Marwins Europa-Hit(z) – Teil 1: Von der Regionalliga auf die europäische Bühne
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Europa-Serie
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Marwins Europa-Hit(z) – Teil 1: Von der Regionalliga auf die europäische Bühne

24.09.2025 12:15 - update 24.09.2025 17:48
Florian Vögeli

Florian Vögeli

Nach über zwei Jahren spielt der FCB wieder europäisch. Marwin Hitz hat die meisten Einsatzminuten. In einer vierteiligen Serie blickt er auf seine Erfahrungen in Europa zurück. Teil 1 – sein Profi-Debüt.

Europäische Einsatzminuten (Stand Sommer 2025)

Marwin Hitz ist der FCB-Spieler im aktuellen Kader mit den meisten Einsatzminuten in europäischen Wettbewerben (siehe Zahlen unten). Xherdan Shaqiri hat zwar 18 Spiele mehr bestritten, dabei jedoch weniger Spielminuten gesammelt.

  • Marwin Hitz
    • Champions League: 630 Spielminuten in 7 Spielen
    • Europa League: 1’110 Spielminuten in 12 Spielen
    • Conference League: 1’170 Spielminuten in 12 Spielen
    • Insgesamt: 2’910 Spielminuten in 31 Spielen
  • Xherdan Shaqiri
    • Champions League: 1’666 Spielminuten in 36 Spielen
    • Europa League: 720 Spielminuten in 13 Spielen 
    • Conference League: /
    • Insgesamt: 2’386 Spielminuten in 49 Spielen

Es war der 18. Februar 2010, ein europäischer Spieltag wie jeder andere, bis Marwin Hitz ins Hotelzimmer des Trainers gebeten wurde. Lorenz-Günther Köstner, der Trainer des VfL Wolfsburg, schaute ihm fest in die Augen. «Du spielst heute», sagte er. Ein Satz, kurz und knapp, der alles veränderte. Hitz kam überraschend zu seinem Profidebüt – und das gleich in einem K.-o.-Spiel der Europa League.

Er war damals 22 Jahre alt und war bereits im Sommer 2008 nach Wolfsburg gewechselt. Als dritter Torwart der Meistersaison 2008/09 spielte er ab und zu in der Regionalliga Nord bei der zweiten Mannschaft. In der ersten Mannschaft standen ihm André Lenz und sein Landsmann Diego Benaglio vor der Sonne.

Hitz behält Debüt für sich

Nur wenige Monate vor dieser europäischen Nacht stand der Klub aus Niedersachsen noch ganz oben. Im Sommer 2009 startete Wolfsburg unter Armin Veh als Titelverteidiger in die Saison. Mit Edin Džeko und Grafite im Sturm waren sie Deutscher Meister 2009. Doch die Euphorie verflog schnell. Die Hinrunde verlief enttäuschend, Wolfsburg rutschte ins Mittelfeld und fiel von der Champions League in die Europa League. Veh musste gehen.

Marwins Europa-Hit(z) - Teil 1: Von der Regionalliga auf die europäische Bühne
Marwin Hitz gibt sein Profi-Debüt im Sechzehntelfinal der Europa League am 18 Februar 2010 gegen Villarreal. Bild: Keystone

Köstner übernahm, doch auch Anfang 2010 blieb der erhoffte Aufschwung aus. Benaglio, die Nummer eins im Tor, fiel mit Knieproblemen aus. Zunächst hütete die Nummer zwei, Lenz, das Tor. Der VfL steckte weiterhin in der Krise und war auf der Suche nach Stabilität. Plötzlich wurde die Entscheidung getroffen, einen jungen Schweizer für das Sechzehntelfinale der Europa League ins Tor zu stellen. «Ich habe es erst am Spieltag selbst erfahren», erzählt Hitz. Gerechnet hat er damit nicht. «Ich wusste gar nicht, wie mir geschah», erinnert er sich.

Soll er jemanden anrufen? Sollen die Eltern, die besten Freunde oder die Freundin erfahren, dass er im Europapokal im Tor steht? Nein, er entschied sich dagegen. «Alle waren sehr überrascht, als ich plötzlich im Tor stand. Ich hatte es niemandem gesagt. Ich wollte mich nicht von zahlreichen Nachrichten ablenken lassen. Wenn ich schon ins kalte Wasser springe, dann ganz allein.»

Wolfsburg im Aufschwung

Der Gegner war kein Geringerer als Villarreal. Für den VfL Wolfsburg war es ein Prüfstein, für Hitz die Feuertaufe. Die Flutlichtmasten strahlten, der Rasen glänzte nass vom Sprengen und das Pfeifkonzert der Heimfans dröhnte. Das Hinspiel endete 2:2, Wolfsburg nahm dank der Auswärtstorregel ein wertvolles Ergebnis mit nach Hause. Hitz parierte sicher und strahlte Ruhe aus. Drei Tage danach kam er deshalb auch gleich zu seinem Bundesliga-Debüt, zu Hause gegen Schalke. «In beiden Wettbewerben wurden wir dann auch erfolgreich. Diese Zeit war für mich schon sehr speziell», blickt er heute zurück.

Das Torhütertalent hat seinen Teil zur Stabilisierung des Teams beigetragen. Im Rückspiel gegen Villarreal gewann Wolfsburg mit 4:1. So kam er im darauffolgenden Achtelfinale zum Einsatz. Auch dort setzte sich der VfL gegen Rubin Kazan durch. «Im Hinspiel in Russland waren es gefühlt minus 17 Grad», erinnert sich Hitz. Entsprechend frostig sei dann auch das Ergebnis ausgefallen. Wolfsburg nahm nur ein 1:1-Unentschieden mit nach Hause. Aber auch in der Volkswagen Arena taten sich die Deutschen schwer. Bis Christian Gentner den VfL in der 119. Minute, kurz vor dem Elfmeterschiessen, mit dem Siegtreffer zum 2:1 erlöste.

Aufgrund seiner guten Leistungen wurde Hitz auch weiterhin in der Bundesliga eingesetzt. Wolfsburg gewann vier der fünf Ligaspiele mit Hitz im Tor. Ende März 2010 kehrte Benaglio nach überstandenen Knieproblemen zurück und stand wieder zwischen den Pfosten. Trotz der positiven Entwicklung des Teams stand Hitz im Viertelfinale der Europa League deshalb nicht mehr im Kader. Im Viertelfinale gegen Fulham war dann Endstation. Ob Wolfsburg im Halbfinale gestanden wäre, wenn weiterhin auf Hitz gesetzt worden wäre? Er konnte auf jeden Fall seine Chance nutzen und seinen Rucksack mit Bundesliga- und Europapokal-Erfahrungen füllen.

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Kommentare

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24.09.2025 18:56

Hoschi

interessant, danke.

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