Kein Strom im Hafen: Diesel-Generatoren der Schiffe laufen Tag und Nacht
Tim Meyer
Die meisten Rheinhäfen im Siedlungsgebiet sind mit elektrischen Ladestationen ausgestattet. Nicht so in Basel. Angelegte Schiffe laufen hier Tag und Nacht mit Diesel – für Anwohnende unverständlich.
In Basel ist die Feinstaubbelastung hoch. Sogar so hoch, dass die Stadt bei den Schweizer Grossstädten Spitzenreiter ist. Das zeigt die Datenanalyse der «Basler Zeitung». Und das, obwohl sich Basel-Stadt die Klimaneutralität bis 2037 auf die Fahne geschrieben hat.
So ein schlechter Wert verwundert aber weniger, wenn man den Blick auf den Hafen richtet. Dort pusten unter anderem grosse Containerschiffe massenweise CO2 in die Luft. Da es in den Hafenbecken keinen Stromanschluss gibt, laufen die Schiffsgeneratoren nämlich 24 Stunden lang. Also selbst dann, wenn die Schiffe still stehen.
Basta-Grossrätin Heidi Mück forderte bereits im Sommer 2021 in einer Motion, dass Güterschiffe im Hafen mit Strom versorgt werden sollen. An den Liegestellen im Hafen sollen die Frachter laut Mück beim Be- und Entladen an den Strom angeschlossen werden können. So müssten die schiffseigenen Generatoren nicht ständig selbst laufen – das würde die Umwelt schonen und die Luftqualität verbessern, argumentiert sie.
Erste Schritte in diese Richtung hat der Kanton Basel-Stadt eigentlich unternommen: Im Luftreinhalteplan aus dem Jahr 2016 wurde die landseitige Elektrifizierung der Liegeplätze als Massnahme für eine bessere Luftqualität festgelegt. Auf Stromanschlüsse für ihre Schiffe warten die Kapitäne in den Basler Hafenbecken aber bislang.
Alleinstellungsmerkmal in Europa
Dass es hier keine Steckdosen für Schiffe gibt, ist in Europa eine Seltenheit. In Düsseldorf kann dadurch ein CO2-Ausstoss von 1’250 Tonnen pro Jahr vermieden werden. Dort wurden die Landebrücken elektrifiziert. Das sind also nur die «Haltestellen», an denen die Schiffe an- und ablegen. In Deutschland werden solche Anlagen mit öffentlichen Geldern gefördert.
Mehr Steckdosen sorgen also für weniger Emissionen. Und auch in den Basler Hafenbecken dürften die Einsparungen mindestens gleich hoch ausfallen. Dies aber nur, wenn auch die Elektrifizierung ausgebaut wird. Denn in Basel gibt es nicht nur Landebrücken für Personenschiffe, sondern auch für viele, grosse Transportfrachter. Und Anwohnende beklagen sich schon länger über die schlechte Luft am Hafen. Einer von ihnen ist Anton Marty.
Zu hoch die Kosten, zu unsicher die Lage
Wieso schafft es die Stadt also nicht, einen solchen Standard einzuführen? Es sei zu teuer, sagt Daniel Hoefer, Leiter Areale, Infrastrukturen und Hafenbahn bei den Schweizerischen Rheinhäfen. Der Preis für eine solche Anlage gehe schnell in die Millionen. Denn dafür müssten unterirdische Leitungen gezogen werden, so wie dies im St. Johann und im Westquai bereits gemacht wurde. Dieser Aufwand würde sich in den Hafenbecken aber nicht lohnen, da das gesamte Areal sowieso umgebaut werde.
Es gebe auch provisorische Lösungen, so Hoefer. Die Budgetvariante würde «nur» 300’000 Franken kosten. Mit diesem Geld könnte eine provisorische Elektrifizierung sichergestellt werden, bis der Umbau des Hafenareals beginnt. Der Transistor könnte zudem nach Gebrauch weitergegeben werden, erklärt Hoefer. Die Kosten für diese Lösung würde der Kanton übernehmen.
Aber: Die Schweizerischen Rheinhäfen wollen «keine kurzfristigen Investitionen» tätigen und verzichten deshalb auf provisorische Stromanschlüsse in den Hafenbecken. Denn je nach Plänen der Stadtentwicklung könnten diese Investitionen «ab 2030 hinfällig sein».
Somit wird es in den Hafenbecken vorerst nichts mit Strom. Anders im Klybeckquai: Dort wird diesen Mai der Stromanschluss für die Personenschifffahrt eingeweiht. Auch für den Ostquai läuft aktuell eine Studie.
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Cabbage
Mit “Transistor” war vermutlich ein Transformator gemeint. Es wäre schön, wenn die Journis zumindest die eigene Sprache beherschten. Abgesehen davon wäre eine provisorische Stromversorgung mit überirdischen Leitungen rasch und kostengünstig zu verwirklichen, und, oh Wunder, auch die Kabel könnten weiterverwendet werden, wenn dereinst das Definitivum verwirklicht wird.