Manche Hunde sind laut Studie der Spielsucht verfallen
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Manche Hunde sind laut Studie der Spielsucht verfallen

11.10.2025 09:31

Baseljetzt

Manche Hunde lassen für ein Spielzeug alles andere liegen. Ihr Verhalten ähnele menschlichen Verhaltenssüchten bei Glücksspiel oder Online-Gaming, berichtet ein schweizerisch-österreichisches Forschungsteam im Fachjournal «Scientific Reports».

Das Wichtigste in Kürze

  • Forschende der Vetmeduni Wien und der Universität Bern zeigen: Manche Hunde entwickeln suchtähnliches Spielverhalten, das sie selbst bei Erschöpfung oder Verletzung nicht stoppen lässt.
  • Rund ein Drittel der untersuchten 105 Hunde war übermässig fixiert auf Spielzeug und zeigte Entzugserscheinungen, wenn es weggenommen wurde.
  • Besonders gefährdet sind Arbeitsrassen wie Malinois oder Border Collies, da sie gezielt auf hohe Spielmotivation gezüchtet wurden – was sie als Familienhunde oft ungeeignet macht.

Ein Hund, der so verliebt in sein Spielzeug ist, dass er nicht von ihm lassen mag: Das klingt süss, aber auch für Hunde ist Spielsucht gefährlich, wie die Forschenden um Stefanie Riemer von der Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni) erklären. Sie stoppten zum Beispiel auch bei völliger Überanstrengung oder Verletzung nicht.

Das Forschungsteam, dazu zählen auch Alja Mazzini, Katja Senn und Federico Monteleone der Universität Bern, hatte das Spiel von 105 ein- bis zehnjährigen Hunden mit einem selbst gewählten Spielzeug in ihre Analyse einbezogen, die von ihren Besitzerinnen oder Besitzern alle als sehr spielmotiviert beschrieben wurden. Die häufigsten Rassen waren Malinois (18), Border Collies (9) und Labrador Retriever (9) – also Vertreter klassischer Arbeitsrassen. Ergänzend wurden die Halterinnen und Halter zum alltäglichen Umgang ihrer Hunde mit Spielzeug befragt.

Futter? Völlig egal!

Das Verhalten von 33 der Vierbeiner wurde als suchtähnlich bewertet. Faktoren dafür waren, ob der Hund übermässig fixiert auf das Spielzeug war, an Alternativen wie Futter oder dem Spielen mit dem Besitzer kaum Interesse hatte, hartnäckig an das Spielzeug zu gelangen versuchte, wenn es nicht verfügbar war, und unfähig, sich binnen 15 Minuten zu beruhigen, wenn ihm das Spielzeug weggenommen wurde.

Die Ergebnisse bestätigten Einzelberichte zu suchtähnlichem Spielverhalten bei Hunden, erklären die Forschenden. Wie bei Verhaltenssüchten des Menschen sei ein zwanghaftes Ausüben von Aktivitäten trotz negativer Konsequenzen kennzeichnend. Warum manche Hunde dazu tendieren, müssten weitergehende Studien klären, ebenso wie die konkreten gesundheitlichen Folgen, etwa eine mögliche Überlastung von Bändern und Gelenken.

Viele Säugetiere und Vögel spielen

Spielverhalten ist bei – vor allem jungen – Säugetieren und einigen Vögeln allgegenwärtig. Es ist meist ein Zeichen des Wohlbefindens, kann aber auch als Ausweichverhalten in Stresssituationen auftreten oder dazu dienen, soziale Spannungen abzubauen. Zudem kann eine ursprünglich spassige Aktivität zwanghaft werden und sich zu einer Verhaltenssucht entwickeln.

Verhaltenssüchten liegen ähnliche neurobiologische Prozesse und Verhaltenssymptome wie Substanzabhängigkeiten zugrunde. Beim Menschen können neben Computer- oder Glücksspielen zum Beispiel auch Sport, Sex, Einkaufen und Arbeit zur Sucht werden.

Gezielt auf Spielen-Wollen gezüchtet

Auch bei Tieren wurden Verhaltenssüchte bereits untersucht. So entwickeln Mäuse, die gezielt auf exzessives Laufradlaufen gezüchtet wurden, zum Beispiel nach Abstinenz physiologische Entzugserscheinungen, die denen bei Drogenabhängigkeit ähneln. «Wie exzessive körperliche Betätigung beim Menschen kann das Laufradlaufen bei Nagetieren alltägliche Aktivitäten stören und zu Beeinträchtigungen beim Nestbau und beim Schutzverhalten führen.»

Nur von Hunden sei aber bekannt, dass sie spontan, also ohne absichtliche experimentelle Herbeiführung, suchtähnliches Verhalten zeigen können. Vermutlich spiele dabei insbesondere bei Arbeitsrassen oder Arbeitslinien die jahrhundertelange Selektion eine Rolle, hiess es: Bei Arbeitsrassen gelten Junghunde mit obsessiver Spielmotivation als besonders gut trainierbar und weisen zudem eine bessere Konzentration sowie geringere Ablenkbarkeit auf. Darum würden solche Rassen oder Zuchtlinien gezielt auf Spielzeugmotivation als Leistungsindikator selektiert. Als Familienhaustiere seien solche Hunde wegen des starken Triebs oft ungeeignet – was nicht allen ausreichend klar sein dürfte, die zum Beispiel Border Collies ganz süss finden. (sda/mik)

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Kommentare

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12.10.2025 03:17

pserratore

Interessant

0 0
11.10.2025 08:29

Borki74

gut zu wissen👍

0 1

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