Pickwick, Mister Wong und Münsterplatz: Das sagen die besten Dartsspieler der Welt über Basel
Tim Meyer
Die Professional Darts Corporation (PDC) gastiert zum ersten Mal in der Schweiz. An der Première in Basel ist die Crème de la Crème des Dartssports mit dabei. Die Stars im Interview mit Baseljetzt.
20’000 Schaulustige soll die grosse Darts-Party dieses Wochenende in die St. Jakobshalle locken. Mit etlichen Weltmeistern am Start, ist das Feld in Basel hochkarätig. Seit Freitagnachmittag werfen die grossen Namen ihre Pfeile – und werden dabei von kostümierten Fans frenetisch gefeiert. Baseljetzt war vor Ort und traf fünf internationale Darts-Stars.
Raymond van Barneveld, 5-facher Weltmeister
«Barney» ist eine Darts-Legende. Der 57-jährige Niederländer gilt als einer der erfolgreichsten Spieler aller Zeiten. Weil die Swiss Darts Trophy aber das erste PDC-Turnier in der Schweiz ist, wusste van Barneveld nicht, mit wie vielen Fans er rechnen solle: «Ich war überrascht, diese fantastische Menge hier zu sehen. Wir versuchen Turniere auf der ganzen Welt zu veranstalten. Manchmal funktionierts und manchmal nicht. Aber hier in Basel war es auf jeden Fall ein toller Abend.»
Raymond van Barneveld war vor seinem Darts-Durchbruch Postbote. Ausserdem arbeitete er ein Jahr als Schreiner. Er sei aber so schlecht in der Arbeit gewesen, dass er schnell wieder aufgehört habe. So entschied er sich, voll auf die Karte Darts zu setzen und spielt mittlerweile seit über 40 Jahren: «Wenn du genug träumst und gut bist, kannst du alles erreichen, was du willst. Ich habe es geschafft.»
van Barneveld und Basel: Eine Geschichte, die weit zurückgeht
«Barney» darf sich nicht nur als einer der ganz grossen im Darts-Sport nennen, sondern auch einer der Spieler, die sich in Basel gut auskennen. Früher ging er mit anderen Spielern nach Turnieren ins Pickwick in der Steinenvorstadt. Im Jahr 2000 gewann van Barneveld die Swiss Open, welche im Rhypark gespielt wurde. Drei Jahre später gelang ihm an gleicher Stäte einen 9-Darter, das perfekte Spiel im Darts.
Michael Smith, Weltmeister 2023
Der «Bully Boy» ging mit seinem perfekten Spiel, dem 9-Darter im WM-Finale 2023 gegen Michael van Gerwen, viral. Für viele ist es das beste Leg (ein Spiel von 501 Punkten auf null) aller Zeiten. Denn Van Gerwen warf acht perfekte Darts, bevor Michael Smith die 141 Punkte checkte und die Fans im Ally Pally in Ekstase brachte.
Anders als «Barney» ist Michael Smith zum ersten Mal in Basel. Bisher hatte er in der Schweiz nur einen Anschlussflug und sei jetzt glücklich, auch mal den Flughafen verlassen zu können: «Ich mag es, neue Orte zu sehen. Also bin ich wirklich froh, hier zu sein. Die Zuschauer haben mich sehr unterstützt. Es war schön.»
Im Pickwick wird man die aktuelle Weltnummer zwei Michael Smith aber nicht antreffen. Der «Bully Boy» hat keine Zeit, sich die Stadt anzusehen. Er ist voll fokussiert auf den Sport: «Wenn ich zum Dartspielen herkomme, bleibe ich einfach den ganzen Tag im Bett. Und fahre erst vier Stunden bevor ich spiele zur Halle und nehme ein Shuttle oder Taxi.»
Es sei für ihn aber trotzdem schön in die Schweiz zu kommen und zur Abwechslung mal nicht in Deutschland spielen zu müssen, sagt der «Bully Boy».
James Wade, 11-facher Major Sieger
Gleich wie van Barneveld ist James Wade ein alter Hase im Dartssport. Auch wenn der Engländer erst 41-jährig ist, spielt er doch seit über 20 Jahren an der absoluten Weltspitze. «The Machine» gilt als einer der konstantesten Spieler aller Zeiten. Ausserdem trägt er für viele den Titel des besten Spielers, der (noch) nie Weltmeister wurde.
Für Wade sei Basel auf einer Stufe mit Dubai, Las Vegas oder Südafrika: «Die Schweiz ist fantastisch. Es ist ein wunderschönes Land. Und Basel ist eine schöne Stadt. Ich bin wirklich dankbar, hier zu sein.»
«The Machine» fühlt sich in Basel pudelwohl. Auch weil hier gute Erinnerungen von früher hochkommen. Wie «Barney» gewann auch James Wade die Swiss Open. An der Austragung 2002 im Rhypark – und das im zarten Alter von 18 Jahren.
Luke Humphries, amtierender Weltmeister
«Cool Hand» ist die Fairytale-Story schlechthin im Darts: Von Depressionen und Angststörungen, zum Weltmeister-Titel und zur Weltnummer eins. Luke Humphries ist ohne Zweifel zurzeit der beste Dartsspieler auf der Welt. Gleich wie Michael Smith schaffte es Humphries in der Schweiz bisher aber auch nicht weiter als bis zum Zürcher Flughafen: «Es ist wirklich schön, verschiedene europäische Länder zu erleben. Natürlich sind wir oft in Deutschland, aber es ist schön, mal in ein anderes Land zu kommen. Das Publikum war absolut fantastisch.»
Seine Zeit in Basel habe «Cool Hand» bisher genossen. Ähnlich wie bei Michael Smith bleibt Humphries aber keine Zeit für Spaziergänge durch die Stadt. Er will unbedingt der erste Swiss Darts Trophy-Gewinner werden. Wenn er sein Ziel erreicht hat, gebe es für Luke Humphries aber immer noch die Möglichkeit, irgendwann mit seiner Frau und Familie für einen Urlaub nach Basel zurückzukehren.
Nathan Aspinall, 2-facher Major Sieger
«The Asp» ist wie Smith und Humphries das erste Mal in der Schweiz. Dass die PDC in Basel ihr Debüt feiert, könnte der Schweizer Dartsszene laut Aspinall helfen: «Offensichtlich muss die Schweiz einen Spieler finden, der den Durchbruch schafft. Stefan Bellmont zum Beispiel ist ein fantastischer Spieler. Ich denke, dass das Turnier in Basel ein erster Schritt in die richtige Richtung ist.»
Im Publikum gebe es laut «The Asp» hoffentlich auch viele Kinder, die danach streben, der nächste Luke Littler zu werden. Das Darts-Wunderkind aus England ist in Basel auch mit dabei. Der 17-jährige warf den letzten Schweizer Bruno Stöckli in der zweiten Runde aus dem Turnier.
Nathan Aspinall und Mister Wong: Das wird keine Liebesgeschichte mehr
Die Weltnummer 6 und der Matchplay-Champion aus dem Jahr 2023 will auch in Zukunft in die Schweiz zurückkommen: «Basel ist sicherlich ein Turnier, auf das ich mich in den nächsten Jahren im Kalender freuen werde. Es gibt bestimmte Turniere, die man sich ansieht und bei denen man sagt ‘Oh, da will ich nicht hin’. Aber in die Schweiz gehe ich gerne und ich werde wiederkommen.»
«The Asp» wird aber nur für Darts zurückkehren. Den Basel sei für ihn als Engländer extrem teuer und sein Mittagessen bei Mister Wong sei jetzt auch nicht gerade das Beste gewesen, sagt Nathan Aspinall mit einem grossen Schmunzeln.
Die Swiss Darts Trophy ist bereits vor dem Ende des Turniers ein voller Erfolg. Die PDC Europe hat mit dem Austragungsort ein gutes Näschen bewiesen und die Top-Spieler sind allesamt sehr zufrieden. Überraschend kommt daher der vorzeitige Entscheid, auch 2025 nach Basel zurückzukehren, nicht.
Die besten Dartsspieler der Welt werden also auch im nächsten Jahr in der St. Jakobshalle zu sehen sein. Damit bleibt die Türe offen, um den professionellen Dartssport in der Schweiz endgültig ins Rollen zu bringen.
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