«Ich vermeide den ÖV, wann immer es geht»
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Barrierefreiheit
Basel-Stadt

«Ich vermeide den ÖV, wann immer es geht»

26.06.2023 18:20 - update 26.06.2023 18:21
Florian Scheller

Florian Scheller

Für Menschen im Rollstuhl ist eine Fahrt im Tram oder Bus ein unerfreuliches Erlebnis. Trotz gesetzlicher Vorschriften ist nur jede siebte Bushaltestelle barrierefrei. Der Regierungsrat verspricht Besserung.

Für Sonja Häsler werden alltägliche Dinge schnell zur Herausforderung. Das liegt daran, dass die Welt um uns herum nicht auf Menschen mit Behinderung ausgerichtet ist. Beim Einkauf im Supermarkt sind viele Produkte für Rollstuhlfahrer unerreichbar. Das Einsteigen in Bus oder Tram ist an vielen Haltestellen nur mit Hilfe möglich. Das erlebt Sonja Häsler täglich.

Eigentlich müssten laut Behindertengleichstellungsgesetz bis Ende des Jahres alle Haltestellen selbstständig zugänglich sein. Das bedeutet, dass mobilitätseingeschränkte Personen ohne Hilfe in öffentliche Verkehrsmittel ein- und aussteigen können. Es zeigt sich, dass diese Vorgabe kaum umsetzbar ist. «Auch die Basler Regierung hat frühzeitig darauf hingewiesen, dass der Kanton die Fristen nicht einhalten kann», heisst es in einer Pressemitteilung. Auch wenn in den letzten Jahren ein Umdenken stattgefunden habe, seien Ende 2021 erst 27 Prozent der Tram- und Kombihaltestellen und jede siebte Bushaltestelle hindernisfrei gewesen.

Der schwierige Zugang hat Folgen

Die Tatsache, dass man bei der Benutzung von Strassenbahn und Bus in vielen Fällen auf fremde Hilfe angewiesen ist, bleibt nicht ohne Folgen. «In der Stadt meide ich die öffentlichen Verkehrsmittel, wann immer es geht», sagt Sonja Häsler. Eigentlich würde sie öfter mit Bus oder Tram fahren, doch die fehlende Barrierefreiheit mache dies kaum möglich.

«Es ist schon verrückt. Wenn man mit diesen Menschen spricht und mit ihnen die Stadt erlebt, merkt man, dass überall Handlungsbedarf besteht», sagt der Basler Regierungspräsident Beat Jans. «Es gibt so viele Orte, an denen Menschen mit Mobilitätseinschränkungen nicht hinkommen.»

Doch die aktuelle Situation zeigt: Trotz des Erreichten ist noch viel zu tun, bis alle Menschen in der Gesellschaft gleichberechtigt sind. Oder wie es die Baselbieter Regierungsrätin Monica Gschwind ausdrückt: «Ich glaube, dass wir noch sehr viele Schritte machen müssen, damit Menschen mit einer Behinderung wirklich ein selbstbestimmtes Leben in allen Bereichen führen können».

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27.06.2023 08:09

Zimtstaernli

I hoff das au die alte Drämmli (wo oft no bim niedrige abteil voll isch) mol bi dr 6er Linie wäg kömme den i seh oft Lüd wo nüm guet z fuess sin und mien oft uf e neues warte & das ohni Bänkli am Morgartering z.B., nume will me die alte nit abschafft ändlich.

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27.06.2023 05:06

akjo

Es ist eine zumutung für diese Menschen und ich hoffe das die Situation bald behoben wird. Auch für Mensch die nicht im Rollstuhl sind ist das einsteigen in gewissen Haltestellen problematisch, zum Beispiel die Ligne 36 ist an der vorderen Türe immer schön am Trottoirrand, in der Mitte wo sich Kinderwagen finden, sind es ca. 40 cm. vom Trottoirrand und ganz hinten mindestens ein halben Meter. Den Chauffeur ist es total egal wie schwierig das Aussteigen für Passagiere ist. 😡😡

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