Iraner in Basel: «Wir wissen nicht, ob wir Freude oder Angst haben sollen»
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Nahost-Konflikt
Basel-Stadt

Iraner in Basel: «Wir wissen nicht, ob wir Freude oder Angst haben sollen»

26.06.2025 06:08 - update 26.06.2025 18:58

Annina Amrein

Die Kämpfe zwischen dem Iran und Israel erschüttern auch Basel. Der Iraner Ali Panahi sorgt sich um seine Familie – der Kontakt ist schwierig, die Unsicherheit gross. Viele hoffen auf einen Regimewechsel im Land.

Seit Tagen beschiessen sich Israel und der Iran gegenseitig mit Raketen. Die Zerstörung ist gross und verursacht menschliches Leid. Trotz einer aktuell vereinbarten, brüchigen Waffenruhe bleibt die Lage zwischen den beiden Staaten angespannt.

«Die Schnauze voll vom Krieg»

Unruhig ist auch Ali Panahi. Vor 25 Jahren kam er aus dem Iran nach Basel. Seine Geschwister und viele Bekannte leben noch immer dort. Was derzeit in seiner Heimat geschieht, schmerzt ihn: «Es tut weh, das alles mitanzusehen. Wir haben acht Jahre lang Krieg mit dem Irak geführt. Die Menschen haben die Schnauze voll vom Krieg. Sie wollen endlich Ruhe und Sicherheit.»

Das Internet im Iran wird derzeit von der Regierung stark kontrolliert. Es ist nur eingeschränkt nutzbar oder gar ganz blockiert. Kontakt mit seinen Geschwistern herzustellen, sei äusserst schwierig, so Panahi. «Ab und zu, wenn wir Glück haben, können wir mit der Familie Kontakt aufnehmen. Aber da wartet man schon mal ein bis zwei Wochen.» Trotz der schwierigen Verbindung versucht Panahi immer wieder, seine Familie zu kontaktieren:

«Die Strassen sind verstopft, das Benzin geht aus»

Seine Geschwister leben in der iranischen Stadt Shiraz, die ebenfalls vom Krieg betroffen ist. Aus Sicherheitsgründen seien sie aufs Land geflüchtet – genauso die Familie von Panahis Bekannter Farzaneh Farshad. Ihre Angehörigen leben in der Hauptstadt Teheran. Die Flucht aus der Grossstadt gestalte sich äusserst schwierig, erzählt sie:

Sehnsucht nach Stabilität

Panahi trifft sich am Wochenende regelmässig mit anderen Iranerinnen und Iranern in seinem Restaurant TAJ im Kleinbasel, um über die aktuelle Lage in der Heimat zu sprechen. Viele Iranerinnen und Iraner hoffen auf ein Regimewechsel, erzählt er: «Seit mehr als 40 Jahren haben wir im Iran Probleme mit der Regierung. Es gibt immer wieder Unruhen und Unsicherheiten.» Der Krieg könne einen Regimewechsel begünstigen. «Genau das ist das Paradoxe: Wir wissen nicht, ob wir Freude oder Angst haben sollen. Es ist schwer zu erklären – aber Krieg ist natürlich nie gut.»

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Kommentare

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26.06.2025 13:03

Sonnenliebe

Das kann ich verstehen, die Iraner hier sind zwischen Freude, aber auch in Sorge um ihre Verwandschaft, Freunde. Es ist sicher nicht einfach, dass man nichts dagegen tun kann.

3 0
26.06.2025 13:00

mil1977

Es ist den Iranern zu wünschen, dass sie das Regime der Mullahs und Ayatollas bald loswerden. Es ist immer noch ein dunklen Fleck in der Geschichte, wie die europäische Linke den Ayatollah Khomeni hofiert und ihm letztlich mit zur Macht verholfen hat. Sie waren damals schon auf dem islamistischen Auge blind und das hat sich bis heute nicht geändert.

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