Söldner-Truppen beenden Aufstand gegen Kreml
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Wagner-Truppen
International

Söldner-Truppen beenden Aufstand gegen Kreml

25.06.2023 07:12

Baseljetzt

Der bewaffnete Aufstand russischer Söldner gegen die eigene Staatsführung scheint von kurzer Dauer geblieben zu sein. Jewgeni Prigoschin erteilte bereits wieder den Befehl zum Rückzug seiner Privatarmee.

Kurz darauf gaben die Söldner ihre bis dahin gehaltenen Stellungen im Süden Russlands auf. Prigoschin selbst werde unbehindert ins Nachbarland Belarus gehen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Samstag nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Interfax. Als Garantie für den freien Abzug habe der einstige Vertraute von Kremlchef Wladimir Putin «das Wort des Präsidenten».

Obwohl Putin noch am Morgen die Bestrafung der Aufständischen angekündigt hatte, gab es am Abend anderslautende Erklärungen aus dem Kreml. Auch die Kämpfer der Wagner-Truppe sollen angesichts ihrer Verdienste an der Front in der Ukraine nicht strafrechtlich verfolgt werden, wie Peskow versicherte. Vielmehr werde einem Teil der Söldner ein Angebot unterbreitet, sich vertraglich zum Dienst in den russischen Streitkräften zu verpflichten.

Lukaschenko als Vermittler

Zuvor hatte der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko Prigoschin nach eigenen Angaben dazu gebracht, seinen Aufstand aufzugeben. Lukaschenko habe sich als Vermittler angeboten, weil er Prigoschin seit rund 20 Jahren persönlich kenne, sagte Peskow. Prigoschin selbst äusserte sich nicht unmittelbar dazu. Ob und wann er sich aus dem Süden Russlands nach Belarus begeben wollte, war nicht klar.

Kurz zuvor hatte der Söldnerchef angekündigt, den Vormarsch seiner Einheiten auf die russische Hauptstadt Moskau zu stoppen. «Unsere Kolonnen drehen um und gehen in die entgegengesetzte Richtung in die Feldlager zurück», sagte er in einer von seinem Pressedienst auf Telegram veröffentlichten Sprachnachricht. Bislang sei «nicht ein Tropfen Blut unserer Kämpfer» vergossen worden. «Jetzt ist der Moment gekommen, wo Blut vergossen werden könnte.» Deshalb sei es Zeit, die Kolonnen umdrehen zu lassen.

Es war zunächst nicht klar, ob Prigoschin neben Straffreiheit noch weitere Zugeständnisse gemacht oder zumindest in Aussicht gestellt wurden, um den Vormarsch seiner Truppen auf Moskau zu stoppen. Er galt lange als loyaler Weggefährte Putins, als unantastbare Grösse im russischen Machtgefüge, bis ihn der Kremlchef am Samstagmorgen als «Verräter» bezeichnete – und damit öffentlich fallen liess.

Söldner ziehen sich zurück

Ihre bis zum frühen Sonntagmorgen (Ortszeit) gehaltenen Positionen in der südrussischen Millionenstadt Rostow am Don gaben die Wagner-Truppen auf. Unter dem Applaus der Zivilbevölkerung verliessen zunächst die ersten Fahrzeuge mit Söldnern das – erst Stunden zuvor von ihnen eingenommene – Hauptquartier des russischen Militärkommandos Süd, ehe später auch Panzer und Gefechtsfahrzeuge die Innenstadt verliessen.

An den Zufahrtsstrassen rund um Moskau wurden am frühen Sonntagmorgen nach offiziellen Angaben alle Strassensperren aufgehoben. An dem von Bürgermeister Sergej Sobjanin ursprünglich aus Sicherheitsgründen verfügten arbeitsfreien Montag hielt die Stadtverwaltung aber weiter fest. (sda/mei)

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28.06.2023 14:18

mil1977

Selbst in Russland werden inzwischen einige ganz froh darüber sein, dass die militärischen Kapazitäten von J. Prigoschin und R. Kadyrow in der Ukraine aufgegrieben werden.
Denn in einer Zeit nach V. Putin könnte es sehr wichtig werden, welcher potentielle Nachfolger wieviel eigene Truppen hat.

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