
Tödlicher Schusswechsel bei Israels Konsulat – ein Anschlag?
Baseljetzt
Der von der Polizei getötete Schütze von München ist laut einem Medienbericht voriges Jahr wegen mutmasslicher Nähe zur Terrororganisation IS in Österreich angezeigt worden.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) schloss einen Anschlagsplan auf das Konsulat zum Jahrestag des Olympia-Attentats vom September 1972 nicht aus. «Die Hintergründe der Tat müssen noch aufgeklärt werden», sagte Herrmann. Es müsse aber davon ausgegangen werden, dass es möglicherweise einen Anschlagsplan auf das Konsulat gegeben habe: «Wenn jemand hier unmittelbar in Sichtweite zum israelischen Generalkonsulat parkt, dann mit dem Gewehr um dieses Generalkonsulat herum geht, da mit dem Schiessen beginnt», sei das «sicherlich oder mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Zufall».
Laut Bayerns Justizminister Georg Eisenreich werden die Ermittlungen in dem Fall aber von der Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) bei der Generalstaatsanwaltschaft München geführt.
Berichte: Schütze war Behörden in Österreich als mutmasslicher Islamist bekannt
Der Schütze wohnte nach Polizeiangaben in Österreich. Informationen der österreichischen Presse-Agentur APA zufolge hat er bosnische Wurzeln und war den österreichischen Behörden als mutmasslicher Islamist bekannt.
Demnach war er im vergangenen Jahr bei der Staatsanwaltschaft Salzburg wegen Verdachts in Richtung terroristischer Vereinigung angezeigt worden. Auch mehrere andere Medien hatten zuvor darüber berichtet.
Es soll sich bei ihm laut APA zwar um keinen sogenannten Hochrisiko-Gefährder gehandelt haben. Auf seinem Handy seien aber Daten und ein Computerspiel sichergestellt worden, die eine Nähe zu islamistisch-terroristischem Gedankengut bezeugten.
Ein Verfahren wegen Mitgliedschaft bei der radikalislamischen Terror-Miliz Islamischer Staat (IS) sei aber eingestellt worden, hiess es. Die Salzburger Polizei, die Staatsanwaltschaft Salzburg und das Innenministerium in Wien bestätigten diese Angaben auf Anfrage zunächst nicht.
Söder: Zusammenhang mit Attentat-Jahrestag möglich
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sprach mit Blick auf den Jahrestag des Olympia-Attentats in München von einem schlimmen Verdacht. «Ein Zusammenhang ist möglicherweise gegeben. Es muss noch geklärt werden», sagte der CSU-Politiker in der Nähe des Tatorts. «München hat heute kurz den Atem angehalten.»
Bei dem Terroranschlag bei den Olympischen Spielen in München hatten am 5. September 1972 palästinensische Terroristen im Olympischen Dorf zwei Männer erschossen und neun Geiseln genommen. Rund 18 Stunden später endete ein Befreiungsversuch mit dem Tod der neun israelischen Geiseln, eines Polizisten und von fünf der Attentäter.
Die Terroristen wollten mehr als 200 Gefangene in Israel und die RAF-Terroristen Andreas Baader und Ulrike Meinhof freipressen. Die deutsche Innenministerin Nancy Faeser bezeichnete die Schüsse als schwerwiegenden Vorfall. Sie wolle aber nicht spekulieren, es gelte abzuwarten, sagte die SPD-Politikerin in Berlin.
Israels Staatspräsident spricht von Terroranschlag
Israels Staatspräsident Izchak Herzog sprach von einem «Terroranschlag heute Morgen in der Nähe des israelischen Konsulats in München» und verurteilte die Tat. Er danke den deutschen Sicherheitsdiensten für ihr schnelles Eingreifen, schrieb Herzog auf der Plattform X nach einem Telefonat mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Polizisten hatten gegen 9 Uhr in dem Areal in der Nähe des Konsulats und des NS-Dokumentationszentrums den mit einem älteren Karabiner samt Bajonett bewaffneten Mann entdeckt. Er schoss laut Herrmann gezielt auf die Polizisten, die das Feuer erwiderten. Fünf Beamten waren laut einem Polizeisprecher an dem Schusswechsel beteiligt.
Schusswechsel dauerte nur wenige Minuten
Dabei sei der 18-Jährige gegen 9.12 Uhr getroffen worden, er sei noch am Einsatzort gestorben. Schon nach wenigen Minuten habe der Mann keine Gegenwehr mehr leisten können, sagte der Münchner Polizeipräsident Thomas Hampel. Weitere Verletzte habe es nicht gegeben.
Dennoch waren laut Bayerns Innenminister Herrmann innerhalb kürzester Zeit rund 500 Polizistinnen und Polizisten in der Innenstadt im Einsatz. Darunter waren laut Polizei auch Spezialkräfte und ein Hubschrauber.
Ministerpräsident Söder sprach von einem schlimmen Tag mit «glimpflichem Ausgang». Er betonte: «Jüdische Einrichtungen werden in Bayern ganz besonders geschützt.»
Israelitische Kultusgemeinde: Unsicherheitsgefühl wird sich verfestigen
Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, sagte: «Das Unsicherheitsgefühl nicht nur in der jüdischen Gemeinschaft wird sich nach diesem Vorfall noch einmal verfestigen. Der Auftrag für die politisch Verantwortlichen ist deshalb sehr klar: Gewalttätiger Extremismus muss wieder aus dem öffentlichen Raum zurückgedrängt werden, alles andere wäre das Ende unserer offenen Gesellschaft.»
Das Generalkonsulat in München sei zum Zeitpunkt des Vorfalls wegen des Gedenkens zum Jahrestag des Olympia-Attentats geschlossen gewesen, schrieb die Generalkonsulin des Staates Israel für Süddeutschland, Talya Lador-Fresher, auf der Plattform X.
«Dieses Ereignis zeigt, wie gefährlich der Anstieg des Antisemitismus ist. Es ist wichtig, dass die breite Öffentlichkeit ihre Stimme dagegen erhebt.» (sda/mei)
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mil1977
Dieser “Österreicher” Emreh I. ist nicht der eigentlich gesuchte Extremist, er ist nur Werkzeug. Die hohe Zahl der Polizeiwagen und die Meldungen vergrössern nur seinen Ruhm in der Szene. Die Extremisten, die ganzen Manipulateure und Helfer, die in den Moscheen und insbesondere bei TikTok etc. arbeiten, sollten das eigentliche Ziel der Polizei und der Geheimdienste sein.