Nordkorea schickt Müll-Ballone über die Grenze – Südkorea reagiert empört
©Bilder: Keystone
Provokation
International

Nordkorea schickt Müll-Ballone über die Grenze – Südkorea reagiert empört

02.06.2024 15:02 - update 02.06.2024 19:01

Baseljetzt

Nordkorea hat nach Angaben des südkoreanischen Militärs erneut Hunderte mit Müll gefüllte Ballone über die stark befestigte Grenze nach Südkorea gesendet. Südkorea drohte am Sonntag mit Gegenmassnahmen.

Südkorea hat Nordkorea eindringlich vor dem Versenden weiterer Ballone mit Müll über die Grenze gewarnt. Südkoreas Generalstab warf Nordkorea am Sonntag vor, seit Samstagabend nicht nur wieder reihenweise Müll-Ballone zu senden, sondern auch den fünften Tag in Folge Störangriffe auf das Satelliten-Navigationssystem GPS zu unternehmen.

Das seien «irrationale Provokationen, die sich kein normaler Staat leistet», sagte der Nationale Sicherheitsberater Chang Ho Jin in Seoul. Bei einer Sitzung des ständigen Ausschusses des Gremiums hätten die Teilnehmer vereinbart, «Massnahmen einzuleiten, die für Nordkorea unerträglich sind». Wie die Massnahmen genau aussehen, war zunächst unklar.

Nordkorea kündigte derweil Medienberichten zufolge an, es wolle vorerst keine mit Müll gefüllten Ballone mehr senden. Zugleich habe jedoch Vize-Verteidigungsminister Kim Kang Il in einer von Staatsmedien veröffentlichten Erklärung gedroht, die Aktion fortzusetzen, sollten aus Südkorea noch mehr anti-nordkoreanische Flugblätter kommen, wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete.

Bevölkerung soll Ballone nicht berühren

Den Militärangaben zufolge wurden etwa 720 Ballone in Seoul und anderen Regionen des Landes entdeckt. In den daran angehängten Beuteln hätten sich unter anderem Zigarettenstummel, Papier, Kleiderfetzen, Plastik und andere Abfallprodukte befunden. Die Objekte sollten nicht berührt werden, da sie potenziell gefährlich sein könnten.

Das von Machthaber Kim Jong Un autoritär regierte Nordkorea hatte sein Verhalten vor allem als Reaktion auf Aktionen privater Organisationen in Südkorea bezeichnet, die immer wieder mit Flugblättern und anderem Propagandamaterial gefüllte Gasballone über die Grenze ins Nachbarland senden. In den Flugblättern rufen sie unter anderem zum Sturz der Regierung auf. Nordkorea reagiert auf Propaganda gegen die eigene Führung in der Regel sehr empfindlich. Nordkorea hatte am vergangenen Sonntag gedroht, «Haufen von Altpapier und Dreck» über die Grenzregionen zu schicken. Bereits von Dienstag bis Mittwoch trieben den Angaben Südkoreas zufolge etwa 260 Ballone über die militärische Demarkationslinie.

Aus Vorsicht nicht abgeschossen

Das Militär schickte am Sonntag erneut Teams zur Bergung der Trümmer. Die Ballone seien nicht abgeschossen worden, da nicht völlig ausgeschlossen werden könne, dass sie giftige Chemikalien enthielten, hiess es.

Zusammen mit den nordkoreanischen Raketentests und den GPS-Störsignalen stellten diese Ballone mit Müll eine Bedrohung dar, sagte Sicherheitsberater Chang. Die Provokationen seien ein Versuch, «Angst und Chaos in unserer Gesellschaft zu verbreiten». Mittels Störsender will Nordkorea laut Angaben Südkoreas die GPS-Signale in der Grenzregion unterbrechen.

Südkorea droht mit Lautsprecher-Durchsagen

Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf einen Regierungsbeamten, Südkorea könnte als Gegenmassnahme auch die Propaganda-Durchsagen mit Lautsprechern an der Grenze wiederaufnehmen. Die Beschallungen in Richtung Norden wurden 2018 im Zuge zwischenzeitlicher Annäherung ausgesetzt. Auch Nordkorea hatte solche Propaganda-Durchsagen gemacht. Die gegenseitige Beschallung galt als Mittel der psychologischen Kriegsführung und Überbleibsel aus dem Kalten Krieg.

Unter der früheren liberalen südkoreanischen Regierung war 2021 ein Gesetz in Kraft getreten, wonach das Versenden von Flugblättern und anderer Objekte über die Grenze verboten ist. Das Verfassungsgericht hob das Verbot im vergangenen Jahr mit dem Argument wieder auf, es schränke unverhältnismässig die Meinungsfreiheit ein.

Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel nehmen seit längerem wieder deutlich zu. Nordkorea hatte seine Tests mit atomwaffenfähigen Raketen und anderen Waffen verstärkt. Südkorea und die USA bauten ihre Militärkooperation, einschliesslich gemeinsamer Manöver aus. (sda/daf)

Feedback für die Redaktion

Hat dir dieser Artikel gefallen?

Kommentare

Dein Kommentar

Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise

02.06.2024 18:37

PJPM

Na ja… wenn Müll vom Norden kommt, dann muss der Norden eine riesige Müllhalde sein, oder? Insofern ist es folgerichtig: Aus Nordkorea kommt nur Müll. Wzbw

1 0

Kommentare lesen?

Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.