Museum der Kulturen gibt geschnitzten Stamm an Stammplatz zurück
©Bild: zVg
Dekolonialisierung
Basel-Stadt

Museum der Kulturen gibt geschnitzten Stamm an Stammplatz zurück

18.01.2024 15:45 - update 19.01.2024 05:47
Maximilian Karl Fankhauser

Maximilian Karl Fankhauser

Das kulturelle Erbe findet seinen Weg zurück zur indigenen Bevölkerungsgruppe der Kamilaroi nach Südostasien. Somit macht das Museum einen weiteren Schritt in der Dekolonialisierung seiner Sammlung.

Der Baum im Museum der Kulturen, der eigentlich ganz wo anders hingehört. Und nun den Weg wieder an seinen angestammten Platz zurückfindet. In der Aufarbeitung seiner Sammlung aus kolonialem Kontext markiert dies einen wichtigen Punkt für das Museum, wie der Regierungsrat am Donnerstag schreibt.

Denn der «thulu», ein beschnitzter Baumstamm, stand ursprünglich auf einem Zeremonialplatz im Südosten Australiens. Genauer gesagt auf einem der indigenen Bevölkerungsgruppe der Kamilaroi. Seine Bedeutung für das Volk: immens. Für sie ist er Vorfahre und Familienmitglied in einem, steht für Wissen und hat gar eine eigene Handlungsfähigkeit. Kurzum: Der «thulu» ist für die Kamilaroi lebendig und verbindet sie mit ihrem Land.

Alle stehen hinter der Rückgabe

Bis in die 30er-Jahre war er Teil der Sammlung des heutigen Australian Museum in Sidney. Der Basler Lucas Staehelin kaufte ihn dem Museum ab und schenkte ihn 1940 dem Völkerkundemuseum Basel. Dies im Wissen beider, dass der Baumstamm eigentlich unter ein Ausfuhrverbot fiel.

Zeitsprung in den Mai 2022. Eine Delegation der Kamilroi ist zu Besuch im Museum der Kulturen Basel und möchte, dass der «thulu» wieder zurück zu seinen Wurzeln findet. Dem Antrag, gestützt auf die Ethischen Richtlinien für Museen vom International Council of Museums (ICOM), wollen die Museumsdirektion, die Museumskommision und auch das Rektorat der Universität Basel nachkommen. Juristisch gesehen ist die Sammlung nämlich Universitätsgut. Auch der Regierungsrat stimmt dem Begehren zu.

Geschenk der Kamilroi soll Platz des Stamms einnehmen

Die Dekolonialisierung ist hierbei ein wichtiges Stichwort. Denn die Rückgabe ist ein weiters Puzzleteil in der grossen Zielsetzung des Museums der Kulturen. Sämtliche Sammlungsbestände sollen auf koloniale Lasten hin untersucht werden. Ansprüche und Rückgaben werden durch fundierte Forschung überprüft und die Entscheide transparent kommuniziert.

Das Museum der Kulturen will mit der Rückgabe des «thulu» auch den indigenen Bevölkerungsgruppen und ihrem kulturellen Erbe Respekt zollen. Die Kamilaroi wollen ihrerseits dem Museum mit einem Geschenk für die Rückgabe danken. Das Geschenk soll den prominenten Platz des Baumstamms in der Sammlung  «Alles lebt – mehr als menschliche Welten» einnehmen. Worum es sich handelt, ist bis jetzt aber noch unklar.

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