Mangel im Kanton: SP will endlich eine Notschlafstelle im Baselbiet
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Interpellation
Baselland

Mangel im Kanton: SP will endlich eine Notschlafstelle im Baselbiet

23.08.2023 17:03 - update 24.08.2023 10:59
Larissa Bucher

Larissa Bucher

Im Baselbiet gibt es zu wenig Schlafplätze für Obdachlose. Séverine Salathe von der SP hat nun eine Interpellation eingereicht, die eine Notschlafstelle in Liestal fordert.

Wer im Baselbiet Obdachlos ist oder aus einem anderen Grund einen Schlafplatz für die Nacht braucht, hat momentan nur zwei Optionen: Die private Notschlafstelle Laufe Huus in Laufen oder den Weg in den Stadtkanton. Das sei nicht genug, meint Séverine Salathe von der SP und fordert eine vom Kanton unterstützte Notschlafstelle direkt in Liestal.

Finanzielle Probleme

«Basel-Stadt hat bereits eine Einrichtung, die gut besucht ist», erklärt sie gegenüber Baseljetzt. «Es sind aber auch viele Personen aus dem Baselbiet, die dort übernachten.» So hätten 2021 laut einer Zählung circa 70 Personen aus dem Baselbiet in der Stadt einen Schlafplatz gesucht. Das grosse Problem dabei: «Wenn man als Baselbieter:in nach Basel geht, bezahlt man 40 Franken pro Nacht», erklärt Salathe. «Wenn man in Basel-Stadt zuhause ist, sind es nur 7,50 Franken.»

Wer sich die 40 Franken nicht leisten kann, kann sich an die Sozialhilfe der eigenen Gemeinde wenden. «Das heisst aber, dass man sich dort melden und preisgeben muss. Es ist immer eine grosse Hürde, öffentlich einzugestehen, dass man eine Notschlafstelle braucht.» Dazu kommt, dass das alles doch nicht so einfach ist, wie es klingt. So ist die Sozialhilfe am Wochenende beispielsweise nicht erreichbar, was für Hilfesuchende zu grosser Not führen kann.

Mangel im Kanton: SP will endlich eine Notschlafstelle im Baselbiet
Séverine Salathe.

Kanton muss Verantwortung übernehmen

Für Salathe ist die Lösung klar: Eine offizielle Notschlafstelle im Baselbiet muss her und der Kanton muss die Verantwortung übernehmen. So einfach ist leider auch das aber nicht. Die Notschlafstellen stehen nämlich unter dem Sozialhilfegesetzt, welches auf der Gemeindeebene agiert. Somit hat der Kanton keine rechtliche Grundlage, sich in die Problematik einzumischen. Gerade die Sicherheit im Kanton sei aber extrem wichtig beim Aufbauen einer Notschlafstelle. «Die Idee ist nicht, dass jede einzelne Gemeinde eine Einrichtung haben muss», sagt Salathe. «Ziel muss es sein, dass sich einige Gemeinden zusammenschliessen und dann gemeinsam mit dem Kanton etwas aufbauen können.»

Unabhängig und ohne Leistungsdruck

Der Zusammenschluss verschiedener Gemeinden begrüsst auch Regine Kokontis, Präsidentin vom Laufe Huus in Laufen. Sie sind die einzige aktive Notschlafstelle des Kantons Baselland. Das, obwohl sie theoretisch nicht als eine gelten. Das Laufe Huus wird nämlich von einem Verein geführt und arbeitet mit Freiwilligen. «Ich wünsche mir, dass mehr Menschen auch über der Gemeindegrenze hiervon hören und ermutigt werden, in ihren eigenen Gemeinden etwas Ähnliches aufzubauen.»

Die Unabhängigkeit vom Kanton findet man dort gar nicht so schlecht. «Es gibt uns eine Freiheit», erklärt Kokontis. «Gerade wenn man mit Freiwilligen arbeitet, ist das Team manchmal grösser oder kleiner. In diesen Fällen muss man nicht so nervös werden, wenn man mal nicht alle Dienste besetzen kann.» So könne man dann ohne bürokratische Probleme entscheiden, dass das Haus eine Nacht geschlossen bleibt. Passiert sei das jedoch noch nie, aber: «Es ist eine Entlastung zu wissen, dass wir frei und ohne Leistungsdruck arbeiten können.»

Die Wünsche der beiden Frauen sind ähnlich und simpel: mehr Notschlafstellen im Baselbiet. Ob und wie der Kanton das umsetzten wird, ist noch offen. Am Mittwochabend wird die Interpellation in Liestal besprochen.

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