Roche pocht auf Abriss von Bau 52: «Wir müssen uns hier weiterentwickeln können»
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Basel-Stadt

Roche pocht auf Abriss von Bau 52: «Wir müssen uns hier weiterentwickeln können»

11.09.2025 18:13 - update 11.09.2025 18:29
Leonie Fricker

Leonie Fricker

Eine kleine Mehrheit der zuständigen grossrätlichen Kommission stellt sich bei den Bebauungsplänen des Roche-Südareals quer. Der Pharmariese ist irritiert – und macht deutlich, warum er Bau 52 loswerden will.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Mehrheit der BRK will Änderungen am Bebauungsplan des Roche-Südareals.
  • Besonders der Bau 52, ein Gebäude aus den 60er-Jahren, wird dabei zum Zankapfel.
  • Die Roche will den Bau abreissen, weil er den eigenen Klimazielen nicht gerecht wird.

Die Roche-Pläne für das Südareal spalten die Basler Bau- und Raumplanungskommission (BRK). Sechs Mitglieder wollen das Vorhaben des Pharmaunternehmens in der vorliegenden Form absegnen: Die alten Büro- und Laborgebäude am Rhein abreissen, um Platz für einen Neubau und einen Park zu schaffen. Die knappe Mehrheit – sieben Mitglieder – hat jedoch andere Vorstellungen. Sie will den Bau 52, ein Hochhaus aus den 1960er-Jahren, erhalten. Zudem soll der Park öffentlich zugänglich sein und die Solitude-Promenade verlängert werden.

Spontaner Rundgang durch Bau 52

Bei Roche stösst das auf Kopfschütteln. Expertinnen, Gutachter und Gremien seien sich allesamt einig gewesen, dass ein Abbruch von Bau 52 die beste Lösung sei, betonte Jan Leibundgut, Leiter Real Estate bei Roche, am Donnerstag. «Wir sind deshalb etwas erstaunt, dass sieben Mitglieder am Ende eines sechsjährigen Prozesses nun plötzlich auf der Ziellinie mit neuen Ideen aufkommen», sagte er. Um die Notwendigkeit des Rückbaus zu unterstreichen, lud Roche die Medien zu einem spontanen Rundgang durch das 60er-Jahre Hochhaus ein.

Roche pocht auf Abriss von Bau 52: «Wir müssen uns hier weiterentwickeln können»
Der Leiter Real Estate bei Roche, Jan Leibundgut, führte durch den Bau 52. Bild: Baseljetzt

Die Führung startete im Bau 1, dem ersten Roche-Turm, und führte anschliessend hinüber zu Bau 52. Der Kontrast zwischen den beiden Gebäuden fällt direkt ins Auge. Während der Neubau mit lichtdurchfluteten Räumen und auf Hochglanz polierten, weissen Oberflächen daherkommt, wird das 60er-Jahre-Hochhaus von grauem Linoleum, engen Gängen und dunklen Büros beherrscht. «So wollen wir nicht mehr arbeiten», sagte Leibundgut vor den Medien.

Bau widerstrebt den Klimazielen

Vor allem aber entspreche der historische Bau den heutigen Anforderungen nicht mehr. Die Flächennutzung sei suboptimal, das Treppenhaus erfülle die Brandschutzvorgaben nicht und die Heizungen seien veraltet. «Müsste man den Bau sanieren, müssten 90 Prozent der Struktur erneuert werden», so Leibundgut. Vom historischen Bauwerk, wie es heute dasteht, bleibe wohl kaum etwas übrig.

Auch die Klimabilanz spreche klar für den Abriss. «Der Rückbau des Bau 52 ist ein entscheidendes Puzzleteil beim Erreichen unserer Klimaziele», sagte Leibundgut. Roche will das gesamte Areal bis 2030 klimaneutral betreiben. Bau 52 gefährde dieses Ziel: Pro Quadratmeter brauche er 36-mal mehr Energie als ein Neubau. Noch in diesem Jahr soll das Gebäude deshalb vom Netz genommen werden.

Nord- und Südareal sind unzertrennlich

Der Rundgang führte die Medienschaffenden anschliessend in den Untergrund des Südareals. Dort befindet sich ein Labyrinth aus Leitungen, das bis ins Nordareal, wo Produktion und Forschung befinden, hinüberreicht. Ein grosser Teil dieser Infrastruktur sei veraltet, weshalb auch im Untergrund umfassend erneuert werden müsse, um die Energieversorgung des Nordareals sicherzustellen, so Leibundgut.

Roche pocht auf Abriss von Bau 52: «Wir müssen uns hier weiterentwickeln können»
Das Nord- und Südareal sind infrastrukturell stark miteinander verknüpft. Bild: Baseljetzt

Genau diese enge Verknüpfung der beiden Areale sei laut Roche auch der Grund, weshalb der neue Park nicht für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden könne. «Auch wenn wir wollten, wäre es nicht möglich», so Leibundgut. Denn als innerstädtisches Industrieareal unterliege man der Störfallverordnung. Das bedeutet, der Zugang muss kontrolliert, und der Park umzäunt werden. Nur so lasse sich die kritische Infrastruktur schützen.

Parlament berät im Oktober

«Wir müssen uns hier weiterentwickeln, um auch in Zukunft forschen zu können», räumte Leibundgut ein. Dafür sei eine gute Zusammenarbeit zwischen Politik und Wirtschaft zentral. Die Roche sei aber zuversichtlich, dass der von der Regierung verabschiedete Bebauungsplan letztlich umgesetzt werden könne. Im Oktober wird das Parlament über die Zukunft des Roche-Südareals beraten.

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Kommentare

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12.09.2025 11:10

Croma

Bin 35 Jahre lang mit dem Fahrrad daran vorbeigefahren, und es war für mich das Symbol der Roche an der Grenzacherstrasse, und habe dabei stets hochachtungsvoll hochgeschaut. Aber die Bedürfnisse von Roche haben sich weiterentwickelt, und Bau 52 ist nicht mehr zweckmässig. Ich hoffe unsere Politik hebt die Behinderungen für die Weiterentwicklung des Areals beiseite und lässt Roche die Projekte schnellstens beenden.

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