Menschheit lebt weitgehend jenseits der Belastungsgrenze der Erde
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Klima
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Menschheit lebt weitgehend jenseits der Belastungsgrenze der Erde

31.05.2023 17:29

Baseljetzt

Weltweit sind sieben von acht «sicheren und gerechten Grenzen des Erdsystems» bereits überschritten. Zu diesem Ergebnis kommt eine internationale Forschungsgruppe mit Schweizer Beteiligung.

Nicht nur die Erderwärmung bedroht das Leben auf der Erde, sondern auch andere vom Menschen beeinflusste Entwicklungen. Dazu gehören laut der neuen Studie etwa die knapper werdenden Süsswasserreserven, die Umweltverschmutzung und die Verringerung der Artenvielfalt (Biodiversität). Die Forschenden haben nun sichere und gerechte Grenzen des Erdsystems benannt und in Zahlen gefasst.

Aus Sicht der Forschenden gefährdet der Mensch mit seiner heutigen Lebensweise die Stabilität und Belastbarkeit des gesamten Planeten. «Aus diesem Grund legen wir zum ersten Mal quantifizierbare Zahlen und eine fundierte wissenschaftliche Grundlage vor, um den Zustand unseres Planeten nicht nur im Hinblick auf die Stabilität und Widerstandsfähigkeit des Erdsystems, sondern auch im Hinblick auf das menschliche Wohlergehen und Gerechtigkeit zu bewerten», erklärte Studienleiter Johan Rockström vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).

Viele Grenzen überschritten

Dies, so die Autorinnen und Autoren, verlange nach strengeren Grenzen. So verhindere zum Beispiel die Begrenzung der Erwärmung um 1,5 Grad zwar die schlimmsten Auswirkungen, nicht aber schwerwiegende Schäden wie den Verlust von Menschenleben, Vertreibung oder den Verlust der Nahrungsmittel- und Wassersicherheit. Daher wird vorgeschlagen, die sichere und gerechte Klimagrenze bei oder unter 1 Grad Erwärmung anzusetzen. Dieser Wert ist bereits überschritten.

Ebenso überschritten sind laut den Forschenden die Grenzen für die Biodiversität, die Verfügbarkeit von Oberflächen- und Grundwasser und die Verschmutzung von Luft, Boden und Wasser durch durch Stickstoff und Phosphor.

Besser als Mittelwerte

«Mit dem bisherigen Fokus auf globale Mittelwerte, zum Beispiel die globale Mitteltemperatur, werden alle Regionen gleich behandelt, was aber nicht der Fall ist», erklärte Christian Franzke von der Pusan National University in Südkorea, der selbst nicht an der Analyse beteiligt war. «Diese Studie legt nun den Fokus darauf, dass alle Regionen bewohnbar bleiben sollen, was nur gerecht ist, da die am meisten durch den globalen Klimawandel betroffenen Gebiete am wenigsten zur Klimaerwärmung beigetragen haben.»

Die vom Menschen verursachten Aerosole in der Luft bilden das einzige Kriterium, bei denen die sichere und gerechte Grenze des Erdsystems dem Forschungsteam zufolge noch nicht überschritten ist. Lokal ist der gerechte Wert zwar demnach schon überschritten, aber wegen Datenmangels geben die Forschenden keinen aktuellen Stand der weltweiten Aerosolbelastung an. (sda/mei)

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