«Mobilitäts-Desaster»: Einstellung des Rufbusses in Bettingen sorgt für Unmut
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Gemeindeversammlung
Basel-Stadt

«Mobilitäts-Desaster»: Einstellung des Rufbusses in Bettingen sorgt für Unmut

11.12.2023 16:30
Victoria Mutschler

Victoria Mutschler

Der neue Fahrplan der öffentlichen Verkehrsmittel ist am 10. Dezember in Kraft getreten. Die Umstellung brachte einige Änderungen mit sich. In Bettingen verkehrt seither kein Rufbus mehr. Eine Neuerung, die auf Kritik stösst.

Bisher wartete der Rufbus im Dorf und fuhr auf Anfrage zwischen 20 Uhr bis Betriebsende hoch zur Chrischona. Für die Gegenrichtung musste der Bus telefonisch angefordert werden. Das Angebot wurde selten genutzt, denn nur 22 Personen pro Abend nahmen den Rufbus zwischen Bettingen Dorf und St. Chrischona in Anspruch. Zusätzlich lief der Vertrag zwischen den Basler Verkehrsbetrieben (BVB) und der Rufbusbetreiberin Margarethen Bus AG (MAB) aus. Nun wurde das Angebot angepasst und durch den Linienbus Nummer 32 im Viertelstundentakt ersetzt.

«Mobilitäts-Desaster»: Einstellung des Rufbusses in Bettingen sorgt für Unmut
An der Tür des ehemaligen Dorfladens hängt Hablützels Hinweis auf das Thema, welches in der Gemeindeversammlung aufgegriffen wird.Bild: Baseljetzt

Am Dienstag findet in Bettingen die Gemeindeversammlung statt. Peter Hablützel will einen Antrag deponieren, dass über die Nachtbus-/Ruftaxifrage abgestimmt wird. Den Entscheid der Gemeinde und der BVB kann Hablützel nicht nachvollziehen und sieht ihn als Serviceabbau: «Dieser Rufbus war natürlich sehr beliebt, besonders unter gehbehinderten und älteren Menschen. Aber auch für Frauen und Kinder, die sind dann vom Bettinger Dorf direkt nach Hause gebracht worden und so sicher heim gekommen», sagt Hablützel.

ÖV soll attraktiver werden

Daniel Schopp, Mobilitätsbeauftragter des Gemeinderates, konnte anhand des Angebotes von Riehen aufzeigen, dass es für Bettingen teurer käme, das Angebot beizubehalten. Aber es gebe auch andere Vorteile eines Linienbusses: kein Umsteigen mehr bei der Station Bettingen Dorf und bessere Planung durch den Viertelstundentakt und genaue Abfahrzeiten in der App: «Alle Wohnsiedlungen sind sehr nah an den Haltestellen. Es steht kaum ein Haus ausserhalb von 350 Metern entfernt und dieser Nachteil vom Hauslieferservice, den es nicht mehr gibt, wird durch sehr viele Vorteile wett gemacht», so Schopp.

«Mobilitäts-Desaster»: Einstellung des Rufbusses in Bettingen sorgt für Unmut
Bisher konnte man ab 20 Uhr bei der Chrischona den Rufbus bestellen. Künftig soll der Linienbus bis Betriebsende hinauffahren.Bild: Baseljetzt

Der Gemeinderat will mit dem Ausbau die öffentlichen Verkehrsmittel attraktiver machen. Ab 2024 können diese Busse durch elektrische ersetzt werden. Trotz der eher leeren Busse will der Gemeinderat einen Strategiewechsel lancieren: «Erst einmal hat die Abwägung stattgefunden zwischen der Gefässgrösse und der Nachfrage. Das Ziel des Gemeinderats ist eine Vorwärtsstrategie, wir wollen, dass mehr Leute mit dem öV fahren, das ist auch sehr wichtig für die Gewerbetreibenden auf der Chrischona», sagt Schopp. Obwohl es im Dorf Gastronomie, Hotellerie und sogar Events habe, sei derzeit nicht ersichtlich, dass am Abend überhaupt ein öffentlicher Verkehr existiere.

Bisher wurden die Dorfbewohner:innen in den Entscheid, den Rufbus durch einen Linienbus zu ersetzen nicht mit einbezogen, was Hablützel sauer aufstösst. An der Gemeindeversammlung vom kommenden Dienstag wird das Volk dann aber endlich über diese Änderung diskutieren und über die Zukunft des Rufbusses mitbestimmen können.

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11.12.2023 16:03

Brunoe

Wir Schweizer und da besonders in Basel und Umgebung sind seeehr verwöhnt betreffs ÖV. Am Beispiel Bettingen wurde ja die Transportmöglichkeit nicht gestrichen, sondern nur anders aufgegleist. Alle Viertelstunde hat Mann / Frau eine Fahrmöglichkeit und eben nicht auf die Minute, die man persönlich “bevorzugt”. Andere Städte oder Länder wären froh, nur ein Bruchteil unseres ÖV-Angebotes benutzen zu dürfen. Wie verwöhnt sind wir eigentlich schon?

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