
Nach Drama um «Gender-Tag»: Unbewilligte Kundgebung gegen «Drag Story Time» angekündigt
Larissa Bucher
Am Samstag soll in der Pestalozzi-Bibliothek in Oerlikon die «Drag Story Time» stattfinden. In der rechten Szene stösst die Idee und das Konzept dahinter auf Wut und Unverständnis.
In Oerlikon findet am Samstag die Veranstaltung «Drag Story Time» statt. Das Konzept dahinter: Drag Queens lesen Kindern Geschichten vor und sensibilisieren sie so auf eine spielerische Art und Weise für die Vielfalt in der Gesellschaft. Der Event fand bereits 25 Mal in Zürich statt und sorgt immer wieder für Aufsehen. Zuletzt vor einem Jahr, als Neonazis mit Fackeln und Transparenten dagegen protestierten.
Aufgeheizte Stimmung nach «Gender-Tag»
Momentan ist die Stimmung jedoch besonders aufgehetzt. Die «Drag Story Time» findet nämlich nur kurz nach dem wegen Drohungen abgesagten «Gender-Tag» in der Zürcher Gemeinde Stäfa statt. Dort lud die Sekundarschule wie jedes Jahr mit einer Einladung zum «Gender-Tag» ein. Diese wurde online geteilt und löste einen Shitstorm aus. Die rechte Szene kritisierte den Event scharf. Ganz prominent mit dabei: SVP-Nationalrat Andreas Glarner, der auf Twitter dazu schreibt: «Wer greift durch und entlässt die Schulleitung?» Nach viel Drama und massiven Drohungen musste der «Gender-Tag» schliesslich abgesagt werden.
Unbewilligte Kundgebung
In den sozialen Medien wird nun zu einer Kundgebung gegen die «Drag Story Time» aufgerufen. Auch hier wieder ganz vorne mit dabei ist Andreas Glarner.
Laut dem «Tages-Anzeiger» sind ausserdem auch Corona-Skeptiker, Reichsbürger und andere Verschwörungstheoretiker mit dabei. Die Zürcher Kantonspolizei schreibt derweil in einer Mitteilung, dass das Sicherheitsdepartement keine Bewilligung für die Kundgebung erteilt habe. «Die Stadtpolizei Zürich wird vor Ort sein und die Erteilung einer Spontanbewilligung unter strengen Auflagen und Bedingungen prüfen. Zentral wird dabei sein, dass der Event ‘Drag Story Time’ sicher und ohne Störungen durchgeführt werden kann», heisst es weiter.
Zwei dutzende Hass-Mails
Bis dahin hat die Pestalozzi-Bibliothek die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Das unter anderem aufgrund der zwei Dutzend Hass-Mails, die sie erhalten haben. Das erschreckt den Direktor Felix Hüppi: «Im Gespräch äusserte die Polizei, dass in diesen Kreisen online oft mehr Wind gemacht wird, als dann in der Realität sichtbar wird. Aber nur schon, dass wir bei einer Kinderveranstaltung in der Bibliothek mit physischer Gewalt rechnen müssen, erschreckt mich», sagt er gegenüber dem «Tages-Anzeiger».
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TomGrau
Hoffe, diese wahren Staatsfeinde werden genauso behandelt wie die bösen bösen Linken. Ach nein, ich vergass, Rechtsaussen ist dank SVP & Co. ja beinahe schon akzeptierte Mitte. Ein Trauerspiel, gäbe es doch so viel Wichtiges zu tun