parteien für die Kostenexplosion verantwortlich, darunter Herzog & de Meuron.
Als weitere Beispiele ist das Berliner Museum des 20. Jahrhunderts und das Kinderspital in Zürich-Lengg zu zählen. Die Kosten stiegen dort jeweils von 200 auf 450 Millionen Euro und von 600 auf 760 Millionen Franken auf.
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