SP-Grossrat: Kanton soll «La Torre» kaufen und wieder zum Ausflugsziel machen
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Basel-Stadt

SP-Grossrat: Kanton soll «La Torre» kaufen und wieder zum Ausflugsziel machen

19.03.2024 17:30 - update 19.03.2024 18:34
Michel Schultheiss

Michel Schultheiss

Der Kanton soll das ehemalige Restaurant erwerben und dort eine öffentliche Nutzung ermöglichen. Dies fordert SP-Grossrat Tim Cuénod. Nebst einer Beiz soll es auch was für die Kinder im Quartier bieten.

«Traumvilla auf dem Bruderholz in Basel». Unter diesem Titel wurde vor wenigen Tagen ein Inserat aufgeschaltet. Mittlerweile – Stand Dienstag – ist es wieder von der Plattform Homegate verschwunden. Was hinter diesem Hin und Her steckt, bleibt offen: Trotz mehrmaliger Anfragen von Baseljetzt war der Eigentümer nicht erreichbar.

Die Swiss Marketplace Group, welche die Plattform betreibt, schreibt auf Anfrage von Baseljetzt, dass das Angebot am Montag vom Inserierenden offline genommen wurde. Aus Datenschutzgründen könnten dazu keine weiteren Angaben gemacht werden.

Viele Schmierereien wurden entfernt

Vieles weist aber darauf hin, dass die Verkaufsabsichten echt sind. Zwar sind noch zerbrochene Scheiben und einzelne Graffitis am Haus zu sehen, wie ein Augenschein vor Ort zeigt. Der Abfall im Garten, die Farbkleckse an der Fassade sowie die vielen Sprayereien und Plakate mit Protestnoten gegen die Behörden sind verschwunden. Wie ein Nachbar gegenüber Baseljetzt bestätigt, habe eine Gruppe von Leuten kürzlich die Schmierereien überstrichen und Fotos vom Haus gemacht. Dies deutet daraufhin, dass es der Eigentümer das zeitweise zur Bruchbude verkommene Haus aufhübschen liess.

Diese Gelegenheit sollte beim Schopf gepackt werden: Das ehemalige Ausflugsziel könnte wieder der Öffentlichkeit zugute kommen. Dieser Ansicht ist SP-Grossrat Tim Cuénod. Wie er gegenüber Baseljetzt ankündigt, werde er dazu am Mittwoch eine Interpellation verfassen. Dabei will er die Regierung fragen, ob sie an einer öffentlichen Nutzung interessiert wäre – und ob der Kanton allenfalls bereit wäre, die Liegenschaft zu kaufen. «Ich könnte mir neben einem Restaurant auch eine Quartiernutzung vorstellen», sagt Cuénod. So etwa seien Angebote für Kinder wie auch für ältere Menschen denkbar.

Beim Finanzdepartement kein Thema

Anfrage beim Basler Finanzdepartement. Wie das Beispiel Clara-Areal zeigte, ist der Kanton schliesslich als Käufer von um Welten grösseren Immobilien aufgetreten. Punkto «La Torre» gebe es hingegen keine Überlegungen dieser Art, sagte Mediensprecher David Weber gegenüber Baseljetzt.

Wenig begeistert von der Übernahme-Idee der SP ist Andreas Zappalà, Geschäftsführer des Hauseigentümerverbandes Basel-Stadt. Er sei generell nicht der Meinung, dass der Kanton als Hauptinvestor auftreten solle. Beim «La Torre» habe er zudem Mühe mit der Überlegung, dem Eigentümer zuerst Auflagen zum Denkmalschutz aufzuerlegen, um ihm anschliessend zu einem günstigen Preis das Haus abzukaufen.

Das Gebäude wurde anno 1926, im gleichen Jahr wie der Wasserturm gleich nebenan, fertiggestellt. Um das einstige Ausflugsrestaurant tobte ein jahrelanger Rechtsstreit. Der Eigentümer wollte das Haus abreissen. Dagegen wehrte sich der Neutrale Quartierverein Bruderholz mit einer Petition.

Jahrelanger Rechtsstreit um verlotterte Villa

Der Regierungsrat entschied im Jahr 2020, die Gebäudehülle ins Denkmalverzeichnis einzutragen, was der Inhaber anfocht. Vor dem Verwaltungsgericht biss er jedoch damit auf Granit. Mangels Unterhalt verlotterte das Haus zusehends.

Der Kanton verpflichtete daraufhin den Eigentümer, Unterhaltsmassnahmen zu ergreifen. Währenddessen zog dieser die Beschwerde bis ans Bundesgericht weiter. Dieses erteilte ihm jedoch im Dezember 2023 eine Abfuhr, womit das «La Torre» definitiv unter Schutz steht.

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