Kantonale Kantinen-Pläne sorgen bei Liestals Beizen für grossen Unmut
Pascal Kamber
Geht es nach der Baselbieter Regierung, sollen die Angestellten der kantonalen Verwaltung in Liestal bald in einer Kantine ihr Mittagessen einnehmen. In der Gastronomie lösen diese Pläne Kopfschütteln aus.
Frisch, gesund und günstig! Unter diesem Titel wird am Donnerstag im Landrat der Vorstoss von Ursula Wyss (SP) behandelt. In ihrem Postulat, das von elf Parteikolleg:innen mitunterzeichnet wurde, bittet sie den Regierungsrat, den Bedarf einer kantonseigenen Kantine zu prüfen. Denn aktuell stehe dem Personal der kantonalen Verwaltung in Liestal – das sind immerhin rund 6’000 Angestellte – keine betriebseigene Verpflegungsstation zur Verfügung.
Geschäftseinbusse befürchtet
In der Gastronomie sorgen diese Pläne für Unmut. Sollten die Kantonsangestellten künftig ihr Mittagessen in einer Kantine zu sich nehmen, befürchten sie grosse Einbussen für ihr Geschäft. «Der Mittagstisch ist nicht nur für uns, sondern allgemein für die Gastronomie entscheidend. Über die Mittagszeit sind die Frequenzen hoch, wir haben viele Geschäftsleute hier», sagt Erdal Koyuncuer, Besitzer des Restaurant Farnsburg in Liestal.
Er schätzt, dass rund 80 Prozent seiner Gäste, die am Mittag bei ihm einkehren, in der kantonalen Verwaltung arbeiten. «Deshalb ist es wichtig für uns, dass der Mittagstisch so bleibt und läuft wie bis anhin», so Koyuncuer.
Kommt die Kantons-Kantine zustande, drohen nämlich happige Konsequenzen: «Ich müsste mindestens drei bis vier Mitarbeiter entlassen, damit wir überleben können», sagt Koyuncuer.
«Gutes Essen braucht Zeit»
Bereits vor vier Jahren aus dem Mittagsbusiness verabschiedet hat sich das Restaurant «Zum Geni» in Liestal. Für Inhaber Eugen Keckeis hat sich dieses Geschäft schlichtweg nicht mehr gelohnt. «Wir bieten keine Mittagsmenüs mehr an, weil das ganze System nicht mehr stabil und regelmässig läuft», begründet er seinen Entscheid. «Es gibt Tage, die sind stark, es gibt aber auch Tage, die eben sehr schwach sind.»
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Keckeis hat Mühe damit, dass sich die Leute ihr Mittagessen immer öfters an Take-Away-Ständen holen – getreu dem Motto: «Günstig und schnell muss es sein.» Dass sich die Angestellten der kantonalen Verwaltung bald in einer eigenen Kantine für zehn Franken ein Mittagsmenü beziehen können, ärgert ihn ebenfalls. «Wenn ich Kantine höre, höre ich auch billig und schnell. Mit dem kann die normale Gastronomie nicht mithalten», sagt Keckeis. Für ihn seien zwingend andere Voraussetzungen für eine feine Mahlzeit nötig. «Ich sage: Gut essen braucht Zeit.»
Gutscheine statt Kantine?
Anstelle einer Kantine schlägt Eugen Keckeis vor, dass der Kanton zusammen mit den Wirten an einen Tisch sitzt und eine Lösung ausarbeiten soll. «Anstatt der Auslagen und dem ganzen Aufwand, den der Kanton wegen der Kantine hat, könnte er den Beizer:innen ein bisschen unter die Arme greifen», sagt er. «Eine Möglichkeit wäre, dass der Kanton Essensgutscheine an seine Mitarbeiter verteilt, wie es die Kantonalbank beispielsweise macht.»
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skywings2
Als Grüner bin ich klar gegen eine Kantine. Erstens verdienen die Staatsangestellte genug, zweitens sollen sie sich für die Mittagspause Zeit nehmen. Eine Schnellverpflegung in einer Kantine ist krasses Gegenteil einer gemütlich Mahlzeit in einem Restaurant.
gugus
Ich krieg schon wieder einen Lachkrampf mit dieser SP. Es ist unglaublich wie nach und nach von links/grün ALLES kaputt gemacht wird. Hier ist gerade die Gastronomie dem Untergang geweiht. SP – für eine soziale Schweiz – eine Lachnummer. Sorry.