
Stärkster Sonnensturm seit 2003: Der Himmel leuchtete farbig über der Schweiz
Baseljetzt
Der stärkste Sonnensturm seit über 20 Jahren hat in der Schweiz für sichtbare Polarlichter am Nachthimmel gesorgt. Das farbige Spektakel war von blossem Auge ausnahmsweise sogar vom Flachland aus sichtbar.
Der Sonnensturm, der in der Nacht auf Samstag für die Nordlichter sorgte, war nach Angaben der US-Wetterbehörde NOAA der stärkste geomagnetische Sturm seit 2003. Da weitere koronale Massenauswürfe auf dem Weg zur Erde seien, sei sehr wahrscheinlich, dass die geomagnetischen Stürme über das Wochenende anhalten würden, so die NOAA.
In der Nacht auf Sonntag hätten die Menschen in der Schweiz wohl nochmals eine recht gute Chance auf Nordlichtbeobachtungen, teilte der Wetterdienst Meteonews am Samstag mit. In der vielerorts klaren Nacht lohne sich ein Blick an den nördlichen Himmelshorizont.
In der Alpenregion selten
Je besser dieser sichtbar sei, und je dunkler der Ort sei, an dem man sich befinde, desto grösser seien die Chancen, dass man einen Blick auf Nordlichter erhaschen könne, hiess es. Zu Wochenbeginn seien die Chancen dann wieder geringer.
Nordlichter sind in der Alpenregion selten. Bekannt sind sie hauptsächlich aus polaren Gebieten. In der Nacht auf Samstag waren sie gleich in mehreren Regionen der Schweiz zu sehen.
Menschen veröffentlichten und teilten in den sozialen Netzwerken zahlreiche Fotos. Mancherorts leuchtete es magenta, andernorts gab es violett-blau-grüne Farbspektakel und teils färbte sich der Himmel auch purpur.
Von Wetterkameras festgehalten
Meteoschweiz hielt das Naturspektakel auf einer Wetterkamera in Ravoire bei Martigny VS fest. Auch die Winterthurer Sternwarte Eschenberg beobachtete das Naturschauspiel, wie die Zürcher Institution mitteilte.
Ursache für das seltene Schauspiel sind Sonnenstürme, sogenannte koronale Massenauswürfe (CME), die auf das Magnetfeld der Erde treffen. Polarlichter entstehen nach Angaben von Meteoschweiz durch eine Wechselwirkung zwischen geladenen Teilchen aus dem Weltraum und der Erdatmosphäre. Ein Sonnenwind besteht aus geladenen Teilchen, hauptsächlich Elektronen und Protonen, die von der Sonne ausgestossen werden.
Sobald die geladenen Teilchen die Atmosphäre erreichen, kollidieren sie mit den Gasen in der Atmosphäre. Bei den Kollisionen werden Energie und Licht freigesetzt. Die Farbe der Nordlichter hängt dabei von der Art der Gaspartikel ab, mit denen die geladenen Teilchen in der Atmosphäre interagieren sowie von der Höhe, in der diese Wechselwirkungen auftreten. Je stärker die Sonnenwinde, desto südlicher sind die Nordlichter sichtbar.
Schäden bei «Halloween-Stürmen»
Die Stärke eines solchen Sturms wird laut Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in drei fünfstufigen Kategorien angegeben, von denen Kategorie G geomagnetische Effekte, ausgelöst durch die Plasmawolke, beschreibt. Kategorie S meint hingegen durch hochenergetische Teilchen verursachte Strahlungseffekte und Kategorie R durch den Röntgenblitz ausgelöste Radiostörungen.
Zum aktuellen Sonnensturm erklärte die US-Wetterbehörde NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) in der Nacht zu Samstag, «G5-Konditionen» beobachtet zu haben. Diese höchste Stufe sei zuletzt bei den sogenannten «Halloween-Stürmen» im Oktober 2003 festgestellt worden, welche zu Stromausfällen in Schweden und zur Beschädigung von Transformatoren in Südafrika geführt hatten.
Warnung an Fluggesellschaften
Bereits zuvor hatte die NOAA die Betreiber von wichtiger Infrastruktur in den USA, darunter jene von Satelliten und Stromnetzen sowie Fluggesellschaften, gewarnt, Vorsichtsmassnahmen für entsprechende Störungen zu ergreifen.
Ursprungsregion der Sonnenstürme ist den NOAA-Experten zufolge ein grosser, komplexer Sonnenfleckcluster, der etwa 17-mal so gross wie der Durchmesser der Erde sei.
«Es ist sehr wahrscheinlich, dass die geomagnetischen Stürme bis zum Wochenende anhalten werden, da mehrere zusätzliche koronale Massenauswürfe auf dem Weg in die äussere Atmosphäre der Erde sind», so die NOAA. Allerdings prognostiziert die US-Behörde zunächst keinen weiteren Sonnensturm in G5-Stärke.
Chance für Nordlichtbeobachtung auch in der Nacht auf Sonntag gut
Für eine gute Sicht auf Polarlichter am Schweizer Himmel gibt es laut Meteorologen nochmals in der Nacht auf Sonntag eine Gelegenheit. Die Chancen für Nordlichtbeobachtungen seien nochmals recht gut, teilte der Wetterdienst Meteonews am Samstag mit.
In der vielerorts klaren Nacht lohne sich ein Blick an den nördlichen Himmelshorizont. Je besser dieser sichtbar sei, und je dunkler der Ort sei, an dem man sich befinde, desto grösser seien die Chancen, dass man einen Blick auf Nordlichter erhaschen könne, hiess es. Zu Wochenbeginn seien die Chancen dann wieder geringer. (sda/jwe)
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