Psychologie
Basel-Stadt

Sexsucht in der Gesellschaft: «Pornografie ist ein Männerprodukt»

26.06.2024 12:00 - update 25.03.2025 15:26
Michael Kempf

Michael Kempf

Die Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel (UPK) registrieren immer mehr Fälle von Sexsucht. Der leitende Psychologe Renanto Poespodihardjo sieht darin ein gesellschaftliches Problem.

Wie «20 Minuten» bereits berichtete, verzeichnen die Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel (UPK) eine Zunahme der Behandlungen wegen Sexsucht. Machte die Sexsucht 2019 noch 14 Prozent der Beratungsfälle aus, waren es 2023 bereits 22 Prozent.

Der leitende Psychologe Renanto Poespodihardjo glaubt jedoch nicht, dass die Fälle von Sexsucht an sich zugenommen haben. Vielmehr seien die Beratungsstellen für Sexsucht in den vergangenen Jahren bekannter geworden und würden von den Betroffenen vermehrt in Anspruch genommen. «Ich denke, dass sich herumgesprochen hat, dass man hier dieses Thema ansprechen kann. Und das wird genutzt. Und deshalb der Anstieg. Ich glaube nicht, dass jetzt mit einem Mal ein Boom seit gestern entfacht ist. Wir haben das Problem schon länger bestehend und mehr Menschen kommen zum Glück zur Beratung», erklärt Poespodihardjo.

Laut Poespodihardjo sind es vor allem Männer, die sich in Behandlung begeben. Auch wegen des exzessiven Konsums von Pornografie. «Pornografie ist ein Produkt, das in erster Linie für Männer entwickelt wurde», erklärt Poespodihardjo. Bei Frauen sei es eher der Versuch, über Sexualität und Promiskuität Selbstwertgefühl zu erlangen.

Pornoseite noch vor der SBB-App

Anhand der meistbesuchten Seiten im Internet könne man feststellen, dass Pornografie ein massives Konsumverhalten der gesamten Gesellschaft zeige, die sich im Internet bewege. So liege in der Schweiz bei den Nutzungszahlen eine Pornoseite noch vor der SBB-App.

Inwieweit sich Pornografie auf die Gesellschaft als Ganzes auswirke, lasse sich aufgrund fehlender Daten nicht sagen, so Poespodihardjo. Sicher sei aber, dass sie vor allem bei Jugendlichen etwas auslöse.

Aus Sicht von Renanto Poespodihardjo wäre ein präventiverer Umgang mit Sexualität und Pornografie vor allem in jungen Jahren notwendig. «In Amsterdam gibt es zum Beispiel Grachten. Die werden nicht einfach zugeschüttet, sondern die Lösung ist, so früh wie möglich Schwimmunterricht anzubieten», sagt Poespodihardjo. So sollte man auch im Bereich der psychischen Gesundheit mit Pornografie umgehen.

Wie erkenne ich Sexsucht?

Gemäss einer Statistik der Sanitas ist in der Schweiz jede zwanzigste Person von Sexsucht betroffen. Die Dunkelziffer ist jedoch viel höher. Doch wie erkennt man, ob man an Sexsucht leidet? Renanto Poespodihardjo erklärt es so:

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Kommentare

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26.06.2024 17:41

Freddi1985

jo die alten Säcke wieder

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