Reto Baumgartner: «Wir als Verein fühlen uns unter Druck gesetzt»
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Reto Baumgartner: «Wir als Verein fühlen uns unter Druck gesetzt»

17.01.2023 15:45 - update 19.01.2023 14:16
David Frische

David Frische

Der FCB schreibt ein Minus von 1,2 Millionen Franken. Der Basisverein soll innert Kürze mit 300’000 Franken aushelfen. Das sorgt für Hektik und verschärft das Klima bei Rotblau.

Ein Defizit von 1,2 Millionen Franken – und der Verein soll mit 300’000 Franken aushelfen. Diese Meldung der bzBasel schlug am Dienstagmorgen ein wie eine Bombe. Und sie trifft den Verein FC Basel 1893, der 25% der Aktien am FCB hält, hart (die Holding hält die restlichen 75%).

Mitte Dezember hiess es von FCB-Präsident David Degen noch, der Club schliesse das Geschäftsjahr 2022 mit einer schwarzen Null ab. Jetzt ist plötzlich alles anders. Und es eilt: Die FC Basel 1893 AG braucht das Geld dringend. Neben den 300’000 Franken vom Verein kommen die restlichen 900’000 Franken von der Holding in Person der FCB-Eigentümer Degen, dem Ehepaar Rey und Dan Holzmann.

Es eilt gewaltig

Ob der Verein den geplanten Kapitalschnitt mitmacht und das Geld beisteuert, müssen die rund 8’000 Mitglieder entscheiden. Der Vorstand hat sie deshalb am Dienstag mit einem Schreiben zu einer ausserordentlichen Mitgliederversammlung eingeladen. Bereits am 7. Februar – also ziemlich kurzfristig.

Das findet auch der Verein, wie Präsident Reto Baumgartner gegenüber Telebasel sagt: «Wir als Verein fühlen uns durch die Kurzfristigkeit dieses Schritts unter Druck gesetzt». Wirklich überrascht sei man von dem Kapitalschnitt nicht, weil sich das Defizit bereits Ende 2022 abgezeichnet habe. Aber man stehe jetzt vor der Herausforderung, innert kurzer Zeit die Mitgliederversammlung auf die Beine zu stellen. «Da hätten wir uns mehr Zeit gewünscht», sagt Baumgartner. Im Mai steht die ordentliche Mitgliederversammlung an. Dieser Zeitpunkt hätte dem Verein mehr Luft verschafft.

Baumgartner: «Ein Paradigmenwechsel»

Dass das Defizit der AG nicht nur die Holding ausgleicht, sondern auch der Verein, ist ein Novum. Es ist ein Entscheid des Verwaltungsrats der FC Basel 1893 AG. Der Grund: Die Reserven in der Holdingkasse sind aufgebraucht. «Dass die Eigentümerschaft des FCB um David Degen jetzt eine andere Erwartung hat, ist ein Paradigmenwechsel», sagt Vereinspräsident Baumgartner. Steuert der Verein die nötigen 300’000 Franken nicht bei, sinkt sein Aktienanteil an der AG von 25 auf 10 Prozent.

«Ob der Verein dem Kapitalschnitt zustimmt, entscheiden die Mitglieder an der ausserordentlichen Versammlung», so Baumgartner. Die Empfehlung des Vereinsvorstands werde sein, diesen Kapitalschnitt mitzutragen und die nötigen 300’000 Franken in die AG einzuschiessen. Er werde den Mitgliedern Optionen aufzeigen wie das möglich ist. Baumgartner: «Eine Option ist eine einmalige Erhöhung des Mitgliederbeitrags, eine weitere wäre ein Fundraising.» Aus eigener Tasche das Geld einfach so zahlen kann der Verein nicht.

«Ein Szenario, das sich der Vorstand nicht wünscht …»

Die AG braucht die flüssigen Mittel bis zum 9. Februar, also zwei Tage nach der ausserordentlichen Mitgliederversammlung. Für die Finanzierung sucht der Vorstand deshalb schon jetzt Private, Firmen oder Institutionen. Für den Fall, dass die Mitglieder dem Kapitalschnitt zustimmen, wird das Geld dann aufgetrieben und zurückgezahlt.

Was, wenn nicht? «Dann hat die Holding ein Vorkaufsrecht auf die 15 Prozent Aktienanteile, die der Verein verliert», so Baumgartner. Was dann passiert, darüber kann man nur spekulieren. Veräussert die Holding die Anteile an einen externen Investor? Die FC Basel Holding will sich auf Anfrage zum Thema nicht äussern. Man verweise an den Verein und Präsident Baumgartner, da sie jetzt gefragt seien. Baumgartner sagt nur so viel: «Eine Fremdübernahme von Aktienanteilen durch einen Investor ist ein Szenario, das sich der Vereinsvorstand nicht wünscht.»

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18.01.2023 17:45

claudius

Heute 1.2 Mio. Fr. erreicht die 1. Manschaft nicht die Honiftöpfe der Championsleage, dann werden wir in Zukunft viel grössere Verlustbeträge zu erwarten haben, welche der Verein Fc Basel nie und nimmer stemmen kann.
So oder so, ohne neue kapitalkräftige Investoren kann sich der FCB den jetzigen Profibetrieb nicht leisten. Es ist halt so, der wirtschaftliche Erfolg des FC Basel ist an den sportlichen Erfolg , sprich an die Teilnahme in der Campionsleague geknüpft. Ohne das kann dieses Kader nicht gehalten werden und der FCB versinkt europäisch dauerhaft in die Dritt- resp-. Viertklassigkeit der Conference League.
Deshalb ist es nicht sinnvoll den Verein auch noch finanziell zu gefährden mit der Zahlung von nicht vorhandenen 300’000 Fr. Besser darauf verzichten und sich mit den 10% Aktienanteil zufrieden geben.

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