Sascha Wächter gibt zu, dass seine Unterschrift auf dem Formular für den Wahlzettel von Eric Webers «Volks-Aktion» echt war. Dennoch fühlt er sich vom rechtsextremen Politiker betrogen.

Es ist eine wirre Geschichte: Ein Juniorentrainer des FC Nordstern erscheint auf dem Wahlzettel von Eric Webers rechtsextremer Partei auf der Liste 14. Dem Basler Verein, stolz auf seine integrativen Leistungen, gefällt das gar nicht. Damit konfrontiert, gibt der Trainer an, er sei gegen seinen Willen auf der Liste gelandet.

«Sascha hat uns glaubwürdig versichert, dass Eric Weber seine Unterschrift gefälscht hätte», sagt Nordstern-Präsident Oliver Kapp gegenüber Baseljetzt. Man rät Wächter, diese Rechtswidrigkeit bei der Polizei anzuzeigen, was dieser auch tut.

Recherchen von Telebasel/Baseljetzt liessen Zweifel aufkommen an dieser Geschichte. Es gibt Anzeichen, dass sich Wächter sehr wohl selbst auf die Liste hat setzen lassen.

Und tatsächlich – nun die irre Wende!

Sascha Wächter gibt gegenüber Baseljetzt zu, dass seine Unterschrift sehr wohl echt gewesen sei. Etwas anderes habe er nie behauptet. Der FC Nordstern widerspricht dieser Darstellung.

Bezeichnung im Nachhinein eingetragen

Bleibt die Frage nach der Anzeige: Wenn er ja selbst unterschrieben hat, warum zeigt er denn Eric Weber bei der Polizei an?

Wächter bleibt dabei, er sei von Eric Weber über den Tisch gezogen worden:

Erst im Nachhinein habe Weber die Bezeichnung «Volks-Aktion gegen zu viele Ausländer und Asylanten in unserer Heimat» eingetragen. Warum unterschreibt Wächter auf einer Liste, deren Namen er gar nicht kennt? Unklar. Musste Wächter, der Webers Ansichten sehr wohl kennt, nicht wissen, auf was er sich da einlässt?

«Ich bin gegen kriminelle Ausländer, aber nicht gegen Ausländer allgemein. Schliesslich trainiere ich Mannschaften mit 90 Prozent Migrationshintergrund. Ich hätte das so nie unterschrieben», betont Wächter. Stattdessen habe er sich auf der Liste lediglich für die Jugendförderung stark machen wollen.

Mit Webers rechtsextremer Gesinnung will er nichts zu tun haben. Vom Wahlzettel kann er sich aber nicht mehr entfernen lassen. «Im Fall einer Wahl würde ich sie ablehnen», so Wächter.

Wächter tritt aus dem Club aus

Der 26-Jährige fühlt sich nicht nur von Weber hintergangen, sondern auch von seinem Club, dem FC Nordstern:

Als Konsequenz werde er per sofort aus dem Club austreten, so Wächter.

Dass sich Wächter jetzt zum Opfer stilisiere, sei «enttäuschend», sagt Oliver Kapp vom FC Nordstern: «Nach all den Jahren, in denen wir ihn unterstützt haben». Man hätte Wächter wirklich helfen wollen, «aber jetzt hat er sich eben selbst ins Aus manövriert. Schade.»

Unterdessen hat Wächter angekündigt, seine Anzeige gegen Eric Weber zurückzuziehen.

Damit scheint die Geschichte für den Moment gegessen. Viele Fragen bleiben aber offen:

Warum betont Sascha Wächter gegenüber Baseljetzt, dass es ihm bei seinen Tiktok-Auftritten mit Eric Weber stets «nur um Unterhaltung» gegangen sei und er mit Politik «eigentlich nichts am Hut» habe, trägt sich dann aber auf dessen Wahlzettel für die Nationalratswahlen ein? Warum gibt er zu, sich damals bewusst gewesen zu sein, wofür Eric Weber politisch steht, und kokettiert auf Social Media dann trotzdem mit ihm? Und warum hörte er nicht auf seinen Verein, der ihm – wie er selber erzählt – dringend von den Videos mit Eric Weber abriet? Es werden wohl seine Geheimnisse bleiben …

Mitarbeit: Manuela Humbel, Marko Lehtinen