Baustellen-Situation
Basel-Stadt

Nach tödlichem Unfall beim Dreispitz: «Es gibt Mängel, die bestehen bleiben»

02.05.2024 18:30 - update 06.05.2024 13:09
Leonie Fricker

Leonie Fricker

Bei der Dreispitz-Baustelle ist am Dienstag ein Motorradfahrer bei einer Kollision mit einem Falschfahrer ums Leben gekommen. Nun wird untersucht, ob die Signalisation an der Unfallstelle ausreicht. Auch Pro Velo hat Sicherheitsbedenken.

Dass sich an der Verkehrssituation am Dreispitzknoten etwas ändern muss, hat das Basler Parlament bereits vor drei Jahren beschlossen. Der Grund: Die Kreuzung sei unüblich, die Situation versetzt und die Zahl der Verkehrsbeziehungen hoch, hiess es vor knapp drei Jahren im Bericht der Umwelt- und Verkehrskommission (UVEK).

Tödlicher Unfall am Dienstag

Seit Februar 2023 wird beim Dreispitz gebaut. Wegen der Riesen-Baustelle rund um den Verkehrsknoten kommt es immer wieder zu Änderungen des Strassenverlaufs, die durch spezielle Bodenmarkierungen gekennzeichnet sind. In einem dieser Bereiche kam es am Abend des 1. Mais zu einem tragischen Unfall. Ein 77-jähriger Autofahrer war irrtümlich auf die Gegenfahrbahn geraten, als ihm ein Motorrad entgegenkam. Der 26-jährige Motorradfahrer starb noch am Unfallort.

Bevor die Baustelle kam, konnte der Verkehr von Münchenstein in Richtung Basel zweispurig geführt werden. Doch seit Januar gibt es nur noch eine Spur, während eine durchgezogene orange Linie den Verkehr in Richtung Basel vom Gegenverkehr trennt.

Signalisierung wird untersucht

Laut Bau- und Verkehrsdepartement sei die Markierung in diesem Bereich, in dem der Unfall passierte, klar genug. «Wir haben keinen Hinweis darauf, dass unsere Signalisation nicht ausreichend war», sagt Daniel Hofer, Co-Leiter Kommunikation beim BVD.

Die orangefarbene Markierung gebe die Fahrbahn vor und weitere Hinweise würden deutlich machen, dass im Bereich des Knotens Bauarbeiten stattfinden und man sich neu orientieren müsse. Das BVD wolle nun aber untersuchen, ob die Kennzeichnung, die zuvor von der Polizei bewilligt wurde, zum Unfall geführt haben könnte.

Erste velofreundliche Massnahmen

Auch für Velofahrende ist die Situation am Knoten Dreispitz nicht ideal. Velofahrende, die vom Dreispitzknoten kommend in die Dornacherstrasse abbiegen wollen, müssen die Geradeausspur überqueren und auf die Abbiegespur wechseln. Die UVEK stufte dies in ihrem Bericht zumindest für «mit der Kreuzung wenig vertraute Velofahrende» als herausfordernd ein.

Heute hat sich der Strassenabschnitt für Velofahrende verbessert. Erste velofreundliche Massnahmen wurden vom BVD bereits umgesetzt. So zum Beispiel ein durchgehender Velostreifen und eine Velofurt, also ein Veloabschnitt, der vom Autoverkehr abgetrennt ist, vor der Einmündung in die Dornacherstrasse. Wegen der Baustelle sei die Situation aber immer noch unübersichtlich, kritisiert Pro Velo beider Basel.

Pro Velo ist (noch) nicht zufrieden

«Es ist eine komplexe Kreuzung», sagt Co-Präsidentin Anina Ineichen. Für Velofahrende gebe es immer noch viele Problemstellen und Spurwechsel. «Da einige Velomassnahmen vorübergehend aufgehoben werden mussten, kann es zudem sehr eng werden.»

Anina Ineichen fährt regelmässig über den Dreispitz und kennt die Problematik. Sie begrüsst, dass die Verbesserungen für Velofahrende trotz laufender Bauarbeiten immer so schnell wie möglich umgesetzt wurden. Ganz zufrieden ist sie aber noch nicht. «Es gibt Mängel, die bestehen bleiben.»

Viele Velos fahren falsch

Der Verband Pro Velo beider Basel hat gegenüber dem BVD deshalb seine Sicherheitsbedenken mitgeteilt. «Wir haben uns die neuen Velomassnahmen angesehen und bemerkt, dass sie von den Velofahrenden noch nicht adaptiert werden und viele noch immer falsch fahren», sagt Anina Ineichen. Ein Augenschein vor Ort bestätigt dies:

Nach tödlichem Unfall beim Dreispitz: «Es gibt Mängel, die bestehen bleiben»
Viele Velos nutzen den «falschen» Weg in die Dornacherstrasse. Bild: Baseljetzt

Auch kritisiert Pro Velo, dass man noch immer die Spur wechseln muss, wenn man von der Münchensteinerstrasse in die Dornacherstrasse abbiegen will. «Solange das so bleibt, wird es trotz der Verbesserungen gefährliche Situationen geben», ist Anina Ineichen überzeugt.

Die Sanierung des Dreispitzknotens führt das Bau- und Verkehrsdepartement in zusammenarbeit mit den IWB und BVB durch. Sie werden voraussichtlich noch bis Ende 2024 andauern.

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Kommentare

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06.05.2024 16:33

bicicletta

Das Hauptproblem ist dass sich die Baustelle unnötig ewig in die Länge zieht. Wieso kann eine derartige Baustelle nicht möglichst effizient und schnell abgeschlossen werden? Dort wird permanent an irgend welchen Gruben, scheinbar wenig koordiniert, rumgewerkt. Es war nur eine Frage der Zeit (!!!) bis dort ein grosser Unfall passiert. Wahrscheinlich nicht der letzte.

Ich fahre dort jeden Tag durch, diese Baustelle ist ein Trauerspiel! Unverständlich!

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03.05.2024 06:53

michijetzt

Die speziellen Bodenmarkierungen bei der Unglücksstelle sind schlecht erkennbar und schwierig zu deuten. Die Sicherheit der Verkehrsteilnehmenden ist dadurch ungenügend gewährleistet; der tragische Unfall hätte vermutlich mit klareren Markierungen verhindert werden können!

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03.05.2024 14:15

mike24

michijetzt kann man 100% zustimmen. Bei Transitstrassen sind Bodenmarkierung schlicht ungenügend. Ein Signal ‘Achtung Velo’ oder ‘Veloüberholverbot’ wie es Deutschland kennt, wäre die adäquate Lösung. Ansonsten sollte die Strecke auf Tempo 30 km/h angepasst werden.

PS: Habe einen Fehler in der Legende entdeckt im Textblock ‘Erste velofreundliche Massnahmen’, Bild 2. Bitte korrigieren:

falsch:
Vorher müssen linksabbiegende Velos aber an den geradeaus fahrenden Autos vorbei.

richtig:
linksabbiegende Velos müssen – wie auf der Fahrspur markiert – mittig fahren.

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