Im Kampf gegen Todesgedanken, Zellulitis und das Patriarchat
Karoline Edrich
145 Millionen US-Dollar und über 100 Werbepartnerschaften später ist der Barbiefilm in den Kinos angelaufen. Eine Baseljetzt-Redaktorin hat sich den Blockbuster angesehen – und ist positiv überrascht.
Ganz ehrlich: Ich wollte mir den neuen Barbie-Film nicht anschauen. Aber rund 500 Barbie-Reels später, die meinen Instagram-Feed überfluteten, war es um mich geschehen: Ich fing an, wie fanatisch den neuen Song «Barbie World» von Nicki Minaj in Dauerschleife zu hören und pünktlich zum Filmstart am 20. Juli sass ich im Kino.
Von dem restlichen Publikum war ich etwas enttäuscht. Ich hatte grosse Anstürme erwartet, Teenies in Barbie-Vollmontur, weit im Voraus ausverkaufte Kinosäle. Aber nichts dergleichen: Ausser mir und einer Freundin war lediglich ein kleines Mädchen da, das gespannt dem Film entgegenblickte.
Ken ist lediglich eine Randfigur
Die millionenschwere Komödie startet in der Vergangenheit. Alle kleinen Mädchen spielen mit Babypuppen, die sie auf die Mutter-Rolle vorbereiten sollen. Dann die grosse Revolution: Eine übergrosse Barbie erscheint am Horizont und die Mädchen wollen nicht mehr mit Babypuppen spielen, sondern zerschmettern ihnen demonstrativ mit Hämmern die Köpfe.
Präsidentin, Journalistin oder Anwältin: Barbie kann sein, was immer sie will. Barbies perfekte, quietschpinke Welt ist ein Matriarchat. Während die Barbies rauschende Partys feiern, die Stadt regieren und ihren Passionen nachgehen, sind die Kens eher unwichtige Randfiguren. Für Barbie ist jeder Tag der «best day ever». Kens Tag ist nur ein guter Tag, wenn Barbie ihn bemerkt.
Todesgedanken, Mundgeruch und Zellulitis
Barbie hat Generationen von Frauen im Alleingang vor einer unterdrückenden, männerdominierten Welt bewahrt. Oder etwa doch nicht? Die Geschichte nimmt ihren Lauf, als die perfekte Fassade von Barbies Welt anfängt, zu bröckeln: Barbie bekommt Todesgedanken, Mundgeruch und Zellulitis. Die einzige Möglichkeit, alles rückgängig zu machen: Barbie muss in der echten Welt das Kind finden, das mit ihr spielt.
Es folgt ein amüsanter und durchaus kurzweiliger Wettlauf gegen die Zeit, in dem der Zuschauer unsere Welt aus Barbies Brille sehen darf. Während diese mit Schrecken feststellt, dass «Barbieland» und die echte Welt nur wenig gemeinsam haben, entdeckt Ken das Patriarchat für sich.
Greta Gerwigs erfolgreicher Blockbuster entpuppt sich als eine positive Überraschung: Mit angenehm wenig Hollywood-Kitsch nimmt die Komödie die Welt rund um Barbie gekonnt auf die Schippe und beleuchtet dabei, was es bedeutet, in unserer Gesellschaft eine Frau zu sein.
Hast du «Barbie» noch nicht gesehen? Der Film läuft in Basel in den Arena Cinemas Stücki und im Kult Kino Atelier.
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