Irans Gesundheitsminister korrigiert Zahl der Todesopfer nach Attacke
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Irans Gesundheitsminister korrigiert Zahl der Todesopfer nach Attacke

03.01.2024 15:13 - update 03.01.2024 21:27

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Nach dem verheerenden Anschlag in der Stadt Kerman hat Irans Gesundheitsminister die Zahl der Todesopfer nach unten korrigiert. 95 Menschen seien ums Leben gekommen, sagte Bahram Eynollahi am Mittwoch in einem Interview.

Bahram Eynollahi begründete die Korrektur damit, dass einige Namen der Opfer zuvor doppelt gezählt worden waren. Staatsmedien hatten die Zahl der Todesopfer zuvor mit 103 angegeben. Immer noch befänden sich rund 30 Patienten im kritischen Zustand, sagte der Minister. Insgesamt wurden laut Eynollahi 211 Menschen verletzt.

Am Todestag des mächtigen iranischen Generals Ghassem Soleimani ereigneten sich in dessen Heimatstadt Kerman nahe der Grabstätte am Mittwoch zwei Explosionen. Irans Regierung sprach von einer Terrorattacke. Die Bundesregierung und der Europäische Auswärtige Dienst verurteilten den Anschlag als Terrorakt. Es war die tödlichste Attacke in der rund 45-jährigen Geschichte der Islamischen Republik. Die Hintergründe sind noch unklar.

Hintergrund zunächst unklar

Der Hintergrund für die Explosionen war zunächst unklar. Zunächst reklamierte keine Gruppe den mutmasslichen Anschlag für sich. Terrorangriffe mit diesem Ausmass sind im Iran äusserst selten. Der Zustand vieler Verletzten war laut Medienberichten kritisch. Die Sorge war gross, dass die Zahl der Opfer noch weiter steigen könnte. Irans Gesundheitsminister Bahram Eynollahi machte sich auf den Weg, um die Versorgung der Verletzten persönlich zu überwachen.

Irans Innenminister Ahmad Wahidi kündigte eine entschiedene Reaktion an. «Unsere Polizeikräfte sind wachsam und werden diejenigen, die dieses Verbrechen begangen haben, zur Rechenschaft ziehen», sagte der Minister. Wahidi sagte, die meisten Menschen seien bei der zweiten Explosion ums Leben gekommen. Die genauen Hintergründe werden demnach untersucht.

Kerman ist die Heimat von Ghassem Soleimani, dem früheren Kommandeur der Auslandseinheiten der iranischen Revolutionswächter (IRGC). Die USA hatten ihn am 3. Januar 2020 im Irak durch einen Drohnenangriff getötet. Von systemtreuen Regierungsanhängern wird Soleimani als Märtyrer verehrt. Bei seiner Beerdigung kam es damals zu einer Massenpanik mit mehr als 50 Toten. Propagandabilder des Generals prangen auch an Häuserwänden in der Hauptstadt Teheran.

«Entsetzliches Geräusch einer Explosion»

Kerman liegt in der gleichnamigen iranischen Provinz, umgeben von weiten Wüstengebieten. Auch am Mittwoch pilgerten Menschenmassen durch die Strassen der Provinzhauptstadt zu Soleimanis Grabstelle. Nur wenige Hundert Meter entfernt sollen sich die Explosionen ereignet haben. In einem live im Staatsfernsehen übertragenen Ausschnitt waren ein Knall und Schreie zu hören. In den Videos war zu sehen, wie Panik ausbrach und Menschen vom Ort der Explosionen flüchteten.

Reporter der Staatsagentur Irna sprachen von einem «entsetzlichen Geräusch einer Explosion». Während einer Live-Schalte einer Reporterin des Staatsfernsehens waren Retter zu sehen, die mit Verletzten im Hintergrund in ein Krankenhaus eilten. Bilder von den Anschlagsorten zeigten blutüberströmte Gehwege, beschädigte Fahrzeuge und zerfetzte Kleidungsstücke. Sicherheitskräfte sperrten den Pilgerort ab. Krankenhäuser wurden in Alarmbereitschaft versetzt.

Hisbollah hatte Vergeltung angekündigt

Vor mehr als einem Jahr hatte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) einen Anschlag auf ein schiitisches Heiligtum in der Kulturmetropole Schiras für sich reklamiert. Bei der Attacke im Oktober 2022 kamen mehr als ein Dutzend Menschen ums Leben.

Anlässlich des Todestags Soleimanis wollte der Generalsekretär der libanesischen Schiitenorganisation Hisbollah, Hassan Nasrallah, am Mittwochabend eine Rede halten. Vor dem Hintergrund der Tötung eines Anführers der islamistischen Hamas im Libanon wurde die Rede mit Spannung erwartet. Es gibt Sorgen, dass der gewaltsame Tod von Saleh al-Aruri, Vize-Leiter des Politbüros der Hamas, zu einer weiteren Eskalation des Konflikts mit Israel führen könnte.

Die mit der Hamas verbündete Hisbollah, die als wichtigster nichtstaatlicher Verbündeter der Islamischen Republik gilt, hatte Vergeltung angekündigt.

Irans Religionsführer kündigt «harte Antwort» an

Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei hat nach der Terrorattacke in Kerman eine scharfe Reaktion angekündigt. «Sie sollen wissen, dass diese katastrophale Tat eine harte Antwort nach sich ziehen wird, so Gott will», sagte der Religionsführer am Mittwoch laut einer Mitteilung, die in den Staatsmedien veröffentlicht wurde. Den Opfern und Familien sprach der 84-Jährige sein Mitgefühl aus. (sda/mei/jwe)

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03.01.2024 15:18

mil1977

Die USA haben mit Q, Soleimani einen Terror-Strippenzieher und Befehlsgeber getötet. Der Iran steckt in einer innenpolitischen Krise, denn die USA haben ihr Ziel erreicht, den Iran wirtschaftlich zu schwächen und die Bevölkerung gegen das Mullah-Regime aufbegehren zu lassen. Dieses Regime versucht nun mit Hilfe der Hamas von der inneren Krise abzulenken, und dies eben nicht erst seit der Tötung von Q. Soleimani. Die USA können ihre militärische Überlegenheit voll einsetzten, selbst, wenn vom Iran gesteuerte Gruppen wie die die Hisbollah Angriffe auf die USA durchführen würden.

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