Putin kompromissbereit im Ukraine-Konflikt, doch Ansprüche bleiben
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Ukraine-Krieg
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Putin kompromissbereit im Ukraine-Konflikt, doch Ansprüche bleiben

19.12.2024 18:04 - update 19.12.2024 19:00

Baseljetzt

Der russische Präsident Wladimir Putin hielt heute seine jährliche Pressekonferenz ab. In dieser Fragerunde sagte er, Russland sei für Eingeständnisse im Ukraine-Krieg bereit. Wie diese aussehen, lies er offen.

Bei einem Treffen im Sommer mit dem diplomatischen Korps hatte der Kremlchef noch die Abtretung der vier von Russland nach Kriegsausbruch 2022 annektierten ukrainischen Gebiete Cherson, Donezk, Luhansk und Saporischschja zu einer der Voraussetzungen für den Beginn von Gesprächen gemacht. Diesmal sagte er: «Wir haben keine Bedingungen für Verhandlungen mit der Ukraine».

Russland hält Ansprüche auf ukrainisches Gebiet aufrecht

Einen Verzicht auf die russischen Ansprüche bedeutet das allerdings nicht. Gespräche sollten sich an der Realität vor Ort orientieren, also den russischen Eroberungen in der Ukraine, sagte Putin. In allen vier Gebieten hat Russland grosse Territorien unter seine Kontrolle gebracht.

Zudem forderte Putin, die Vereinbarung von Istanbul als Basis für einen Friedensvertrag zu nutzen. In Istanbul hatten beide Kriegsparteien kurz nach Beginn der russischen Invasion über Bedingungen für deren Ende verhandelt. Dabei sollte die Ukraine auf einen Nato-Beitritt verzichten und ihre Streitkräfte verkleinern. Es war aber – anders als vom Kremlchef dargestellt – kein fertiges Papier und für die Ukraine unannehmbar.

Putin gab sich siegessicher bei der Fragerunde, zu der auch Bürger aus verschiedenen Regionen des Landes meist zu sozialen Problemen zugeschaltet wurden. Die Wirtschaft boome trotz der westlichen Sanktionen, die russischen Truppen seien entlang der gesamten Front auf dem Vormarsch, sagte der 72-Jährige. Waffentechnisch sei Russland der Ukraine trotz der westlichen Hilfe überlegen.

Herausforderung zu einem Duell mit Oreschnik

Gegen die neue russische Mittelstreckenrakete Oreschnik seien westliche Flugabwehrsysteme hilflos, behauptete er. Wenn der Westen an der Leistungsfähigkeit der Rakete zweifle, könne er gern ein von allen verfügbaren Flugabwehrwaffen geschütztes Ziel in Kiew benennen, das von Oreschnik beschossen werden solle.

Putin sprach von einem «Experiment, einem hochtechnologischen Duell des 21. Jahrhunderts». Der Westen könne dort alle Flugabwehrwaffen und Raketenschirme stationieren, die er habe. Dann werde sich herausstellen, ob sie die Mittelstreckenrakete aufhalten könnten. Russland sei zu so einem Experiment bereit.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, der kurz nach Putins TV-Marathon bei einer Pressekonferenz in Brüssel auftrat, kritisierte die Herausforderung zu einem Raketenduell in Kiew scharf. «Meinen Sie, dass dieser Mensch noch adäquat ist? Einfach Schwerverbrecher», sagte er.

Putin will Stärke demonstrieren

Für Putin ging es vor allem darum, vor den eigenen Bürgern, aber auch der internationalen Presse Stärke zu demonstrieren. Probleme redete er bewusst klein: Die Inflation sei zwar hoch, räumte er ein. Russland werde sie aber in den Griff bekommen. Wirtschaftsexperten sehen dabei die Gefahr eines massiven Wachstumseinbruchs bei anhaltenden Preissteigerungen, eine sogenannte Stagflation in Russland.

Auf die Frage einer Bewohnerin der Region Kursk, wann die Menschen dort denn wieder nach Hause zurückkehren könnten, entgegnete Putin verlegen um eine konkrete Antwort nur: «Alles wird erledigt.» Seit vier Monaten können die russischen Truppen – seit einigen Wochen auch von nordkoreanischen Soldaten unterstützt – das ukrainische Militär nicht entscheidend zurückdrängen. Er könne kein Datum nennen, sagte er. Aber ganz sicher würden die Ukrainer wieder vertrieben, versicherte Putin trotzdem.

Selenskyj: Partner sollten Putin nicht überschätzen

Der ukrainische Präsident Selenskyj hat seine westlichen Partner aufgefordert, Russland und Kremlchef Putin nicht zu überschätzen. «Wir sehen seine Schwächen», sagte Selenskyj. «Er ist nur stark, weil er über Atomwaffen spricht, weil er viele Raketen verschiesst.»

Gleichzeitig habe Putin alle seine kampffähigen Truppen in der Ukraine stehen, wo er nur langsam vorankomme. Dies offenzulegen, sei ein Grund für die ukrainische Sommer-Offensive im russischen Gebiet Kursk gewesen, sagte Selenskyj. «Wir wollten zeigen, dass seine gesamte Armee auf unserem Territorium steht, und dass alles, was übrig ist, nicht stark ist.»

Auch Selenskyj hat zuletzt verstärkt seine Bereitschaft zu Verhandlungen bekundet. Dabei müsse die Ukraine aber in eine Position der Stärke gebracht werden, um ein gerechtes Ergebnis zu erzielen, forderte er von den westlichen Partnern. (sda/stz)

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Kommentare

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19.12.2024 17:32

spalen

putin ist ein mörder und verbrecher!

3 1
20.12.2024 07:54

Sonnenliebe

Dem stimme ich zu!

1 0
19.12.2024 17:21

Freddi1985

Der macht das richtig so .

1 3

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