
Kanadisches Künstlerpaar begeistert mit dystopisch-poetischen Kunstwelten
Baseljetzt
Der Titel «Dream Machines» verspricht nicht zu viel: Das kanadische Künstlerpaar Janet Cardiff und George Bures Miller fesselt im Museum Tinguely mit künstlerischen Erzählungen.
Auf einer mit allerlei Elektronik vollgestopften Holzkiste ist gut beleuchtet ein roter Knopf angebracht. Eine Schrift fordert beinahe schon in Befehlston: «Press».
Das ist an und für sich nichts Aussergewöhnliches im Museum Tinguely, wo sich viele wundersame Maschinen in Bewegung setzen lassen. Ein bisschen Hemmungen hat man hier aber schon, denn in Gang gesetzt wird hier «The Killing Machine» von 2007. Zum Glück ist der Zahnarztstuhl mit den Fesselbändern leer. Aber man kann sich vorstellen, wie hier ein Eingeschlossener mit Roboterarmen, Sound und Licht gefoltert werden könnte.

Eine Geschichte erzählen
Das ist eine der analogen Multimedia-Kunstwerke des kanadischen Künstlerpaars Janet Cardiff und George Bures Miller, die in der Ausstellung «Dream Machines» im Museum Tinguely gezeigt werden. Und wie alle Werke erzählt es eine Geschichte – hier angeregt durch Franz Kafkas Erzählung «In der Strafkolonie», wie Bures Miller an der Medienführung vom Dienstag sagte.
Ein anderes Werk erzählt mit kleinen Marionettenfigürchen, die von Roboterarmen geführt werden, von einem traurigen Walzer und einer Tänzerin, die nicht tanzen kann («Sad Walz and the Dancer who Couldn’t Dance»). Es ist eine reizend-melancholische Szenerie.
Geisterhafte Interaktionen
Wiederum andere Werke fordern zur geisterhaften Interaktion auf: So ein Tisch («To Touch»), der mit Handbewegungen auf der Platte den Raum zum Erklingen bringen. Oder ein Tasteninstrument, Mellotron genannt («The Instrument of Troubled Dreams»), auf dem sich ganze Film-Soundtracks komponieren lassen, wie Cardiff bemerkte.
Es sind allesamt Kunstwelten, die einen geisterhaften, dystopisch-poetischen Charme ausströmen. Und die nicht nur inhaltlich faszinieren, sondern die Betrachterinnen und Betrachter, die hier zu Mitspielerinnen und -spielern werden, auch mit ihrer präzisen Machart packen.
Das Ganze wirkt wie künstliche Intelligenz aus dem analogen Zeitalter, wie verschroben-witzige Zukunftsvisionen aus der Vergangenheit. Für die Ausstellung sollte man viel Zeit mitbringen. (sda/lab)
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