
«Ich will einen Kandidaten, der sofort durchstarten kann»
Baseljetzt
Der Rückzug von Joe Biden ist das Gesprächsthema Nummer eins. Die Frage um seine Nachfolge beschäftigt die US-Demokraten in Basel. Mit der neuen Ausgangslage haben sie jetzt alle Hände voll zu tun.
Liz Voss ist US-Amerikanerin. Geboren in Texas, aufgewachsen in Illinois, entschied sie sich vor neun Jahren, mit ihrer Familie nach Basel zu ziehen. Trotz ihres neuen Wohnortes ist die Amerikanerin mit ihrer Heimat eng verbunden. In der Schweiz und in Basel engagiert sie sich, dass US-Demokrat:innen hierzulande an den US-Wahlen teilnehmen. Dem geht sie als Präsidentin der Basler Auslandssektion der «Democrats Abroad» nach, wirbt für die Partei, macht andere Auslands-Amerikaner:innen auf die Wahlen aufmerksam und organisiert Info-Veranstaltungen. Im August wird Liz Voss als eine von 22 Delegierten des Democratic Party Committee Abroad für den Parteitag der Demokraten nach Chicago reisen.
Baseljetzt: US-Präsident Joe Biden hat seine Kandidatur zurückgezogen. Hat Sie diese Nachricht überrascht?
Liz Voss: Die Entscheidung an sich hat mich nicht überrascht. Aber der Zeitpunkt war für mich etwas überraschend. Für uns in Europa war es ein Sonntagabend. Aber ich glaube wirklich, dass Joe Biden das Beste für die USA will und dass er verstanden hat, dass es dafür einen anderen Kandidaten braucht, das haben auch Umfragen gezeigt.
Wie haben Sie vom Rücktritt erfahren?
Ich war gestern Abend zu Hause und wollte gerade ein Brettspiel spielen. Dann kamen die News auf mein Handy und ganz viele Nachrichten von den anderen Delegierten des Vereins «Democrats Abroad». Mein Handy war plötzlich voller Nachrichten.
Sind sie froh darüber, dass Joe Biden nun doch nicht für die Wiederwahl antritt?
Ich denke, er war ein guter Präsident und hat phänomenale Arbeit geleistet. Er wird mir als Präsident fehlen. Aber ich glaube auch, dass unsere Wählerkoalition hungrig auf einen anderen Kandidaten ist. Deshalb bin ich auch froh, dass er den Platz für jemand anderen frei macht.
Für alle, die sich in der US-Politik nicht so gut auskennen: Wie geht es jetzt weiter?
Das ist eigentlich für alle neu, was jetzt passiert. Wir als eine demokratische Partei werden einen neuen Kandidaten wählen. Und dieser Kandidat wird dann mit einer Abstimmung festgelegt. So, wie es auch bei Joe Biden hätte stattfinden sollen. Und dann kommt die Person auf das Ticket, um im November gegen Donald Trump anzutreten.
Auch wenn der Fokus der US-Aussenpolitik seit Präsident Barack Obama mehr auf China als auf Europa liegt, hat Präsident Biden die transatlantische Partnerschaft geeint und gestärkt. Was können Europa und die Schweiz von Kandidaten und Kandidatinnen wie Harris, Whitmer oder Newsom erwarten?
Ich kann natürlich nicht sagen, wie sie das als Kandidierende oder Präsident:innen angehen werden. Aber ich bin überzeugt, dass sie die Bündnisse und Partnerschaften, die wir mit den europäischen Ländern haben, stärken werden.
Wie wichtig ist Europa für die USA?
Sehr wichtig. Einige unserer wichtigsten Verbündeten und Handelspartner befinden sich in der Europäischen Union und in Europa. Deshalb ist es so wichtig, diese Beziehungen aufrechtzuerhalten.
Die Schweiz ist ein kleines Land, das auf die Globalisierung und den internationalen Handel angewiesen ist. Am Parteitag der Republikaner war von Grenzschliessung, Protektionismus oder «America First» die Rede. Was ist diesbezüglich von den Demokraten zu erwarten?
Das Gegenteil. Demokraten wissen, dass die Welt global vernetzt ist. Auf einer praktischen Ebene kann man nicht einfach Grenzen schliessen. Der einzige Weg vorwärts ist, die Verbindungen zu stärken und zusammenzuarbeiten.
Mit Blick auf die kommenden Monate: Inwiefern sind Sie in den Wahlkampf eingebunden?
Im Moment gilt es, viel zu lernen und Informationen zu sammeln. Alles geht jetzt sehr schnell. Und ich weiss noch nicht, wer neben Harris als Kandidat oder Kandidatin der Demokratischen Partei antreten wird. Wir werden sehen, was passiert. Mein Handy wird auf jeden Fall auf Hochtouren laufen (lacht).
Wen würden Sie sich als Kandidat:in, der oder die gegen Trump antritt, wünschen?
Ich will einen Kandidaten, der sofort durchstarten kann. Deshalb glaube ich, dass Vizepräsidentin Kamala Harris wahrscheinlich die besten Voraussetzungen dafür hat. Aber wenn sich in den nächsten Tagen ein anderer Kandidat herauskristallisiert, dann bin ich auch bereit, mich hinter diese Person zu stellen.
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