
Hitze auf der Stirn und Vorfreude im Bauch
David Frische
Die Fussballschweiz brennt auf den EM-Start – und das in jeder Hinsicht. Bei rund 37 Grad schwitzten das Schweizer und das norwegische Fanlager dem Kickoff des Eröffungsspiels entgegen. Die Stimmung bei den Nati-Fans: verhalten positiv.
Da eine Wasserflasche, dort ein Schattenplätzchen. Und Bier gab es auch schon mehr. Zu heiss ist es wohl kurz vor 15 Uhr auf dem Barfi. Gleich geht es los mit dem Rahmenprogramm zur EM 2025 in der Fanzone. Ein Auftritt des demnächst antretenden neuen Präsidenten des Schweizerischen Fussballverbands, Peter Knäbel, ist geplant. Doch noch wird an den Reglern des Mischpults für die Bühnenlautsprecher gedreht und herumprobiert. Der Sound will noch nicht stimmen. Ob wohl auch die dunkelschwarzen Boxen zu heiss haben?

Das Fan-Aufkommen ist in der brütend heissen Nachmittagssonne auch noch überschaubar. Oder wie es eine ARD-Reporterin in einer Liveschaltung nach Deutschland ausdrückt: «Um ehrlich zu sein, ist hier noch nicht allzu viel los. Aber man muss auch sagen: Es ist sooo heiss!». Die Gruppe an Nati-Fans zu ihrer Linken lässt sich die Stimmung von der Hitze aber nicht drücken: «Hopp Schwiz, hopp Schwiz!», singen sie lauthals und bei bester Laune.

Stimmung gut, Prognosen vorsichtig
So geht es auch einer Familie aus Stein am Rhein (SH). Zufrieden sitzt sie auf der Treppe des Stadtcasinos, wo es schattig ist und eine leichte Brise um den Nacken weht. Die Vorfreude steht den Eltern und den zwei Kindern ins Gesicht geschrieben. Sie besuchen zum zweiten Mal ein Spiel der Frauen-Nati im Stadion. Dass noch nicht so viele Fans versammelt sind, nehmen sie gelassen. «Es ist noch früh», sagt der Vater André. Es lebe sich trotz hoher Temperaturen «gut», ergänzt Sohn Sandro und hält seinen Becher mit einem eisgekühltem Mojito hoch. Hitze hin oder her, sie fiebern dem Nati-Spiel am Abend entgegen.
Das tun auch Lea und Hannah aus Zeglingen. Wegen der Hitze sind sie ins kühle Stadtcasino geflüchtet und vertreiben sich die Zeit am Töggelikasten. «Gegen Abend kommen bestimmt noch mehr Leute», ist sich Hannah sicher. Nur verhalten optimistisch ist Kollegin Lea, wenn es um den Resultattipp fürs Spiel gegen Norwegen geht: «Ich glaube, es geht 1:1 aus – oder wenn es gut kommt, ein glückliches 2:1». Hannah traut der Nati nur ein Unentschieden zu. «Aber vielleicht überraschen sie ja…».
Raus zurück auf den Barfi in die Gluthitze. Davon völlig unbeeindruckt ist ein Fan, der wohl niemandem auf dem Platz unbemerkt bleibt. Mit Käsehut und Schweizer Anzug – langärmlig versteht sich – steht er zufrieden grinsend mitten in der prallen Sonne und trinkt ein kühles Somersby aus der Dose. Im Hintergrund spielt mittlerweile ein DJ lockere Hits. «Das Kostüm hilft bei der Hitze nicht gross, muss ich sagen», sagt Michi aus Pfäffikon SZ mit purer Ironie. Er brennt auf das Spiel. Zum ersten Mal sieht er heute Abend die Frauen-Nati im Stadion spielen, nachdem er die Spiele der Männer schon mehrfach besucht hat. Seit eineinhalb Stunden harre er bereits in der Hitze aus. «Ich spüre es.»
Seine Resultatprognose fürs Eröffnungsspiel? «Ich glaube, es wird schwierig. Einen Punkt würde ich nehmen, einen Sieg für die Schweiz sowieso… Ich sage jetzt einfach mal: 1:0 für die Schweiz!». Geht doch.

Bild: Baseljetzt
Die Wikinger trotzen der Hitze
Die gute Laune muss man bei den norwegischen Fans ebenfalls nicht suchen. Wir treffen Tomas in der Fanzone am Messeplatz. Bei bester Stimmung sitzt der Norweger zusammen mit Landsleuten an einem Festbank und trinkt Bier. Wegen der Hitze hat er das T-Shirt gleich weggelassen, eine Norwegen-Flagge und ein Plastikhelm mit Wikingerhörnern muss reichen.
Tomas reist gerne an die Spiele der norwegischen Nationalmannschaft, sowohl an jene der Frauen und der Männer. Die Hitze macht ihm nicht viel aus. «Ich tippe ein 3:1 für Norwegen heute Abend», sagt er siegessicher. Norwegen habe ein sehr starkes Team. Jetzt gelte es, das Potenzial auch auf den Platz zu bringen.
Auf dem Messeplatz ist deutlich mehr los als in der Basler Innenstadt. Die Fanzone mit Familienprogramm, bestehend aus Torwandschiessen, Rutsche und Fussballplatz, scheint die Leute anzulocken.
Legenden-Glanz auf dem Messeplatz
Und dann steht am frühen Abend noch ein gut gereifter Fussball-Leckerbissen auf dem Programm: Ein Team aus Schweizer Nati-Legenden trifft auf eine Auswahl an bekannten Schweizer Schriftsteller:innen. In ungezwungener Atmosphäre machen Fussballgrössen wie Stéphane Chapuisat, Andy Egli, Jörg Stiel, Marco Walker und Erni Maissen ihre Aufwartung. Spätestens da sollte trotz Hitze das Fussballfieber bei den Fans steigen. Fürs Eröffnungsspiel ist also alles angerichtet.
Mehr dazu
Feedback für die Redaktion
Hat dir dieser Artikel gefallen?
Kommentare lesen?
Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.
Kommentare
Dein Kommentar
Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise