Marwins Europa-Hit(z) – Teil 2: Am Abend in Anfield, Stunden später im Kreisssaal
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Marwins Europa-Hit(z) – Teil 2: Am Abend in Anfield, Stunden später im Kreisssaal

23.10.2025 12:09 - update 23.10.2025 17:03
Florian Vögeli

Florian Vögeli

Nach über zwei Jahren spielt der FCB wieder europäisch. In einer vierteiligen Serie blickt Goalie Marwin Hitz auf seine Erfahrungen in Europa zurück. Im zweiten Teil geht es um das Duell gegen den grossen FC Liverpool, das er aufgrund der Geburt seines Sohnes beinahe verpasst hätte.

Europäische Einsatzminuten (Stand Sommer 2025)

Marwin Hitz ist der FCB-Spieler im aktuellen Kader mit den meisten Einsatzminuten in europäischen Wettbewerben (siehe Zahlen unten). Xherdan Shaqiri hat zwar 18 Spiele mehr bestritten, dabei jedoch weniger Spielminuten gesammelt.

  • Marwin Hitz
    • Champions League: 630 Spielminuten in 7 Spielen
    • Europa League: 1’110 Spielminuten in 12 Spielen
    • Conference League: 1’170 Spielminuten in 12 Spielen
    • Insgesamt: 2’910 Spielminuten in 31 Spielen
  • Xherdan Shaqiri
    • Champions League: 1’666 Spielminuten in 36 Spielen
    • Europa League: 720 Spielminuten in 13 Spielen 
    • Conference League: /
    • Insgesamt: 2’386 Spielminuten in 49 Spielen

Als Marwin Hitz 2013 zum FC Augsburg wechselte, war er nach fünf Jahren in Wolfsburg auf der Suche nach einem Verein, bei dem er regelmässig spielen konnte. Der Verein aus Bayern kämpfte Jahr für Jahr ums Überleben in der Bundesliga, von Europa sprach niemand ernsthaft. Doch in der Saison 2015/16 erlebte Augsburg das grösste Abenteuer seiner Vereinsgeschichte. Mittendrin: der damals 28-jährige Hitz.

Bereits in seiner ersten Saison mit Augsburg (2013/14) feierte er mit dem achten Rang die bis dahin beste Platzierung der Vereinsgeschichte. In der darauffolgenden Saison setzten die Bayerisch-Schwaben sogar noch einen drauf und qualifizierten sich mit dem fünften Platz zum ersten Mal überhaupt für einen europäischen Wettbewerb.

Von Anfiel in den Kreisssaal

Augsburg überstand sogleich die Gruppenphase. Doch dann kam die Auslosung für die Zwischenrunde. Der FC Liverpool unter Trainer Jürgen Klopp. «Niemand hat uns eine Chance gegeben», erinnert sich Hitz. «Wir waren der kleine FC Augsburg, zum ersten Mal überhaupt auf europäischer Bühne. Aber genau das hat uns getragen. Wir hatten nichts zu verlieren.»

Marwins Europa-Hit(z) – Teil 2: Am Abend in Anfield, Stunden später im Kreisssaal
Marwin Hitz bei der Medienkonferenz vor dem Heimspiel gegen den FC Liverpool am 17. Februar 2016. Bild: Keystone

Das Hinspiel am 18. Februar 2016 in Augsburg wurde zu einem Feiertag für die Stadt. Der Gegner war eine Legende des Weltfussballs. Augsburg hielt stand. Und Hitz war der gewohnt sichere Rückhalt. 0:0 endete das Duell. Für die Engländer eine Enttäuschung, für die Bayerisch-Schwaben ein Triumph.

Eine Woche später kam das Rückspiel an der legendären Anfield Road. Schon beim Betreten des Rasens zum Aufwärmen ahnte Hitz, was auf ihn zukam. «In Anfield aufzulaufen, das war unglaublich. Das bleibt für immer in Erinnerung. Das Publikum habe ich als sehr fair wahrgenommen.» Als das Stadion «You’ll Never Walk Alone» anstimmte, sei die Gänsehaut greifbar gewesen. «Natürlich war das Stadion ausverkauft», erinnert sich Hitz.

Sportlich lief es zunächst schlecht. Bereits in der fünften Minute brachte James Milner die Reds per Elfmeter in Führung. Liverpool dominierte. Doch Hitz wurde zum Felsen im Tor, er parierte Schüsse und gab seiner Mannschaft so die Chance, bis zur letzten Sekunde von der Sensation zu träumen. Aufgrund der noch bestehenden Auswärtstorregel hätte dem FC Augsburg ein 1:1 gereicht, um weiterzukommen. Aber es sollte nicht sein. Liverpool gewann mit 1:0.

Mit dem Fanflieger zurück nach Augsburg

Für Hitz war diese Reise auch privat sehr besonders. Seine Frau war hochschwanger zu Hause und die Geburt ihres Kindes stand unmittelbar bevor. «Ich habe lange nachgedacht, ob ich überhaupt mitfliegen soll», erzählt er. «Sie hat mir dann gesagt, dass ich gehen und spielen soll. Das war nicht selbstverständlich.» Unter der Bedingung, so schnell wie möglich nach Hause gehen zu können, trat er die Reise nach Liverpool schliesslich an.

Nach dem Abpfiff in Liverpool gab es für ihn deshalb keine gemeinsame Rückkehr ins Teamhotel. Hitz packte seine Sachen und machte sich mit dem Taxi sofort auf den Weg zum Flughafen. Und so betrat er noch am selben Abend den Flieger mit zahlreichen Augsburg-Fans, um möglichst schnell zu seiner Frau zu gelangen. «Trotz der Fans hatte ich meine Ruhe im Flieger. Die Augsburger sind ähnlich zurückhaltend wie wir Schweizer», erklärt Hitz.

Aufgrund von Nachtruhebestimmungen musste die Maschine in Nürnberg landen. Nach einer rund zweistündigen Taxifahrt kam er schliesslich um sechs Uhr morgens bei seiner Frau in Augsburg an. «Der Stress war umsonst. Mein Sohn kam nämlich erst drei Tage später auf die Welt.»

Am Abend in Anfield, ein paar Stunden später im Kreisssaal. Erinnerungen, die Hitz wohl nie vergessen wird. Für den FC Augsburg blieb der Auftritt an der Anfield Road ein Meilenstein, für Hitz ist es ein ganz persönliches Kapitel Fussballgeschichte. «Für einen Klub wie Augsburg war es der Wahnsinn. Das hat gezeigt, was im Fussball alles möglich ist.»

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23.10.2025 13:41

Hoschi

Ein guter und wertvoller Goalie für unseren FCB.

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