Schweizer Delegation mit Einigung an Weltklimakonferenz zufrieden
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Aserbaidschan
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Schweizer Delegation mit Einigung an Weltklimakonferenz zufrieden

24.11.2024 09:52 - update 24.11.2024 09:54

Baseljetzt

Die Schweizer Vertretung zeigte sich zufrieden mit der Einigung der Weltklimakonferenz zur Aufstockung der Klimahilfe. Der Delegationsleiter nannte den Abschluss erfolgreich, äusserte jedoch auch Enttäuschung.

Insgesamt sollen bis 2035 jährlich mindestens 1,3 Billionen US-Dollar fliessen, davon 300 Milliarden vorrangig aus den Industriestaaten. Die 300 Milliarden und damit die Verdreifachung der bisherigen Beträge seien zu erreichen, sagte Umweltbotschafter Felix Wertli im Anschluss telefonisch zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Mit dem Geld sollen Entwicklungsländer mehr Klimaschutz bezahlen können und sich an die fatalen Folgen der Erderwärmung anpassen können – etwa häufigere Dürren, Stürme und Überschwemmungen.

Beitrag noch nicht definiert

Die Schweiz wird – wie alle anderen Staaten – mit dem Beschluss der Uno-Klimakonferenz (COP29) nicht konkret zu Zahlungen verpflichtet. Der Bundesrat werde 2025 einen Bericht verabschieden, in dem ein «fairer» Beitrag der Schweiz festgelegt werden soll, sagte Wertli. Er betonte, dass es nicht nur darum gehe, direkt mehr Geld zu bezahlen. Es gehe auch darum, Gelder zu mobilisieren.

Die Erwartungen der Entwicklungsländer hatte Umweltminister Albert Rösti in einem Interview mit dem Schweizer Radio und Fernsehen im Vorfeld der Einigung als «jenseits von Gut und Böse» bezeichnet. Die Schweiz komme ihrer historischen Verpflichtung bereits nach, indem sie «schon heute mit 700 Millionen pro Jahr im Vergleich zu anderen Ländern proportional mehr an den Klimaschutz beiträgt, als von ihr erwartet werden kann», sagte Rösti in dem am Freitag veröffentlichten Interview.

Mehr Geberländer und zusätzliche Mittel

Zwar mobilisieren die klassischen Industriestaaten bisher jährlich gut 100 Milliarden US-Dollar an Klimahilfen. Doch inzwischen liegt der Bedarf an externer Hilfe laut einer unabhängigen Uno-Expertengruppe bei rund einer Billion US-Dollar pro Jahr bis 2030 – und sogar 1,3 Billionen bis 2035.

Um dieses Investitionsziel aufzutreiben, sollen der Einigung zufolge auch die multilateralen Entwicklungsbanken deutlich mehr Kredite ausreichen, beziehungsweise armen Staaten Schulden erlassen. Über das öffentliche Geld und das der Banken sollen, mit Hebelwirkung auch in grossem Stil private Investitionen angestossen werden, die ebenfalls als Klimafinanzierung gezählt werden.

Ausserdem sollen weitere Geberländer ermuntert werden, sich zu beteiligen. Die Schweiz hatte am Klimagipfel unter anderem das Ziel verfolgt, die Zahl der Geberländer für Investitionen in den weltweiten Klimaschutz zu vergrössern. Dieses Ziel sei erreicht worden, sagte Wertli. Die Einigung sieht demnach eine Ausweitung der Geberländer auch auf reiche Schwellenländer vor.

Ernüchterung und Enttäuschung

Hinsichtlich des Themas der Emissionsreduktion von Treibhausgasen zeigte sich der Delegationsverantwortliche enttäuscht. Auch hätte sich die Schweizer Delegation von der Konferenz eine stärkere Botschaft zum Bekenntnis zum 1,5-Grad-Klimaziel gewünscht, wie Wertli sagte. Bundesrat Rösti hatte an der Klimakonferenz das 1,5-Grad-Klimaziel der Schweiz bekräftigt.

Die Umweltorganisation WWF Schweiz kritisierte die Einigung auf jährlich 300 Milliarden Dollar als «völlig unzureichend». Die Schweiz hätte im Vorfeld über einen fairen Anteil am neuen Finanzziel diskutieren müssen, teilte die Organisation mit. Auch beim geplanten Ausstieg aus den fossilen Energien seien kaum Fortschritte erzielt worden. Die Schweiz habe sich für einen klaren Fahrplan eingesetzt, sei aber vor allem von den Gas- und Ölstaaten ausgebremst worden.

Greenpeace Schweiz forderte, dass die Schweiz nach dem enttäuschenden Abschluss endlich die Herausforderungen im Klimaschutz angehen und sich von fossilen Brennstoffen verabschieden müsse. Das neue Stromgesetz, das im Juni vom Volk angenommen worden war, weise den Weg für einen Übergang weg von fossilen Energieträgern. Aber Klima-Kompensationen im Ausland behinderten eine nachhaltige Entwicklung genauso wie die Rückkehr der Atomenergie. Die Schweiz habe das Potenzial, genügend erneuerbare Energie zu produzieren, insbesondere mit Photovoltaik, sowie Energie einzusparen. (sda/lap)

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25.11.2024 06:56

TomGrau

klar ist man zufrieden muss man wie immer mehr oder weniger nichts machen und nichts bezahlen. die Leute sind einfach blind

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24.11.2024 09:48

skywings2

Im Jahr 2021 wiesen die grössten wichtigsten Agrar-und Oelmultis total 280 Milliarden Gewinne aus, wohlverstanden in einem Jahr. Heute sind diese Gewinnen sicher deutlich höher.
Bereits 1992 war die Klimaveränderungen an einer UNO Versammlung Thema. In den einzelnen Staaten ist aber, bis heute, die Privatwirtschaft zu stark, es passiert kaum was. Viele Akteure in der Privatwirtschaft machen riesige Gewinne auf Kosten der Umwelt. Die wollen hier nichts verändern. Es gibt extrem viele mit extrem grosser Macht und Einfluss, die dafür sorgen dass PolitikerInnen nicht handeln.
Deshalb : Aufhören mit dieser Selbstbeweihräucherungen an solchen Gipfeln.

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