Lara Marti: Der geplatzte Traum von der Heim-EM
Yannick Fuhrer
Ein Kreuzbandriss zerstörte Lara Martis EM-Traum. Statt auf dem Rasen erlebt die Baselbieterin das Turnier daheim – bei ihrer Familie, die sie immer unterstützt. Doch aufgeben kommt für sie nicht infrage.
Eine einzige falsche Bewegung im Training der Schweizer Nationalmannschaft – und für Lara Marti war er vorbei, der Traum von der Heim-EM. «Man sagt ja, dass man beim Kreuzbandriss einen Knall hört. Und genau den habe ich gehört. In dem Moment wusste ich: Da ist etwas überhaupt nicht mehr gut.» Dieser Augenblick hat sich tief ins Gedächtnis der Baselbieter Fussballerin eingebrannt. «Vor meinem inneren Auge sah ich plötzlich alles verschwinden, wofür ich so lange gearbeitet hatte. Die EM zu Hause – einfach weg.»
Statt als Spielerin erlebt Marti die Heim-EM nun als Fan. Schmerzhaft, aber sie versucht, das Positive zu sehen: mehr Zeit mit der Familie. Zurzeit lebt sie wieder bei ihren Eltern in Lupsingen – bei den Menschen, die immer an ihrer Seite standen: «Mein erstes Nati-Trikot habe ich meinem Vater geschenkt. Er war immer mein grösster Unterstützer.»
Der Start als einziges Mädchen beim FC Lausen
Schon als Kind teilte sie die Leidenschaft für Sport mit ihrem älteren Bruder. Erst war es das Kunstturnen, doch bald schon entflammte ihre Liebe zum Fussball. Während ihr Bruder beim FC Liestal anfing, begann Laras Weg beim FC Lausen – weil der FC Liestal damals keine Mädchen aufnahm: «Meine Eltern haben beim FC Lausen angefragt. Sie haben gesagt: Du bist zwar das einzige Mädchen, aber wir finden sicher eine Lösung.»
Marti lernte früh, sich durchzusetzen – auf und neben dem Platz. «Anfangs war ich oft eher für mich. Aber es gab dann schon Jungs, die auf mich zugekommen sind und da habe ich mich dann auch gut verstanden.» Da sie als einziges Mädchen in einer Jungenmannschaft spielte, waren selbst die Kabinen ein Abenteuer: «Oft musste ich mich ich in der Schiri-Garderobe, auf dem WC oder einem Abstellraum umziehen. Nach dem Spiel durfte ich dann aber als Erste duschen, während die Jungs draussen warten mussten.»
Vom FCB in die Nati und die Bundesliga
Über den FC Liestal führte ihr Weg dann zum FC Basel – und das, obwohl sie eigentlich gar nie wirklich Profi werden wollte: «Ich war einfach jedes Wochenende den ganzen Tag auf dem Fussballplatz und habe diesen Sport einfach total geliebt. Irgendwann haben andere gemerkt, dass ich vielleicht mehr kann und dann ist einfach alles ins Rollen gekommen.» Sechs Jahre spielte sie für den FC Basel, bevor sie mit 20 Jahren in die Bundesliga zu Bayer Leverkusen wechselte: «Es war ein grosser Schritt, aber ich war froh, dass ich in ein Land ging, dessen Sprache ich verstehe. Und meine Familie war trotzdem nicht zu weit weg.»
Nach dreieinhalb Jahren wagte sie einen weiteren Schritt zu RB Leipzig. Heute lebt sie vom Fussball. Und doch bleibt sie bodenständig, studiert nebenbei Betriebswirtschaft und Sport. «Ich brauche das. Manchmal wird einem der Kopf sonst zu voll. Es tut gut, auch einmal an etwas anderes als an Fussball zu denken.»
Obwohl Marti schon jetzt viel erreicht hat, gibt sie sich noch nicht zufrieden: «Ich habe noch nie in der Champions League gespielt, das will ich unbedingt. Und natürlich wünsche ich mir auch, in der Nati öfter zum Einsatz zu kommen.»
Der Weg zurück auf den Platz
Doch zuerst steht ein anderer Kampf an: die Reha nach dem Kreuzbandriss. Mittlerweile hat sie sich damit abgefunden, aber zu Beginn war es schwierig für sie, mit der Situation klarzukommen. «Es hat sehr wehgetan und ich habe oft geweint. Aber das gehört dazu. So verarbeitet man es.» Aufgeben kam für sie trotzdem nie infrage. «Am Anfang dachte ich: Das wird hart. Aber dann habe ich an meine Mitspielerinnen gedacht, die das auch schon durchgemacht haben. Alle sind wieder stark zurückgekommen. Das gibt mir unglaublich viel Hoffnung und ich fokussiere mich darauf.»
Die EM kann Marti mittlerweile aber trotzdem geniessen: «Es wäre mega schade, wenn ich das nicht könnte. Diese Atmosphäre muss man einfach aufsaugen. So ein Turnier wird es vielleicht nie mehr bei uns geben – oder jedenfalls sicher nicht in der Zeit, in der ich aktiv spiele.»
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Thomy
Gute Genesung
pserratore
🍀🍀🍀