
Roche stellt US-Investitionen wegen Preissenkungen in Frage
Baseljetzt
Die Pharmakonzerne Roche und Novartis planen in den USA milliardenhohe Investitionen, auch in der Hoffnung, bei der Regierung von US-Präsident Donald Trump etwa in Zollfragen Goodwill zu ernten.
Doch die von der US-Administration angepeilten hohen Preisnachlässe auf Medikamenten lassen zumindest Roche an seinen Investitionsplänen zweifeln. Novartis kündigte vor gut einem Monat an, in den nächsten fünf Jahren 23 Milliarden Dollar in zusätzliche Fabriken und Forschungslabors in den USA zu investieren. Roche will im selben Zeitraum gar 50 Milliarden für die Kapazitätserweiterung ausgeben.
Doch bei Roche zweifelt man bereits, ob sich diese Investitionen rechnen werden, wie die «Neue Zürcher Zeitung» in ihrer Online-Ausgabe vom Dienstagabend schrieb. Der Grund dafür sind die deutlichen Preissenkungen bei Medikamenten, die US-Präsident Trump sehen will.
Auf das Geschäft im Jahr 2025 erwarte Roche keine Auswirkungen, wie die Medienstelle gegenüber Baseljetzt mitteilt. Roche werde sein «diszipliniertes» Kostenmanagement fortsetzen und seine zukünftigen Investitionen in Innovationen weltweit sicherstellen. «Sollte die vorgeschlagene Executive Order jedoch in Kraft treten, kämen die von uns zuvor angekündigten erheblichen Investitionen in den USA auf den Prüfstand.»
Die Roche zeigt sich besorgt, dass die Executive Order die Position der USA als weltweit führendes Ökosystem für Pharmazeutika und Gesundheitswesen untergrabe, das Wirtschaftswachstum in den USA dämpfe und zum Verlust von Arbeitsplätzen in den USA führen werde.
«Wir rechnen nicht mit schnellen Änderungen»
Novartis teilt auf Anfrage mit: «Wir prüfen derzeit die Durchführungsverordnung und werden gemeinsam mit der US-Regierung an der Ausarbeitung von Richtlinien und Vorschriften arbeiten, die einen schnellen und breiten Zugang der Patienten zu innovativen Medikamenten gewährleisten.»
Novartis setze sich in den USA und auch in Europa für notwendige Änderungen ein und für «die Korrektur der deutlich zu niedrigen Preise in Europa». Diese Diskussionen werden jedoch Zeit erfordern. «Wir rechnen nicht mit schnellen Änderungen», so die Novartis.
Standort stärken und Preisbildungssystem überarbeiten
René Buholzer, CEO von Interpharma, sagt auf Anfrage, dass es noch zu früh sei, um die effektiven Folgen der Ankündigung abzuschätzen. «Die angedrohten Massnahmen könnten aber dazu führen, dass der amerikanische Markt an Attraktivität verliert», so Buholzer. «Insbesondere würde dadurch die Innovationskraft der forschenden Pharmaunternehmen weltweit massiv leiden und es besteht das ernste Risiko, dass die Versorgung für Patientinnen und Patienten weltweit schlechter wird.»
«Die aktuellen geopolitischen und weltwirtschaftlichen Umwälzungen machen es noch dringender für die Schweiz, rasch eine übergreifende Pharma- und Life Science-Strategie zu erarbeiten und ihre Wettbewerbsfähigkeit gezielt zu stärken», sagt Buholzer. Insbesondere sollte die Schweiz die Gelegenheit nutzen, um den Standort zu stärken und das veraltete Preisbildungssystem zu überarbeiten.
Liste mit Richtpreisen
Per Dekret wies Trump das amerikanische Gesundheitsministerium an, in den nächsten 180 Tagen Verhandlungen mit Pharmafirmen aufzunehmen. Eine Liste mit Richtpreisen soll das Ministerium bereits in den kommenden 30 Tagen erstellen. Senken die Hersteller die Preise nicht selber, will es die Trump-Administration auf dem Gesetzesweg versuchen. (sda/lab)
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