Kreativität statt Kultur: Seit Covid gibt es ein Umdenken in der Freizeitgestaltung
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Kreativität statt Kultur: Seit Covid gibt es ein Umdenken in der Freizeitgestaltung

14.11.2025 19:42

Baseljetzt

Die Corona-Pandemie hat das Freizeitverhalten der Schweizer:innen verändert. Viele ziehen sich vermehrt zurück, widmen sich kreativen Tätigkeiten und besuchen weniger Kulturveranstaltungen.

Dies geht aus dem erstmaligen Vergleich des Kultur- und Freizeitverhaltens vor und nach der Pandemie durch das Bundesamt für Statistik (BFS) hervor. Die Bundesstatistik erfasst die Freizeitaktivitäten im Fünfjahresrhythmus.

Nach einer stabilen Phase 2015 bis 2019 ging gemäss der Erhebung zu Sprache, Kultur und Religion der Besuch von Kultureinrichtungen im Zug der Pandemie zwischen 2019 und 2024 deutlich zurück.

Kinos und Konzerte sind weniger beliebt

Der Anteil der Bevölkerung, der Museen, Ausstellungen, Tanz- oder Ballettaufführungen besuchte, sank um 6 Prozentpunkte. Bei Konzert- und Kinobesuchen betrug der Rückgang 7 Prozentpunkte, wie das BFS am Freitag mitteilte. Denkmäler, historische Stätten und Bibliotheken hielten ihr Publikum stabil.

Ähnlich verlief der Trend bei den Freizeitaktivitäten ausserhalb des eigenen Zuhauses. Treffen mit dem Freundeskreis, Wandern und Sport blieben trotz eines Rückgangs um einige Prozent bei 90 Prozent der Bevölkerung weiterhin beliebt.

Grosse Stadtfeste wie etwa die Street Parade in Zürich verzeichneten hingegen im Vor-Corona-Vergleich einen Rückgang um 7 Prozentpunkte. Der Besuch von Dorf-, Vereins- oder Quartierfesten ging um 8 Prozentpunkte zurück. An traditionellen Festen sank die Beteiligung um 11 Punkte.

Festivals legen beträchtlich zu

Als grosse Ausnahme ortete das BFS Festivals, deren Beliebtheit auch nach der Pandemie nicht abriss. Der Anteil der Festivalbesucherinnen und -besucher stieg gar von 38 Prozent 2014 über 47 Prozent im Jahr 2019 auf 52 Prozent im vergangenen Jahr.

Den Spitzenplatz belegten Stadtfestivals mit mehreren Kunstformen mit einem Anteil von 30 Prozent. Darauf folgten Pop- und Rockfestivals mit 28 Prozent, Theater- und Tanzfestivals (15 Prozent) sowie Filmfestivals (12 Prozent). Ein Viertel der Bevölkerung besuchte eine Museumsnacht.

Eigentlich würden 80 Prozent der Leute gerne häufiger Kulturveranstaltungen besuchen, wobei ein Kinobesuch mit 60 Prozent der Nennungen im Vordergrund stand. Hinderungsgründe waren bei 50 Prozent der Zeitmangel, bei einem knappen Drittel Geldmangel. Mehr ins Kino möchten vor allen die Jüngeren.

Bücher lasen im Vorjahr 74 Prozent der Bevölkerung, fünf Prozentpunkte weniger als 2019. Das Musikhören war innert zehn Jahren rückläufig, Hauptquelle blieb bei 80 Prozent das Radio, Musik über kostenpflichtige Streamingdienste hörten 47 Prozent.

50 Prozent der Bevölkerung sahen 2024 kostenpflichtige Filme auf Video-on-Demand an, 66 Prozent riefen Filme kostenlos ab und 60 Prozent gingen weiter ins Kino.

Kreative Tätigkeiten auf dem Vormarsch

Der Rückzug ins Private setzte mit der Pandemie ein. Dabei gab es einen kreativen Schub, indem mehr Menschen einem künstlerischen Hobby nachgingen.

2024 beschäftigten sich 33 Prozent der Bevölkerung mit Amateurfotografie, 8 Prozentpunkte mehr als 2019. 27 Prozent malten oder zeichneten, 15 Prozent töpferten und 14 Prozent tanzten. Deutlich ausgeprägter waren die Zunahmen jeweils bei den 15- bis 29-Jährigen. (sda/jsa)

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14.11.2025 19:29

Borki74

evtl. hängt das Meiden von Grossveranstaltungen auch mit einer gewissen Unsicherheit,Angst, vor Anschlägen , wie sie sich in den letzten Jahren gehäuft haben, zusammen.

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