
Mehrere Schweizer Städte prüfen Vergünstigungen im öffentlichen Verkehr
Baseljetzt
Mehrere Schweizer Städte prüfen Vergünstigungen im öffentlichen Verkehr. In Genf wurden sie vor Kurzem umgesetzt. Offenbar mit Erfolg, aber auch mit Mehrkosten für die Stadt. ÖV-Verbände sehen das kritisch.
Inspiriert von der Abstimmung in Zürich vom 28. September gelangte in Luzern diese Woche die Fraktion der Grünen/Jungen Grünen an den Grossen Stadtrat. Es heisst dort, für die Stadt sei ein vergünstigtes öV-Abo finanziell problemlos tragbar. Der Stadtrat solle darum «zügig» ein öV-Abo für alle Luzerner für den Preis von 365 Franken statt wie heute 747 Franken einführen.
Der Grosse Rat Basel-Stadt beschloss letztes Jahr, dass Kantonsangestellte das «U-Abo» um 300 Franken vergünstigt erhalten sollen. Dies gilt für den ganzen Tarifverbund Nordwestschweiz, der auch den Kanton Basel-Landschaft sowie Teile von Solothurn, Aargau sowie des deutschen und französischen Grenzgebiets umfasst.
Hängig ist derweil eine am 1. September eingereichte Volksinitiative mehrerer Jungparteien im Kanton Basel-Landschaft. Sie fordern, dass Baselbieter Fahrgäste unter 25 gleich viel bezahlen wie im Nachbarkanton Basel-Stadt. Seit April 2024 bezahlen junge Fahrgäste im Stadtkanton 365 Franken pro Jahr, während es im Baselbiet 542 Franken sind.
Stadtregierung Bern prüft Vergünstigungen
Auf Antrag der linken Parlamentsmehrheit prüft zudem die Stadtregierung von Bern derzeit eine Vergünstigung der Abonnements für Kinder und Jugendliche. Junge Erwachsene unter 26 Jahren fahren bereits vergünstigt.
In Zürich denkt die SP auf kantonaler Ebene über Vorstösse für gratis-öV insbesondere für Jugendliche und Kinder nach, wie SP-Co-Fraktionspräsidentin Sibylle Marti auf Anfrage sagte. Auch im Tessin gibt es Bestrebungen, dass junge Menschen ein günstigeres Abonnement bekommen sollen.
Gratis öV unter 24 Jahren in Genf
Im Mai 2024 beschloss das Kantonsparlament von Genf, dass in der Stadt Genf Jugendliche bis zum Alter von 24 Jahren die öffentlichen Verkehrsmittel künftig kostenlos nutzen können. AHV- und IV-Bezüger zahlen nur die Hälfte des regulären Abos.
Durch die Initiative zur Verbilligung wurde auch die Zuständigkeit für die Festlegung der Tarife an den Grossen Rat Genf übertragen. Der Souverän behielt diese Position im November 2024 durch ein Referendum bei und lehnte es ab, dem Staatsrat die Festlegung der Tarifstruktur zu überlassen.
Diese Massnahme trat im Januar 2025 Kraft, sie sei «sehr erfolgreich». Von den 94’000 Begünstigten seien 54 Prozent Neukunden, so das Genfer Departement für Gesundheit und Mobilität. Die Nettokosten der Massnahme belaufen sich auf 45,5 Millionen Franken pro Jahr.
öV-Verbände kritisch
Doch laut dem Verband öffentlicher Verkehr (VöV) braucht es mehr, um mehr Passagiere in den öV zu bringen. Dazu gehöre vorab ein gutes Mobilitätsangebot, schrieb der Verband am Dienstag auf Anfrage von Keystone-SDA. In den einzelnen Regionen variierten zudem die Herausforderungen im öV. Gesamtschweizerisch betrachtet sei die Finanzierung – beispielsweise die Sicherung des Bahninfrastrukturfonds – ein Thema, das die Branche beschäftige.
Auch der Informationsdienst für den öffentlichen Verkehr (Litra) und die öV-Branchenorganisation Alliance Swiss Pass stehen generellen Vergünstigungen kritisch gegenüber. Letztere ist für die nationalen Tarife zuständig. Doch auch dort hiess es, der öV koste immer gleich viel, auch wenn die Kunden weniger berappen würden, denn schlussendlich zahle der Steuerzahler mehr. Die Dichte und Qualität des öV brauche auch Investitionen. Vergünstigungen wie zum Beispiel in Genf, wo Junge unter 24 Jahren gratis fahren, seien nur so lange möglich, wie sich eine Stadt das leisten könne. (sda/vaz)
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spalen
einer der richtigen wege um den motorisierten individualverkehr zu verringern
TobiBasler
Ich finde es schön, dass bei uns in Basel die Kantosangestellten mit ihrem kleinen Lohn 300.- Reduktion erhalten….