«Keiner braucht mit mir Mitleid zu haben – das ist der geilste Club der Schweiz!»
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«Keiner braucht mit mir Mitleid zu haben – das ist der geilste Club der Schweiz!»

11.08.2023 16:39 - update 11.08.2023 16:40
Florian Metzger

Florian Metzger

Auf der einen Seite steht ein inkompletter Kader mit vielen verletzungsbedingten Ausfällen. Andererseits muss der FCB-Trainer mit den vorhandenen Spielern das beste aus der Situation herausholen. Eine schwierige Aufgabe für Trainer Timo Schultz.

Zu viele Leistungsträger wurden verkauft. Zu wenige von ihnen wurden ersetzt. Es braucht mehr Qualität in der Breite. So lautet der Tenor rund um den FCB-Saisonstart in den Medien, auf den Strassen und wohl oder übel auch in der Mannschaft selbst.

Nach der Niederlage gegen GC ist Marwin Hitz einerseits davon überzeugt, dass die Startelf genügen Qualität gehabt hätte, um das Spiel gewinnen zu können. Er bestätigt aber auch: «Klar wäre es mir lieber gewesen, wenn der ein oder andere Spieler noch da wäre, und klar ist das in der Kabine ein Thema.» Ein Thema, welches den Spielern eine Ausrede für ihre Leistungen bieten kann.

Schultz nimmt Mannschaft in die Pflicht

Genau das will der Cheftrainer aber möglichst verhindern und nimmt die Mannschaft am letzten Wochenende öffentlich in die Pflicht: «Unser Anspruch muss es sein, dass wir mit den Jungs, die da sind, deutlich besser spielen. Alles andere ist irrelevant.» Davor fand Timo Schultz noch deutlichere Worte über die dargebotene Leistung. Von fehlender Körpersprache und mangelndem Willen sprach der Deutsche.

Eine Aussage, die aufhorchen lässt. So früh in einer Saison ist ein neuer Trainer normalerweise bemüht, die Mannschaft nicht öffentlich zu kritisieren, auch wenn die Botschaft intern dann vermutlich anders klingt. Aber was ist schon normal beim FCB? Die Aussage tätigt Schultz nicht aus den Emotionen der Niederlage heraus. Sie scheint kalkuliert zu sein. In dieser speziellen Situation soll sie bei den Spielern eine Wirkung zeigen.

«Wir sitzen alle im gleichen Boot»

Zwei Tage vor dem Spiel gegen Lausanne stellt sich Schultz an der Medienkonferenz wieder den Fragen der Medienschaffenden. Wie schon nach dem GC-Spiel betont Schultz, dass er zuerst die Fehler bei sich selbst suche. Seine öffentliche Kritik an die Mannschaft sieht er nicht als Problem:

Damit will Schultz seinen Fokus und seine Kräfte für etwas aufwenden, das er selbst beeinflussen kann: Die ihm zur Verfügung stehenden Spieler besser machen und aus ihnen eine eingespielte Einheit machen. Dass man aufgrund der Kadersituation Mitleid mit ihm haben könnte, davon will er nichts wissen: «Ich bin Trainer beim FC Basel, das ist der geilste Club in der Schweiz. Da braucht keiner mit mir Mitleid zu haben!»

So kritisch er mit seiner Mannschaft nach dem GC-Spiel war, will er aber auch positive Worte finden. «Ich arbeite sehr gerne mit der Mannschaft, die da ist. Wir haben gute Jungs. Was ich beeinflussen kann, ist die tägliche Arbeit auf dem Platz. Ich bin der Meinung, dass wir auch jetzt schon ein schlagkräftiges Kader zur Verfügung haben, mit dem wir schon besser und erfolgreicher Fussballspielen könnten. Ich bin auch selbstkritisch genug, um zu wissen, das wir noch zulegen müssen», so Schultz. Damit will der Deutsche die Kadersituation nicht als Ausrede gelten lassen.

Wegen dem frühen europäischen Ausscheiden habe er nun genug Zeit, mit der Mannschaft zu arbeiten: «Wir werden demnächst viele lange Trainingswochen haben. Natürlich müssen wir auch den Anspruch haben, in unseren Themen besser zu werden. Mit dem Ball, gegen den Ball, aber vor allem auch in den Umschaltphasen.» Zentral sei für ihn auch, als Mannschaft besser zusammen zu agieren. «Da hilft uns natürlich jede Trainingseinheit!»

Keine Zeit für Integration

Mittlerweile spitzt sich die Kadersituation aber weiter zu. Nach Arnau Comas fällt auch Captain Fabian Frei verletzt aus. Und dabei bleibt es nicht. Am Freitagnachmittag folgt bereits die nächste Hiobsbotschaft: Kreuzbandriss bei Sergio López, er wird mehrere Monate ausfallen, nachdem er am kommenden Dienstag zur OP antraben muss. Und genau das zeigt die Schwierigkeit der Aufgabe von Schultz. Auch ihm dürfte bewusst sein, dass er von gewissen Spielern eigentlich fast schon zu viel verlangen muss.

Ein gutes Beispiel dafür ist Finn van Bremen. Der Mann aus der zweiten niederländischen Liga muss von Beginn weg in die Bresche springen und scheint entsprechend verunsichert zu sein. Ein langsames Herantasten und Integrieren ist momentan aber nicht möglich. Denn Schultz hat keine Alternative.

Und dennoch muss er es irgendwie hinbekommen, dass sich die Spieler möglichst wenig Gedanken über die Kadersituation machen. Ihr Fokus sollte ganz auf sie selbst gerichtet sein. Und dann gibt es noch jene Spieler, die den Verein vermutlich noch verlassen werden. Bei diesen Spielern dürfte es noch schwieriger sein, die richtige Mentalität einzuimpfen. Wie es gehen kann habe Dan Ndoye gezeigt, der kurz vor einem Wechsel steht und am Sonntag gegen Lausanne wegen Transfergesprächen fehlen wird. Laut seinem Trainer habe er dennoch in jedem Training und Spiel alles für die Mannschaft gegeben.

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Kommentare

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13.08.2023 16:00

peco

ohne Kapital kann auch in der Super League kein Verein bestehen.

1 0
12.08.2023 08:24

Tschuegge

ohne europäisch zu spielen braucht es ja auch keine Superstars mehr. Also nehmt einen Puncher aus der zweiten Bundesliga. Das lässt sich sicher für weniger Geld finden. ..

2 0

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