Weihnachten ist die besinnliche Zeit des Jahres. Doch während sich die meisten Menschen auf den Weihnachtsfeiern an üppigem Essen und einem Glas Alkohol erfreuen, sorgen andere für deren sicheren Heimweg.

Seit Anfangs Dezember ist Nez Rouge wieder aktiv auf den Strassen unterwegs, um im Rahmen der landesweit bekannten Präventionskampagne für mehr Sicherheit im Strassenverkehr einzutreten. Autofahrer:innen haben die Möglichkeit, Nez Rouge anzurufen, wenn sie zu viel Alkohol im Blut haben und nicht mehr in der Lage sind, nach Hause zu fahren. Die Zweierteams von Freiwilligen fungieren als Chauffeur oder Chauffeuse und bringen die Kund:innen mit ihrem eigenen Auto nach Hause.

Der Fahrdienst ist kostenlos. Allerdings entscheiden sich die meisten Kund:innen dazu, einen Beitrag zu bezahlen. Die Statistik für das Jahr 2022 zeigt eine steigende Beliebtheit. In Basel wurden insgesamt 76 Fahrten durchgeführt und 126 Personen befördert. 77 Freiwillige engagierten sich und legten eine Gesamtstrecke von 3042 Kilometern zurück.

Eine Fahrt mit Tom und Babsi

Der Abend beginnt in der Zentrale in Pratteln. Es ist halb neun Uhr abends. Schnell eine Besprechung und dann bilden sich aus den sechs Fahrer:innen drei Zweierteams. Tom und Babsi fahren heute zusammen. Nicht zum ersten Mal, sagen sie lachend. Dann geht es los. Ein Kunde muss von einer Firmenfeier in Laufenburg nach Möhlin gebracht werden. Schnell noch ein paar Tüten mit Werbegeschenken der Sponsoren einpacken und eine Zigarette rauchen. Es wird wieder eine lange Nacht.

Tom ist seit 2017 Fahrer bei Nez Rouge. Und warum? Aus persönlichen Gründen, wie er sagt. Alle im Team haben Erfahrungen gemacht, die sie zu diesem Schritt bewogen haben. «Autofahren macht mir nichts aus», sagt Tom. Rund 50’000 Kilometer legt er pro Jahr für seine Arbeit zurück. «Mit meinen Fahrten für Nez Rouge möchte ich der Gesellschaft etwas zurückgeben. Einfach etwas Gutes tun.» Dass er selbst an diesem Abend keine Weihnachten feiert, würde ihn nicht stören. «Einmal mit der Familie reicht mir.» Die ganzen Festessen brauche er nicht. Babsi pflichtet ihm bei.

Alte Bekannte

In Möhlin angekommen, ist der Kunde nicht am vereinbarten Treffpunkt. Die Adresse stimmt, denn die Musik der Weihnachtsfeier dringt bis auf den Parkplatz. Schnell angerufen, tanzt der verantwortungsbewusste Kunde wenige Minuten später mit einem Bier in der Hand an. Man kennt sich bereits, denn vor ein paar Wochen hat Tom den Kunden schon einmal nach Hause gefahren. Der Ablauf ist also allen Beteiligten bekannt.

Auf der Fahrt nach Möhlin geht es um die Jagd und die Arbeit. Tom und der Kunde können an das Gespräch der letzten Fahrt anknüpfen. Babsi fährt im Begleitwagen hinterher. Nach etwa 20 Minuten ist das Ziel erreicht. Der Kunde bedankt sich mit einer freiwilligen Spende. Der Erlös geht dieses Jahr an die Schweizer Kinder Spitex. Nach einer kurzen Zigarettenpause klingelt schon wieder das Telefon. Es ist kurz vor 11 Uhr. Der nächste Auftrag wartet.