OK-Chef Weber: «Hätten das Defizit früher erkennen müssen»
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ESAF Pratteln
Baselland

OK-Chef Weber: «Hätten das Defizit früher erkennen müssen»

25.01.2023 16:44 - update 06.02.2023 14:49
Nicolas Bieri

Nicolas Bieri

Jetzt spricht OK-Chef Thomas Weber! Nach dem 3.8 Millionen-Defizit am ESAF Pratteln zeigt sich der Präsident durchaus selbstkritisch. Und hat Empfehlungen für kommende ESAF-Gastgeber.

Herr Weber, Sie mussten in letzter Zeit vielerorts um Geld betteln. Wie waren die Reaktionen? 

Ähnlich, wie wir sie auch hatten nach dem Fest. Ich muss ehrlich zugeben: Wir hätten früher erkennen müssen, dass es so schlecht rauskommt. Da bin ich selbstkritisch. Viele sagten: «Aber das Fest war doch so super – viele Leute, gutes Wetter, wie kann das sein?»  

Ihre Antwort? 

Es gab halt auch Einflüsse, die wir nicht direkt steuern konnten. Es gab Mindereinnahmen von bis zu einer Million Franken bei den sogenannten Supporterschaften, also VIP-Tickets. Aber wir hatten auch Mehraufwand im Bereich Sicherheit und Infrastruktur. Beides zusammen hat halt dann dieses Defizit ergeben. Da waren wir von Anfang an transparent. Natürlich gab es keine Begeisterungssprünge – aber die Partner haben die Notwendigkeit einer gemeinsamen Lösung schnell gesehen.  

Feldschlösschen, Swisscom und Migros wollten als Königspartner keine zusätzlichen Gelder sprechen. Mussten die anderen drei einspringen?  

Wir konnten eine breit abgestützte Lösung finden. Die Königspartner sind nur ein Teil davon. Wir haben auch mit Lieferanten und dem Schwingverband gesprochen. Aber auch mit Privatpersonen, die dem Schwingen wohlgesinnt sind. So ist am Ende ein Betrag von 3.3 Millionen zustande gekommen.  

Solche Anfragen sind ja eher ungewöhnlich. Wie viel Überzeugungskraft haben Sie gebraucht?  

Am schwierigsten ist es natürlich immer für den ersten, der sich bewegt. Es erwarten logischerweise alle, dass sie am Ende nicht die einzigen sind. Zum Glück konnten wir die Partner ziemlich schnell überzeugen, dass die Unterstützung breit abgestützt sein wird. Dann kam schnell Bewegung in die Sache. Aber natürlich immer unter der Voraussetzung, dass wir den Konkurs abwenden können.  

Trotz allem bleiben 500’000 Franken an den Steuerzahlenden des Kantons Baselland hängen. Warum soll die Öffentlichkeit für dieses Defizit bezahlen? 

Den Partnern war es wichtig, dass die Lösung breit abgestützt ist. Sie sehen den Standortkanton genauso in der Pflicht, sich an der Deckung des Defizits zu beteiligen. Immerhin hat das Fest auch einiges an Wertschöpfung generiert in der Region. Es war parteiübergreifend ein tolles Fest für alle – gerade nach dieser Pandemie. Wir konnten das Baselbiet in der ganzen Schweiz vermarkten, auch mit der Stadt zusammen. Unsere Region ist glaube ich in diesem Sommer auf der Landkarte der Schweiz angekommen.  

Was würden Sie denn im Nachhinein anders machen?  

Es gibt eigentlich zwei Punkte, die wir für künftige Festveranstalter im Schlussbericht festhalten werden: Zum einen muss man bei Veranstaltungsorten auf der grünen Wiese – also ohne Leitungsanschluss oder ausgebauten Schnellzugsbahnhof – etwa 10 Prozent mehr Einnahmen generieren. Bei ca. 40 Millionen Franken also etwa 3 bis 4 Millionen. Da muss man dann entweder über die Ticketpreise reden, oder über eine Defizitgarantie. Eine solche wollten wir von Anfang an vermeiden, damit wir den Kostendruck haben. Sonst wäre es wahrscheinlich jetzt noch teurer geworden.  

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Kommentare

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26.01.2023 15:03

Laufetaler

Ich finde den Antrag von Thomas Weber einen absoluten Skandal !!!

Ich kann auch nicht ein „Grümpeli“ organisieren, 3000 CHF Defizit machen und dann die ausstehenden Rechnungen dem Kanton schicken mit der Begründung: „Es war ja ein tolles Fest!“

Wie kommt man überhaupt auf solch eine Idee?

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