Neuer Wirkstoff könnte gegen resistentes Bakterium wirken
©Symbolbilder: Keystone / Montage: Baseljetzt
Medizin
Basel-Stadt

Neuer Wirkstoff könnte gegen resistentes Bakterium wirken

03.01.2024 17:16 - update 03.01.2024 17:17

Baseljetzt

Eine neue Klasse von Antibiotika hat in ersten Studien vielversprechende Resultate gegen ein antibiotikaresistentes Bakterium gezeigt. Noch ist der von Forschenden des Pharmakonzerns Roche entwickelte Wirkstoffkandidat aber weit weg von Anwendungen in der Praxis.

Laut der am Mittwoch in der Fachzeitschrift «Nature» veröffentlichten Studie wirkte dieses neue Antibiotikum namens Zosurabalpin im Labor und in Mäusen gegen das antibiotikaresistente Bakterium Acinetobacter baumannii – ein typischer Krankenhauskeim, der etwa Lungenentzündungen auslösen kann.

Antibiotikaresistenzen hätten sich in den letzten Jahrzehnten zu einer akuten Bedrohung für die Gesundheit entwickelt, betonten die Forschenden in der Studie. Das Bakterium, gegen das sich der neue Wirkstoff richtet, sei besonders besorgniserregend. Denn es gehöre zu den sogenannten gramnegativen Bakterien, die von inneren und äusseren Membranen umgeben sind, die für die meisten Antibiotika schwer zu überwinden sind. Weltweit führe es auf Intensivstationen immer wieder zu Infektionsausbrüchen.

Zur Zeit laufen Phase-1-Studien

«Es sind mehr als 50 Jahre vergangen, seit die letzte eigenständige Klasse von Antibiotika eingeführt wurde, die in der Lage ist, Infektionen durch gramnegative Bakterien zu behandeln», liess der an der Studie beteiligte Michael Lobritz von Roche auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA verlauten.

«Jede neue Antibiotikaklasse, die in der Lage ist, Infektionen zu behandeln, die durch multiresistente Bakterien wie das Carbapenem-resistente Acinetobacter baumannii verursacht werden, wäre ein bedeutender Durchbruch», so der Forscher. Um zu wissen, ob Zosurabalpin diesen Durchbruch bringen werde, seien jedoch weitere Studien notwendig.

Zur Zeit laufen nach Angabe von Roche klinische Studie der Phase 1, um die Sicherheit, Verträglichkeit und Pharmakologie des Wirkstoffs am Menschen zu bewerten.

Angriff auf neues Ziel

Zosurabalpin gehört zu einer neuen chemischen Klasse von Antibiotika, den sogenannten gebundenen makrozyklischen Peptiden. Es greift ein neuartiges Ziel in Bakterien an, wie Lobritz erklärte. Als Folge davon hatten Bakterien bisher nicht die Gelegenheit, Resistenzmechanismen gegen dieses Molekül zu entwickeln.

Konkret hemmt der Wirkstoff den Transport des Moleküls Lipopolysaccharid (LPS) zur äusseren Schicht der Membran der Bakterien. Die Hemmung dieses Transports führt dazu, dass sich LPS auf toxische Niveaus innerhalb der Zelle anhäuft, was letztendlich zum Zelltod führt.

«Vielversprechend»

In der Studie zeigte sich Zosurabalpin wirksam gegenüber mehr als 100 Laborproben des Bakteriums. Zudem reduzierte es die Bakterienlevels bei infizierten Mäusen mit einer Lungenentzündung signifikant, wie aus der Studie hervorgeht.

«Angesichts der Tatsache, dass Zosurabalpin bereits in klinischen Studien erprobt wird, sieht die Zukunft vielversprechend aus», schrieb der an der Studie nicht beteiligten Forschenden Paul Hegenrother und Morgan Gugger von der University of Illinois in den USA in einem Kommentar zur Studie im selben Fachmagazin. (sda/jwe)

Feedback für die Redaktion

Hat dir dieser Artikel gefallen?

Kommentare

Dein Kommentar

Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise

Kommentare lesen?

Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.