Papst macht Weg für Segnung homosexueller Paare möglich
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Papst macht Weg für Segnung homosexueller Paare möglich

18.12.2023 17:40

Baseljetzt

Papst Franziskus hat den Weg für die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare durch die katholische Kirche freigemacht – allerdings unter strikten Bedingungen. Der Vatikan betont, dass homosexuelle Partnerschaften nicht mit einer Ehe zwischen Mann und Frau gleichgestellt werden.

Die Frage, ob gleichgeschlechtliche Paare einen Segen bekommen dürfen, gehört zu den grossen Streitfragen in der katholischen Kirche. Im Gegensatz zum Papst, der sich früher schon offen dafür gezeigt hatte, lehnen viele konservative Amtsgeistliche dies bis heute strikt ab. In Deutschland werden Segensfeiern für homosexuelle Paare in vielen Gemeinden bereits praktiziert, fanden aber bislang in einer kirchenrechtlichen Grauzone statt. Das Erzbistum Köln unter dem erzkonservativen Kardinal Rainer Maria Woelki hatte kürzlich noch einen Geistlichen deshalb gemassregelt.

Die Erklärung mit dem Titel «Fiducia supplicans» (in etwa: «Flehendes Vertrauen») wurde nun vom vatikanischen Amt für die Glaubenslehre veröffentlicht, eine der zentralen Behörden des Kirchenstaats. Als Oberhaupt der katholischen Kirche hatte sie Franziskus zuvor ausdrücklich gebilligt. Das Schreiben trägt auch seine Unterschrift. Verfasst wurde es von Kardinalpräfekt Victor Manuel Fernández, der wie der Papst aus Argentinien kommt.

Die Grenzen der Entscheidung

In der «Erklärung über die pastorale Sinngebung von Segnungen» wird grundsätzlich zwischen verschiedenen Formen der Segnung unterschieden. Dabei macht der Vatikan deutlich, dass rituelle Segnungen oder alles, was auch im Entferntesten einer Hochzeit ähneln könnte, für gleichgeschlechtliche Paare weiterhin nicht in Frage kommen. Alle Riten und Gebete, die Verwirrung stiften könnten, seien unzulässig. Eine Ehe sei die «ausschliessliche, dauerhafte und unauflösliche Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau, die von Natur aus offen ist für die Zeugung von Kindern».

Weiter heisst es dann aber auch, es gebe jedoch die Möglichkeit, auch Menschen zu segnen, die nicht nach den Normen der christlichen Morallehre lebten. «Jeder Mensch, auch wenn er in Situationen lebt, die nicht dem Plan des Schöpfers entsprechen, besitzt positive Elemente, für die er den Herrn loben kann.» Wenn Menschen spontan um einen Segen bitten – «sei es auf Wallfahrten, an Wallfahrtsorten oder sogar auf der Strasse, wenn sie einem Priester begegnen» – könne Segen gespendet werden, ohne etwas zu verlangen. Wörtlich: «Niemand darf ausgeschlossen werden».

Die Abkehr vom klaren Nein

Franziskus selbst hatte bereits im Herbst in einem Brief an mehrere Kardinäle erkennen lassen, dass er Segnungen für homosexuelle Paare nicht grundlegend ablehnt. Wer einen Segen wolle, erbitte im Vertrauen auf Gott dessen Hilfe, um besser leben zu können. Man müsse daher abschätzen, ob es Formen der Segnung geben könne, ohne eine falsche Vorstellung von der Ehe zu vermitteln. Offizielle Regelungen dazu – beispielsweise durch Bistümer oder Bischofskonferenzen – lehnte der Papst auch damals schon ab.

Mit der Erklärung vollzieht der Vatikan einen Kurswechsel. Noch vor zwei Jahren – also auch schon in der Amtszeit von Franziskus – hatte die Führung der römisch-katholischen Kirche klargestellt, dass es «nicht erlaubt» sei, homosexuelle Partnerschaften zu segnen. Solche Verbindungen könnten «nicht als objektiv auf die geoffenbarten Pläne Gottes hingeordnet anerkannt werden». (sda/anw)

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