
Kelterei am Rheinufer setzt auf regionalen Anbau und Handarbeit
Jennifer Weber
In der Schweiz wird immer weniger Alkohol getrunken. Trotzdem oder genau deshalb sehen ein paar Basler Kreativköpfe darin seit drei Jahren eine Chance. Ein Besuch in der Kelterei S.P.A am Rheinufer.
Der Duft von Wein liegt in der Luft. Musik klingt aus Lautsprechern. Es herrscht reges Treiben in der Kelterei direkt am Grossbasler Rheinufer. Fünf Frauen und Männer füllen Rosé-Wein mit dem Jahrgang 2024 in Flaschen ab. Jeder Handgriff sitzt. Jeder einzelne Schritt ist hier Handarbeit.
«Sehr pragmatischer Ansatz»
S.P.A heisst das Unternehmen am St. Johanns-Rheinweg. Der Kellermeister und Co-Geschäftsführer Elias Buess achte bei der Weinherstellung auf einen natürlichen Prozess ohne chemische Produkte wie künstliche Tannine, Zuckerung oder industrielle Hefe. Auf technische Hilfsmittel wie Pumpen oder Filter werde ebenfalls verzichtet. Der Wein wird in upgecycelte Weinflaschen abgefüllt.
Das Akronym S.P.A steht für «sehr pragmatischer Ansatz», erklärt der Co-Geschäftsführer Luca Müller im Interview. Das zeigt sich auch beim Abfüllen des Weines. «Man sieht es hier: Alles funktioniert mit Schwerkraft, wenige Eingriffe, schonende Verarbeitung. Das heisst: keine Pumpen oder Beanspruchung des Weines», so Müller. Als «Highlight» bezeichnet er den heutigen Tag, an dem der Rosé endlich in die Flaschen abgefüllt werden kann.
Die S.P.A-Kelterei liegt direkt am Rhein. Dort, wo zuvor die Universität beheimatet war, produziert der Verein jetzt als Zwischennutzer Rot-, Weiss- und Rosé-Wein. «Früher diente der Raum als Serverzentrum des Instituts für Landwirtschaft und Umwelt – perfekte Bedingungen dank Klimaanlage und Gewölbe», erklärt Kat Fischer, Mitglied des Vorstands. Die Idee, in der Stadt Weine zu produzieren, habe schon länger bestanden. «Als dann dieser Raum kam, war klar, dass dies der Ort ist, um so etwas zu machen.»
S.P.A
Die Kelterei S.P.A produziert seit drei Jahren Weine. Gestartet wurde mit einer Produktion von rund 2’500 Flaschen. Aufgrund der steigenden Nachfrage konnte die Produktion im Jahr 2023 auf 4’000 und im Jahr 2024 auf 5’000 Flaschen erhöht werden.
Regionale Trauben
Die Ideologie des regionalen und möglichst naturnahen Weines zieht sich weiter. Die Trauben bezieht das junge Weinunternehmen von einem Rebberg im deutschen Haltingen am Tüllinger Hügel. Nur sechs Kilometer Luftlinie von der Kelterei entfernt. Der Winzer Martin Schrader arbeitet dort nach strengen Demeter-Richtlinien. «Dass ich mit ihnen Leute fand, die wirklich ein Interesse am Detail haben, den Charakter des Rebstücks auszubauen, finde ich super toll und ist ein riesiges Glück», sagt Schrader. So könne er seine Arbeit bis ins Weinglas weiterverfolgen.
Sechs Tonnen Trauben liefert Schrader an die Weinkelterei S.P.A. Zudem produziert er unter anderem auch noch seinen eigenen Wein unter dem Label Flimmer und gibt Trauben an Grossbetriebe weiter. Derzeit trennt er Früchte von den Reben ab. «Ich habe sie abgeschnitten, um den Rebstock zu entlasten», erklärt Schrader. Damit könne sich der Rebstock auf die restlichen Trauben «konzentrieren». «Ich glaube, das gibt einen ganz tollen Jahrgang», freut sich der Winzer.
«Ein anderes Konsumverhalten»
Der 2025-Jahrgang, der dann auch wieder in die Weinfässer in Basel kommt und von dort aus in verschiedenen Szenelokalen der Stadt. Die Frage ist nur, wie viel Wein dort überhaupt noch getrunken wird. Dass der Konsum gerade auch bei jüngeren Menschen, die bewusst leben, rückläufig ist, weiss auch S.P.A. «Wir möchten die Leute damit aufklären und zeigen, was möglich ist», sagt Kat Fischer. Aus der Region, mit Nachhaltigkeit, mit Wiederverwertung – «ich denke, dann ist es auch ein anderes Konsumverhalten», so Fischer.
Im Innenhof vor der Kelterei können die Besucher:innen immer freitags die Weine degustieren und kaufen. Auch wenn eine Flasche Rosé 26 Franken kostet, sind die jungen Basler Produzenten überzeugt, dass solche unfiltrierten Weine weiterhin gefragt bleiben. Produziert werden rund 5’000 Flaschen Wein pro Jahr.
Mitarbeit: Stefan Plattner
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pserratore
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MatthiasCH
Das klingt schon esoterisch, wenn man auf Pumpen verzichtet, um Naturwein zu bekommen
Sonnenliebe
Hat rein gar nichts mit Esoterik zu tun. Ich werde mir eine Flache kaufen und ihn testen, die Idee finde ich inovativ und gut.